Forschung an der Uni Bonn zu Blaualgen Bonner forschen an Bakterien, die Öl produzieren

Bonn · Eine Studie der Universität Bonn zeigt erstmals, dass Cyanobakterien Öl herstellen können. Sie besitzen ein dafür nötiges Enzym. Bislang glaubten Forscher, die Fähigkeit dazu sei Pflanzen vorbehalten. Szenarien für eine praktische Anwendung gibt es bereits.

 Obwohl sie keine Algen sind, sind Cyanobakterien auch als Blaualgen bekannt. Sie sollen die Fähigkeit besitzen, Öl zu produzieren.

Obwohl sie keine Algen sind, sind Cyanobakterien auch als Blaualgen bekannt. Sie sollen die Fähigkeit besitzen, Öl zu produzieren.

Foto: Uwe Zucchi

Die Fähigkeit, mit Hilfe von Licht aus Wasser und Kohlendioxid Öl herzustellen, haben im Prinzip alle Pflanzen. Doch nicht nur sie: Dasselbe gilt auch für die gemeinhin als „Blaualgen“ bezeichneten Cyanobakterien. Dies zeigt erstmals eine Studie der Universität Bonn. Die Ergebnisse sind jetzt im Fachjournal „PNAS“ erschienen.

Der Befund ist unerwartet: Bislang glaubte man, diese Fähigkeit sei allein Pflanzen vorbehalten. „Das war nicht nur für uns völlig überraschend“, erklärt der Biologe Professor Peter Dörmann vom Institut für Molekulare Physiologie und Biotechnologie der Pflanzen (IMBIO).

Dabei führt der Trivialname „Blaualge“ in die Irre, denn Cyanobakterien sind mit den im Darm lebenden Escherichia coli näher verwandt als beispielsweise mit einem Olivenbaum. Dörmann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit einem Enzym, das bei Pflanzen einen Schritt der Ölsynthese katalysiert. Es ist in den Chloroplasten aktiv – den grünen, für die Photosynthese zuständigen Zellbestandteilen. Zusammen mit seinem Doktoranden Mohammed Aizouq hat Dörmann das Erbgut unterschieldicher Cyanobakterien nach einem Gen durchforstet, das der Erbanlage für das pflanzliche Ölsynthese-Enzym ähnelt. Mit Erfolg. Weitere Tests zeigten, dass Cyanobakterien mit diesem Enzym tatsächlich Öl herstellen, wenn auch nur in geringen Mengen.

Möglicherweise werden Blaualgen nun als Futter- oder Treibstoff-Lieferanten interessant. Denn anders als Ölpflanzen wie Raps benötigen sie keine Ackerflächen, sondern lediglich einen Behälter mit Kulturmedium sowie ausreichend Licht und Wärme.

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