Demo auf Marktplatz Friedensaktivisten demonstrieren in Bonn für Atomwaffen-Verbot

Bonn · Friedensaktivisten haben am Samstag in Bonn dafür demonstriert, dass Deutschland den ein Jahr alten Atomwaffen-Verbotsvertrag unterzeichnet, statt aufzurüsten.

 Mit einem Peace-Zeichen und Spruchbändern wollen die Bonner Friedensaktivisten ein Zeichen gegen Atomwaffen setzen.

Mit einem Peace-Zeichen und Spruchbändern wollen die Bonner Friedensaktivisten ein Zeichen gegen Atomwaffen setzen.

Foto: Stefan Knopp

Für Elke Wagner war es selbstverständlich, dass sie am Samstag auf den Bonner Marktplatz kommt und sich an der Kundgebung zur Abschaffung von Atomwaffen beteiligte. „Wenn man heute nicht auf die Straße geht, wann dann?“ Sie war auch schon 1981 bei der Friedensdemo auf dem Bonner Münsterplatz dabei – das Gefühl von damals ist geblieben: „Ich spüre eine massive Bedrohung weltweit.“

Mit ihr hatten sich einige andere Friedensaktivisten vor dem Alten Rathaus eingefunden, auf dem am Samstag auch die „Bürgermeister für Frieden“-Flagge gehisst worden war. In Bonn gibt es viele Gruppen – darunter das Friedensnetzwerk und Pax Christi – die dem Bündnis für den Städteappell ICAN angehören: der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons. Sie hatten eingeladen, den ersten Jahrestag des 2017 beschlossenen und am 22. Januar 2021 in Kraft getretenen Atomwaffen-Verbotsvertrages zu feiern, den bislang 122 Länder unterschrieben haben. „Deutschland fehlt noch“, sagten Kira Lizza und Stefanie Golomb vom Frauennetzwerk für Frieden. „Jeder Staat, der den Vertrag unterzeichnet, macht den Unterschied.“

Stattdessen, beklagten die Demonstrierenden, werde auch in Deutschland wieder aufgerüstet. Die neue Bundesregierung plane die Anschaffung neuer Atombomber, mit denen deutsche Piloten den Atomkrieg üben würden, so die Kritik. „Ich bin enttäuscht, dass die Grünen das mittragen“, sagte Wagner. „Das ist doch Kriegstreiberei.“

Die Hemmschwelle zur Wiederaufrüstung, die nach dem Zweiten Weltkrieg bestand, sei nicht mehr so präsent, war sie überzeugt. Durch vermeintliche Bedrohungslagen wie etwa zwischen Russland und der Ukraine würden sich viele Leute mitreißen lassen. „Ich habe große Angst zurzeit, was in der Welt vorgeht.“

Es gebe immer noch zu viele Atombomben, auch in Deutschland, wo die USA ihre Waffen lagern, sagte Moderator Martin Singe. Bei ihren Grußworten ging die Bonner Bürgermeisterin und hauptberufliche Lehrerin Melanie Grabowy darauf ein: Es falle ihr immer schwerer, ihren Schülern zu vermitteln, warum das so ist.

Die Lagerung von Atomwaffen in Büchel war ein Grund, warum Joshua und einige Freunde gemeinsam zur Veranstaltung gekommen waren. „Sie helfen, der atomaren Furcht Vorschub zu leisten“, sagte er. Annette war der Ansicht, „dass wir als Deutschland eine Vorbildfunktion für Europa haben“. Deshalb müsse Deutschland den Vertrag endlich unterzeichnen. „Je weniger Atomwaffen es gibt, desto kleiner ist die Gefahr, dass jemand an der Macht sie benutzt“, meinte Marlene. Sie lehne das Eskalationspotenzial dieser Waffen ab. „Wir sind hier, um laut zu werden, dass kein Depp irgendwo auf der Welt Atomwaffen einsetzt“, sagte Joshua.

Für Helene war die Klimakrise allerdings die größere Bedrohung. Wenn die Menschheit so weitermache, brauche sie keine Atomwaffen, um sich auszurotten. Nach kurzen Ansprachen wurde mit Teelichten ein Peace-Symbol vor dem Rathaus auf dem Kopfsteinpflaster gelegt. Laut Mitveranstalter Marvin Mendyka fand die Aktion zeitgleich in mehreren deutschen Städten statt, so auch in Berlin vor dem Bundeskanzleramt.

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