Ausstellung im Uni-Museum Flaniermeile, Sportplatz, Heuwiese

BONN · Einmal in der Woche verpflichtender Hofgarten-Sport für alle Erstsemester? Eine solche Ankündigung würde die Uni Bonn im Beliebtheitsranking der Studenten heutzutage wohl nach hinten katapultieren - 1924 aber war diese Regelung Realität. Das zeigt eine Ausstellung im Universitätsmuseum, die vor kuriosen Fotos und erstaunlichen Informationen über Bonns bekannteste Wiese strotzt

Wer hätte gedacht, dass 1947, inmitten einer zerbombten Innenstadt, ein Zirkus seine Zelte dort aufschlug? "The Great Williams Circus Show" sorgte für ein paar Stunden Leichtigkeit im Nachkriegsbonn und Spenden-Einnahmen in die Wiederaufbau-Kasse der Universität.

Erinnert sich noch jemand an die Reitveranstaltungen, die in den 80er Jahren den Hofgarten zur Bühne für glänzende, gestriegelte Dressur-Pferde machte? Zeitzeugen für die Heuernte im Jahr 1900 gibt es nicht mehr, aber ein altes Foto belegt sie eindrücklich. Thomas Becker, Leiter des Universitätsmuseums, war sehr überrascht, als er bei seiner Suche nach historischen Aufnahmen darauf stieß: "Ich wusste, dass während der Kriege hier Rüben und Kohl angepflanzt wurden. Aber ich hätte nie gedacht, dass sie in Friedenszeiten das Gras hochwachsen ließen. Wahrscheinlich brauchte man Heu für die universitätseigenen Pferde."

Kriegsgefangenen-Entlassungslager, Sammlungsplatz für die erste große Nachkriegsdemonstration 1968 und die riesige Friedensdemonstration 1983, Weltjugendtag-Treffpunkt und Deutschland-Fest-Standort - das alles war der Hofgarten. Seit zehn Jahren feiern hier Studenten ihr Absolventenfest in herrschaftlichem Rahmen. "Als ich 1995 zum Studium herkam, frisch von der Schule, da hat mich die herrschaftliche Weite mit den großen Alleen schon sehr beeindruckt", erzählt Alexandra Bormann, die die Dokumente gemeinsam mit Historiker Becker aufspürte und aufbereitete.

Dass der ehemalige Schlossgarten 270 Jahre zuvor sogar noch weitaus prächtiger angelegt wurde, konnte sie damals noch nicht wissen: Als Mini-Versailles französischer Prägung, mit zurechtgestutzten Hecken und Bäumen, Springbrunnen und verschnörkelten Wegen für die flanierende Rokoko-Hofgesellschaft. Erst nach dem großen Brand von 1777, entschied sich der regierende Kurfürst für eine Neuanlage im weitaus natürlicheren, englischen Stil. Becker: "Das hatte zwei Gründe. Der Staat war pleite und der Geschmack hatte sich inzwischen geändert. Rasenfläche und natürlich wachsende Bäume waren billiger und galten als stylish."

Die Ausstellung ist noch bis einschließlich kommenden Sonntag, 6. Juli, im Universitätsmuseum am Hofgarten, Regina-Pacis-Weg 1, zu sehen. Sie ist donnerstags bis sonntags von 11 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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