Urteil in Bonn Freundin immer wieder verprügelt: 21-Jähriger muss in Haft

BONN · Monatelang hatte er seine Freundin terrorisiert, geschlagen und beleidigt: Jetzt wurde ein 21-Jähriger vor dem Bonner Landgericht zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

 Immer wieder verprügelte der junge Mann seine Freundin (Symbolfoto).

Immer wieder verprügelte der junge Mann seine Freundin (Symbolfoto).

Foto: dpa

Die Einheitsjugendstrafe verhängte Richter Thomas Stollenwerk wegen zweifacher gefährlicher Körperverletzung, dreifacher vorsätzlicher Körperverletzung, Unterschlagung, Freiheitsberaubung und Bedrohung.

Die Liste der Taten, die der Mann seiner Ex-Freundin angetan haben soll, ist lang. Im Herbst 2015 lernte sich das Paar über das Soziale Netzwerk "Facebook" kennen. Zunächst war es die große Liebe, sie wollten sogar zusammenziehen, er wollte für sie aus Offenbach nach Bonn ziehen. Hier trafen sich die zwei häufig in Hotels.

Doch schon bald entwickelte sich die Liebe zu einer "typischen Gewaltbeziehung", wie es Richter Stollenwerk im Urteil bezeichnete. Der Verurteilte sei ein Narzisst und habe seine Freundin zunehmend kontrolliert, von ihren Freunden, Bekannten und der Familie isoliert, kritisiert und zu Rechtfertigungen gezwungen.

Immer wieder sei das Ganze in Schlägen zur Erziehung und regelrechten Prügelattacken gegipfelt. "So wurde aus einer selbstbewussten jungen Frau mit der Zeit ein Häufchen Elend", schilderte Stollenwerk.

Im Wald verprügelt

Einen traurigen Höhepunkt erreichte das Martyrium der jungen Frau an ihrem 19. Geburtstag: Er verprügelte sie so heftig, dass sie ein blaues Auge davontrug und ihre Nase stark blutete. Dennoch kehrte sie immer wieder zu ihrem Peiniger zurück. Als er eines Tages in der Spielhalle war, wollte sie fliehen. Doch er verfolgte sie mit dem Auto, fing sie ein und fuhr mit ihr in ein Waldstück, um sie dort zu verprügeln.

Im Mai eskalierte die Gewaltbeziehung: Am 25. Mai verprügelte der 21-Jährige seine Freundin, weil sie nicht aufgeräumt hatte. Erstmals flüchtete sie zu Freunden und Familie und vertraute sich ihnen an. Abermals versuchte er, sie zu isolieren, und erzählte ihrer Mutter Lügen, um einen Streit zwischen Mutter und Tochter zu entfachen.

Er zündete ihren Pullover an

Verzweifelt kehrte die junge Frau am 28. Mai zu ihm zurück, bis er sie am 30. Mai von ihrer Berufsschule in Rheinbach abholte und sie im Auto einsperrte, weil sie ihrer Freundin von den Schlägen berichtet hatte. Er fuchtelte mit einem brennenden Taschentuch herum, machte ihr Angst und zündete schließlich ihren Pullover an, bevor er ihr mit einem Messer in den Oberschenkel stach. Daraufhin zeigte die 19-Jährige ihren Ex-Freund an, und er kam in Untersuchungshaft.

Während des Prozesses spielte der Mann immer wieder das Opfer, stellte seine Ex-Freundin als verrückt dar und wurde ausfällig. Während der Verkündung des Urteils bekam er einen weiteren Wutanfall und musste aus dem Saal gebracht werden. "Hier war eine Einwirkung nötig, um ein deutliches Zeichen zu setzen", begründete Stollenwerk sein Urteil, das die Forderung der Staatsanwaltschaft von einem Jahr und zehn Monaten Haft deutlich überstieg.

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