1100 Kilometer im Sattel Fotografin radelt von Bonn nach Berlin

Bonn · Die Fotografin Mina Esfandiari fährt den Radweg der Deutschen Einheit. Bislang hat sie sich nur mit ihren iranischen Wurzeln beschäftigt, jetzt will sie Deutschland besser kennenlernen. Aus ihren Erlebnissen will sie einen Bildband erstellen.

Es soll ein rund 1100 Kilometer langes Abenteuer werden. Mit Muskelkraft will die Fotografin Mina Esfandiari die Geschichte der Deutschen Einheit erleben, und zwar auf dem Fahrrad. Möglich macht dies der „Radweg Deutsche Einheit“, den das Bundesverkehrsministerium 2015 mit Startpunkt Bonn und Ziel in Berlin geplant hat. Esfandiari startet ihre Tour am Samstag in der Bundesstadt. Aus den Fotos, die sie während ihrer rund einen Monat langen Fahrt vom Rhein an die Spree macht, sollen ein Bildband und eine Ausstellung entstehen.

„Der erste Gedanke, die Radtour zu machen, kam mir vor zwei Jahren, als ich in Berlin ein Werbeplakat für den Radweg gesehen hatte“, erzählt Esfandiari. Obwohl die 34-Jährige eine begeisterte Stadtradlerin ist, hat sie vor der Strecke auch Respekt: Schließlich müssen unterwegs einige Höhenmeter überwunden werden. Auch deswegen wird sie sich für die 20 Etappen mit einer Länge von im Schnitt rund 60 Kilometern mehr Zeit nehmen als offiziell vorgesehen. „Mir geht es nicht rein um das Sportliche, ich möchte Land und Leute kennenlernen.“

Die Berlinerin begibt sich durch das Fotoprojekt auf ein neues Terrain. Bisher hat sie sich in ihren Arbeiten hauptsächlich mit ihren iranischen Wurzeln beschäftigt. „Jetzt möchte ich auch mal das eigene Land erkunden.“ Sie hofft, mehr über die deutsche Einheit zu erfahren. Schließlich werde sie, seit sie in Berlin lebt, immer wieder mit der deutsch-deutschen Geschichte konfrontiert. Außerdem interessiert sie, wie die Menschen 30 Jahre nach dem Mauerfall auf die Einigung zurückblicken. Esfandiari plant eine Art Bestandsaufnahme: „Was für ein Gefühl haben die Leute nach 30 Jahren?“ Zudem soll es einen Ausblick geben. „Was müsste nach Meinung der Menschen noch passieren, um die Einheit weiter voranzutreiben?“

Viele nachhaltige Ideen

Ein weiteres Ziel der Reise ist es, möglichst minimalistisch und nachhaltig unterwegs zu sein. Dies fängt beim Fortbewegungsmittel, dem Fahrrad, an. Übernachten wird sie nicht in Hotels, sondern hauptsächlich im Zelt und bei privaten Gastgebern. Zusätzlich dazu wurde Esfandiari kreativ: So benutzt sie zum Beispiel selbst gemachtes Deo und hat sich für die Tour extra einen Campingkocher gebaut, aus einer Bierdose und einem Kleiderbügel. Was nach einem lustigen Experiment klingt, hat für sie einen ernsten Hintergrund. „Unseren Planeten gibt es nur einmal, wir Menschen müssen darauf aufpassen.“ Sie freut es, dass sich im Moment viele junge Menschen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen, zum Beispiel durch die Bewegung „Fridays for Future“. „Das bewegt mich und zieht mich mit.“

Neben der Kennenlernen der deutsch-deutschen Geschichte, der Menschen auf dem Weg und dem Thema Nachhaltigkeit hat sie zur Reise motiviert, anderen Menschen den Radweg näherzubringen und diese zu animieren, selbst die Tour zu fahren.

Mehr Infos unter radweg-deutsche-einheit.de.

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