Workshop der Flüchtlingshilfe Bonn Geflüchtete Kinder lassen der Fantasie freien Lauf

Bonn · Bei den Tanzworkshops der Bonner Flüchtlingshilfe kommen Kinder aus Afghanistan, Syrien und der Ukraine zusammen und erschaffen Fantasie-Welten. Den Organisatoren geht es aber um mehr als nur Tanz.

Kinder tanzen beim Workshop in der Turnhalle des Ludwig-Erhard-Berufskollegs.

Kinder tanzen beim Workshop in der Turnhalle des Ludwig-Erhard-Berufskollegs.

Foto: Jan-Oliver Nickel

„Fantasie-Welten“ können Kinder beim Tanzworkshop der Bonner Flüchtlingshilfe entdecken. Das kostenlose Programm für Kinder von drei bis zwölf Jahren findet an Wochenenden im Februar, März und April statt. Kinder mit unterschiedlichem Kultur- und Sprachhintergrund sollen so ihre Sozialkompetenz verstärken und gemeinsam Spaß haben.

Rita Bruners, Projektkoordinatorin der ökumenischen Geflüchtetenhilfe im Bonner Norden, sagt, es gehe vor allem darum, das Projekt so leicht erreichbar wie möglich zu gestalten. Familien mit vielen Kindern seien für sie keine sozial schwachen Familien. „Im Umgang sind die Kinder sozial stark miteinander und unterstützen sich", sagt sie. Dies zeige auch das Beispiel des 10-jährigen Aboudi, der im Rollstuhl sitzt und trotzdem oft bei den Musik- und Turnangeboten dabei ist, wo er von den anderen Kindern herzlich angenommen werde. Ein Problem sei vielmehr, dass den Familien die finanziellen Mittel für Vereine oder Freizeitangebote fehlten.

Teilnehmer leben in Flüchtlingsunterkünften

Die Gruppe setze sich mit Menschen aus dem Irak, Afghanistan, Syrien, der Ukraine und diversen afrikanischen Ländern aus den umliegenden Flüchtlingsunterkünften der Nordstadt zusammen. Bruners versteht die Treffen als Chance, bei der die unterschiedlichen kulturellen Gruppen gemeinsam ins Gespräch kommen können. „Durch mich als Vermittlerin sprechen die Kinder untereinander Deutsch", sagt sie. Diese gemeinsame Sprache sei sehr wichtig, da die Gruppen im Alltag oft lieber im eigenen Sprachkreis blieben.

Tanz spielt pädagogisch eine wichtige Rolle bei der Integration der Kinder. Anne Menninghaus vom Förderprojekt ChanceTanz Köln setzt hierfür auf spielerisches Tanzen. So dürfen sich die Kinder einzeln in die Mitte eines Kreises stellen und kreativ Choreografien vorgeben, die der Rest der Gruppe anschließend imitiert oder auch dynamisch in einer Schlangenformation hintereinander tanzen. „Das Entscheidende bei diesem Projekt ist, dass ganz viele Sozialkompetenzen gestärkt werden“, sagt Menninghaus. „Die Kinder achten aufeinander, sie lernen Regeln und respektieren sich gegenseitig.“

Fantasiewesen im „Dschungel"

In einem Teil des Workshops können die Kinder sich mit Schminke und Kostüm in ein Fantasie-Tier verwandeln und so auf Fantasie-Reise gehen. Das geschieht etwa bei einem Ausflug in die Natur, wo sie ganz ihrer Inspiration für das Fantasie-Tier nachgehen. Für den 2. April ist dann in der Lukaskirche nach dem Kirchencafé eine Aufführung geplant.

Zaidon Saido bringt seinen Sohn und zwei Töchter regelmäßig zu Veranstaltungen wie dieser. "Ich finde das Bewegungsangebot sehr schön", sagt er. Er floh 2014 nach dem Völkermord an den Jesiden durch den Islamischen Staat (IS) mit seiner Familie aus dem Irak. Dort sei er Leiter von drei Öl-Raffinerien gewesen und wolle in Deutschland nun eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker machen, sagt er.

Der Tanzworkshop findet noch öfter statt, allerdings sind die nächsten Termine bereits ausgebucht. Weitere Infos zu künftigen Veranstaltungen unter r.bruners@thomas-morus-bonn.de

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