Probleme für Reisende Der Bonner Flughafen-Schnellbus hat seine Tücken

Bonn · Die SB60 pendelt zwischen dem Flughafen und der Bonner Innenstadt. Trotz 49-Euro-Ticket ist dafür weiter ein Zuschlag fällig. Und auch sonst muss man einiges beachten, wie unser Autor selbst erlebt hat.

Die SB60 pendelt zwischen dem Flughafen und der Bonner Innenstadt. Trotz 49-Euro-Ticket ist dafür weiter ein Zuschlag fällig.

Die SB60 pendelt zwischen dem Flughafen und der Bonner Innenstadt. Trotz 49-Euro-Ticket ist dafür weiter ein Zuschlag fällig.

Foto: Benjamin Westhoff

Kopenhagen oder Nizza, Marrakesch oder Zürich: Viele Flüge führen direkt zum Konrad-Adenenauer-Flughafen Köln/Bonn in der Wahner Heide. Wer dann allerdings vom Terminal mit öffentlichen Verkehrsmitteln die letzten 24 Kilometer in die Bonner Innenstadt weiterreisen möchte, der muss einige Klippen umschiffen. Denn so bequem der Flughafenbus SB60 der Bonner Stadtwerke auf den ersten Blick ist, so lauern doch die Tücken im Detail.

Die Haltestelle zu finden, ist nicht einfach

Erstmal muss man den Bus überhaupt finden. Ist im Terminal 1 das Gepäck vom Förderband gegriffen, geht es auf einem Laufband alternativlos einen Stock höher bis vor den Rewe-Markt. Von Bonn oder Bus steht dort nichts. Nur Eingeweihte und die Dame an der Information wissen: Der unscheinbare Ausgang 6 ein ganzes Stück weiter den Gang entlang führt in die richtige Richtung. Dort nimmt man die Treppe oder den in die Jahre gekommenen Lift und begibt sich wieder ein Stockwerk tiefer. Ergibt keinen Sinn, ist aber so.

Dann rechts durchs Parkhaus (wieder ohne Schild), und man sieht linkerhand in einiger Entfernung die Haltebuchten der Linienbusse. „Für die Beschilderung des Weges zur Haltestelle haben wir dem Flughafen schon mehrfach Verbesserungsvorschläge gemacht“, erklärt Silke Elbern aus der Pressestelle der Stadtwerke. Genutzt hat das offenbar nichts.

An welcher Bucht der Bus nach Bonn werktags alle 30 Minuten abfährt – man will ja nicht nach Porz – steht ebenfalls nirgends. Mit etwas Suchen findet man im zweiten Häuschen immerhin einen Fahrplan, den Brillenträger niemals entziffern können. Besser, man nutzt die Bahn-App. Sonst fällt gar nicht auf, wenn eine Fahrt - wie am Morgen des 1. Mai geschehen - nach 30 Minuten Verspätung ohne jede Kundeninformation gestrichen wird.

Wer außerdem dachte, mit dem 49-Euro-Ticket sei nun der Weg frei nach Bonn, der erlebt die nächste Überraschung. Das Ticket gilt zwar im Bus. Aber trotzdem ist ein Aufschlag fällig: 3,60 Euro pro Strecke. Kinder bis 14 zahlen die Hälfte. Die Monatsvariante für Pendler ist mit 61,60 Euro teurer als die Nutzung des gesamten bundesdeutschen Nahverkehrs.

Keiner im Bus schnallt sich an

Der Zuschlag hat seinen Grund: Der Bus gibt ordentlich Gas auf der Autobahn. Schließlich wollen alle nach Hause. „Liebe Fahrgäste, bitte legen Sie die Sicherheitsgurte an“, sagt eine emotionslose Computerstimme vom Band zweimal in Deutsch und Englisch. Bei einer Testfahrt hält sich daran niemand. Zwar sind Busfahrer laut Straßenverkehrsordnung nicht für die Durchsetzung der Gurtpflicht verantwortlich. Aber ein deutlicherer Hinweis auf die Anschnallpflicht in Überlandbussen wäre vielleicht angebracht. Schließlich wird die Linie mit einem normalen Stadtbus bedient, der lediglich über ein Gatter für Gepäckstücke verfügt. In einem solchen Gefährt sind Passagiere bei einem Unfall erheblich schlechter geschützt als in einem eng bestuhlten Reisebus.

Wir haben Glück. Ohne Stau rollt der Bus kaum 20 Minuten später über die Nordbrücke. Am Busbahnhof in der Innenstadt empfängt auswärtige Gäste gleich beim Ausstieg das pralle Leben. Es riecht nach Bier und Erbrochenem.

„Die Situation im Umfeld des Hauptbahnhofs ist an vielen Stellen unschön, das betrifft nicht nur die Flughafenbushaltestelle“, bedauert SWB-Pressefrau Elbern. Die Szene sei aber Teil der Stadtgesellschaft und lasse sich nicht „verdrängen“. Ganz im Gegenteil: Die Stadtverwaltung hat sich vorgenommen, die Obdachlosen- und Suchtszene vom Brunnen am Kaiserplatz und der engen Unterführung der Bahngleise exakt zur Haltestelle des Flughafenbusses zu verlagern. Gerade in den frühen Morgenstunden meiden viele Frauen und Senioren den zentralen Busbahnhof als gefühlten Angstraum. In Zürich oder Kopenhagen, in Nizza oder in Marrakesch gibt es so etwas vor Bahnhöfen nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Kompromiss suchen
Kommentar zur Außengastronomie in Bonn Kompromiss suchen