Fridays for Future Klima-Demo in Bonn zieht Tausende Teilnehmer an

Update | Bonn · Solch eine Demonstration hat Bonn lange nicht mehr gesehen. 10.000 Menschen waren nach Angaben des Veranstalters am Freitag in der Bonner Innenstadt unterwegs. Die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“, die im Vorfeld zum Protest aufgerufen hatte, sprach von ihrer zweitgrößten Veranstaltung in Bonn.

 10.000 Teilnehmer haben sich an der Klimademo von Fridays for Future beteiligt.

10.000 Teilnehmer haben sich an der Klimademo von Fridays for Future beteiligt.

Foto: Benjamin Westhoff

Mehr Menschen seien es nur am 20. September 2019 gewesen, als 15.000 Demonstranten auf die Straße gingen. Schon bei den Kundgebungen im Hofgarten war die Wiese so voll, dass vom Rasen so gut wie nichts mehr zu sehen war. Lautstark und emotionsgeladen schallten die Parolen der Redner über den Platz vor dem Uni-Hauptgebäude. Viele Klimaschilder wurden am Freitag längst nicht nur von Schülern – von denen viele den Klassenraum offenbar zumindest stundenweise durch den Demonstrationszug ersetzt hatten – in die Luft gehalten: Auch Familien und Angehörige aller Altersgruppen waren zur Demo gekommen. Im Vorfeld hatten die Veranstalter zum „Globalen Klimastreik“ aufgerufen und zunächst rund 3000 Teilnehmer erwartet. 

Behinderungen im Bahnverkehr

 Tausende Teilnehmer haben sich zur Klimademo von Fridays for Future auf der Hofgartenwiese versammelt.

Tausende Teilnehmer haben sich zur Klimademo von Fridays for Future auf der Hofgartenwiese versammelt.

Foto: Niklas Schröder
Große Klima-Demo im Hofgarten vor der Wahl
37 Bilder

Große Klima-Demo im Hofgarten vor der Wahl

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Die Bonner Polizei sprach am Freitagabend gegenüber dem GA von einem großen Zulauf an Demonstranten und rund 7500 Teilnehmern. Weitere Personen hätten sich während des Zuges angeschlossen, erklärte Frank Piontek von der Bonner Polizei. Trotz des über zwei Kilometer langen Protestzuges sei es aber nur zu temporären Verkehrsbeeinträchtigungen in der Innenstadt gekommen, so der Sprecher. Dies habe am Zeitraum abseits des Berufsverkehrs gelegen. Die Teilnehmer blieben ruhig, und die Polizei sah keinen Anlass zum Einschreiten. Zu Zwangspausen kam es bei Bussen und Bahnen, etwa den Straßenbahnlinien 61 und 62, wie Veronika John von den Stadtwerken berichtete. „Teilweise sind Demonstranten auch über die Gleise gelaufen, sodass die Straßenbahnen am Bertha-von Suttner-Platz nur im Schritttempo fahren konnten oder auf den Demonstrationszug warten mussten“, so die Pressesprecherin. Leitstelle und Fahrpersonal seien aber im Vorfeld informiert gewesen. Der kilometerlange Tross schob sich über die Adenauerallee zur Rheinpromenade, nahm über die Oxfordstraße eine Schleife durch die Nordstadt und kehrte über den Münsterplatz zurück zum Hofgarten, wo um 15 Uhr eine Abschlusskundgebung stattfand.

Vorwürfe gegen die Generation der Älteren

Zwei Tage vor der Bundestagswahl zählte die Demonstration in Bonn zu einer von 400 Aktionen in deutschen Städten und über 1160 Aktionen weltweit. „Wer nicht wählen darf, muss streiken!” meinte die 15-jährige Meike Seuffert (15). Schülerin Frieda Beyer (10) sagte in ihrer Rede: „Aber nicht nur die Wahl, sondern auch die heutige Politik ist die Politik von Erwachsenen, die die schlimmsten Folgen ihres Handelns höchstwahrscheinlich nicht mehr miterleben werden.“ Obwohl sie keine Stimme bei der Wahl habe, wollte sie gehört werden. „Damit sich etwas ändert: Wir alle für 1,5 Grad!“ Die Klimakrise sei wissenschaftlich seit vielen Jahrzehnten bekannt und stelle die Menschheit vor riesige systematische Herausforderungen, warnten Fridays for Future Bonn. (FFF) „Das hier ist kein Problem, mit dessen Lösung wir uns irgendwann in ferner Zukunft mal befassen könnten. Die Klimakrise ist jetzt schon bittere Realität die uns - und vor allem die jüngsten unter uns - dramatisch gefährdet”, sorgte sich Mairin Pakleppa (18). Mit dem Protest wollten FFF den Bonnern kurz vor der Bundestagwahl das Thema Klimagerechtigkeit noch einmal vor Augen führen. „Entscheidend ist bei der Bundestagswahl die Wählergruppe der über 50-Jährigen. Diese machen über die Hälfte aller Wahlberechtigten aus. Die Zukunft der jungen Generation liegt im wahrsten Sinne des Wortes in den Händen der älteren Menschen“, sagte Julia Wischnewski (16). Von der nächsten Bundesregierung erwarteten viele Teilnehmer ein schnelleres Handeln in der Klimakrise.

„Die neue Regierung soll die Klimaziele einhalten und alle Maßnahmen ergreifen, damit die Ziele realistisch werden. Bisher wurden die Ziele verfehlt, und ich erwarte von der neuen Koalition, dass sie echten Klimaschutz macht und das so schnell wie möglich“, forderte Studentin Annika Bohlen (24). Marla Thüringer (16) sagte: „Ich erwarte von der neuen Regierung, dass sie sich in den Klimafragen hohe Ziele setzt und nicht um den heißen Brei redet, sondern handelt und endlich das macht, was sie machen müsste.“ Eine weitere Teilnehmerin erwartete von der nächsten Koalition, dass sie ihre globale Verantwortung wahrnimmt und in der Welt als Vorbild in Sachen Klimaschutz vorangeht. „Wir müssen unser System überdenken und die Menschen in den Fokus stellen - nicht den Profit”, forderte Aktivist Simon Fuhrmann (22).

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