Festival "bonn hoeren" Freiluftkonzert und zwei Welt-Premieren vorläufige Höhepunkte

BONN · Bonn ist die Welthauptstadt der Klangkunst. Spätestens seit Freitagabend kann daran eigentlich kein Zweifel mehr bestehen: In der Innenstadt erreichte das Klangkunst-Festival "bonn hoeren" mit dem Open-Air-Konzert "stadtsinfonie bonn" seinen vorläufigen Höhepunkt.

 Stadtsinfonie: 250 Musiker machen die Bonner City zum riesigen Freiluftkonzertsaal - ob mit Dudelsack oder Blechblasinstrumenten. Und sie alle spielen nach den Noten des Komponisten Wolfgang Mitterer, die den Musikern permanent vor Augen geführt werden.

Stadtsinfonie: 250 Musiker machen die Bonner City zum riesigen Freiluftkonzertsaal - ob mit Dudelsack oder Blechblasinstrumenten. Und sie alle spielen nach den Noten des Komponisten Wolfgang Mitterer, die den Musikern permanent vor Augen geführt werden.

Foto: Volker Lannert

Neue ortsbezogene Kompositionen mit über 250 beteiligten Musikern - Profis und Laien - verwandelten das Bonner Zentrum vom Münster bis zum Rheinufer in einen großen spektakulären Freiluftkonzertsaal.

Auf dem Münsterplatz brandete Applaus auf, als die Glocken des Münsters kurz vor 18 Uhr den Schlussakkord der Komposition "labyrinth 14/2" des Österreichers Wolfgang Mitterer bildeten. Das Werk für zwei gemischte Chöre, zwei Blaskapellen, eine Bagpipe Band, das Tambourcorps Thomasberg, sieben Schlagwerker und 6-Kanal-Electronics bildete das Herzstück des dreistündigen Open-Airs.

Der Komponist, der es sich nicht nehmen ließ, bei der Uraufführung seines Werkes auch selbst mit am Mischpult zu stehen, zeigte sich im Anschluss sehr zufrieden: "Jedes Konzert ist ja ein Unikat und steht und fällt mit den Rahmenbedingungen", resümierte der Künstler. "Ich fand es wunderbar, wie sich insbesondere die Laienmusiker mit eingebracht haben."

Eine Ansicht, die auch das Publikum teilte: Jürgen Mika war mit seiner Frau Yvonne Neudeck und Tochter Lotte eigentlich nur zu einem Stadtbummel unterwegs: "Wir haben den Beginn des Konzerts eher zufällig erlebt und sind sofort stehengeblieben", berichtete der Entwicklungshelfer. "Das ist eigentlich eine Überforderung der Sinne - aber es hört sich auf eine ungewohnte Art einfach gut an", ergänzt Neudeck.

Bernhard Hieronymi hingegen hat sich gezielt auf den Weg zum Münsterplatz gemacht: "Ich hatte bereits von der Veranstaltung gelesen und war richtig neugierig. Das ist aber ein so genialer Klangteppich, dass ich spontan meine Frau angerufen habe, damit sie sich das auch anhören kann", freut sich der pensionierte Schulleiter, der selbst Musik macht.

Begonnen hatte das Konzert um 16 Uhr mit dem Stück "life pulse prelude" des amerikanischen Komponisten Charles Ives. Direkt im Anschluss an das Münsterläuten führte der dritte Teil der Stadtsinfonie mit einer musikalischen Prozession durch den Innenhof der Universität hinunter zum Rhein. Am Bootsanleger Alter Zoll konnte das Publikum dann erleben, wie die Musiker von der "Rheinprinzessin" und der "Moby Dick" das Stück "maritime rites bonn" des amerikanischen Komponisten Alvin Curran zur Uraufführung brachten.

Festivalchef Carsten Seiffarth zeigte sich ebenfalls glücklich: "Nach dem Konzert hat sich ein Zuhörer spontan bei mir bedankt. Und genau das ist ja die Zielsetzung unserer Arbeit - nicht nur etwas für Spezialisten zu machen, sondern den Bürgern zu zeigen, wie es klingt, in ihrer Stadt."

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