Zukunft im Bonner Stadtkern Förderverein lehnt Neubau des Stadtmuseums ab

BONN · Wie geht es mit dem Stadtmuseum weiter? Die Stadtverwaltung favorisiert einen Neubau, der Vorsitzende des Fördervereins Stadtmuseum, Gisbert Knopp, sieht die Zukunft stattdessen im Viktoriakarree.

In der Pestalozzischule soll das Stadtarchiv untergebracht werden. Die Stadt schlägt nun einen Neubau für das Stadtmuseum vor.

In der Pestalozzischule soll das Stadtarchiv untergebracht werden. Die Stadt schlägt nun einen Neubau für das Stadtmuseum vor.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Förderverein des Stadtmuseums hält nichts von den Plänen der Verwaltung, das Museum neben der früheren Pestalozzischule in einem Neubau unterzubringen. Gisbert Knopp, Vorsitzender des Fördervereins, sagte: „Wie man ja in einem Nebensatz der städtischen Erklärung lesen kann, will die Stadtverwaltung das Projekt nur auf die lange Bank schieben“, kritisierte er, „zumal die Stadt Bonn ja die 19 Millionen Euro und mehr gar nicht dafür hat“. Was er meint: Die Verwaltung betont, dass man den Erweiterungsbau auch zu einem späteren Zeitpunkt bauen könnte.

Aus Knopps Sicht bleibt das Stadtmuseum am besten im Stadtkern aufgehoben. Er bevorzugt das Viktoriabad im Viktoriakarree. „Diese Planung könnten wir für einen Bruchteil der Kosten für einen Neubau umsetzen.“ Zwei Millionen Euro müssten nach Ansicht von Architekten investiert werden, so Knopp.

Seine Vorstellung: Im Schwimmbad könnten stählerne Etagen aufgebaut werden, die genügend Platz für das Museum bieten würden. Den Verbleib an jetziger Stelle im Viktoriakarree hält er auch für eine bessere Alternative als den Umzug an den Alten Friedhof. Für Knopp ist auch die Zeitschiene von entscheidender Bedeutung: „Wenn wir nach dem Ende der Bürgerwerkstatt ausziehen müssten, wo sollen wir dann hin?“, fragt er. Der Erweiterungsbau sei ja noch nicht fertig.

Zwei Varianten zur Auswahl

Die Verwaltung schlägt der Kommunalpolitik vor, das Stadtmuseum in einem „Kopfbau“ neben der ehemaligen Förderschule unterzubringen. Über einen Verbindungsbau mit Fläche für Sonderausstellungen wäre er mit dem dahinter liegenden Magazin für das Stadtarchiv verbunden.

Eine zweite Variante („Verbindungsbau“) mit einem kleineren Anbau für das Museum hält die Stadt für weniger geeignet. Diese Planung würde dazu führen, dass das Magazin ein zweites Untergeschoss bräuchte. Nach ersten Prognosen der beauftragten Gutachter für eine Machbarkeitsstudie würden beide Varianten zwischen 19 und 24,6 Millionen Euro kosten (13,8 bis 17,9 Millionen Euro alleine für das Stadtarchiv). 15 Millionen Euro stehen bereits im Haushalt.

In der Kommunalpolitik ist man über den Verwaltungsvorschlag überrascht, aber grundsätzlich nicht abgeneigt. „Dass es jetzt seitens der Stadt nur Unterbringungs-Varianten gibt, die Neubau-Komponenten auch für das Stadtmuseum vorsehen, war von uns nicht vorgesehen und muss in der FDP-Fraktion diskutiert werden“, sagte FDP-Fraktionsvorsitzender Werner Hümmrich.

Sein Fraktionskollege Wilfried Löbach, kulturpolitischer Sprecher der FDP, fügte hinzu, der FDP sei daran gelegen, dass es für die zukünftige Unterbringung des Stadtmuseums eine gute Lösung gebe. „Deshalb waren wir auch für eine Prüfung.“

Zukunft des Stadtmuseums

Schrittweise Umsetzung möglich

Aus Sicht der FDP-Fraktion darf das Projekt Pestalozzischule in finanzieller Hinsicht „nicht zu einem zweiten Haus der Bildung ausarten“, so Hümmrich. Die Grünen wollten am Montag den Vorschlag für einen Neubau noch nicht kommentieren. „Wir müssen das Thema erst einmal in der Fraktion beraten“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt. Das gelte auch für die CDU-Fraktion, sagte deren Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger.

Die Linke favorisiert die „Kopfbau“-Variante für einen Neubau des Museums, „sofern das Stadtmuseum nicht im Viktoriakarree verbleiben kann“, sagte Ratsherr Jürgen Repschläger. Städtebaulich biete er die Vorteile einer attraktiveren Straßenkante und eine größere Sichtbarkeit. Falls in der Pestalozzischule tatsächlich sowohl Stadtarchiv als auch Stadtmuseum untergebracht werden sollten, spreche einiges dafür, beide Bauabschnitte gleichzeitig zu realisieren, da eine zeitversetzte Baumaßnahme Zusatzkosten in zweistelliger Millionenhöhe mit sich bringen würde, so Repschläger.

„Wir sehen in der nun vorgelegten Planung eine interessante Variante, Stadtmuseum, Stadtarchiv und die dazugehörigen Werkstätten an einem Platz in Bonn zusammenzubringen“, meinte SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Bärbel Richter. Dabei erscheine der SPD die separate Unterbringung der drei Einrichtungen in drei eigenen Gebäuden sinnvoll, zumal dies der Zusammenarbeit nicht entgegenstehen müsse.

Für ihren Fraktionskollegen Herbert Spoelgen hat die neu ins Gespräch gebrachte Variante der Verwaltung den Vorteil, dass sie schrittweise umgesetzt werden kann. Man wisse schließlich nicht, wie es beim Viktoriakarree weitergeht.

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