Amt für Stadtgrün Friedhöfe, Grünanlagen und Spielplätze kommen auf den Prüfstand

BONN · Wenn Kinderspielplätze verschwinden und Friedhofskapellen schließen, wird für die Bürger sichtbar, dass ihre Stadt pleite ist. Was anderswo längst Realität ist, könnte angesichts der miserablen Finanzlage auch in Bonn bald kommen.

Die Stadt hat in den vergangenen Monaten die Arbeit des Amts für Stadtgrün unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen bis Ende 2014 in eine neue Konzeption der Grünpflege münden. Einige Kernbotschaften hat die Stadt vorab veröffentlicht.

Zwischen den Zeilen ist deutlich zu lesen: Der Standard von heute wird in Zukunft auf keinen Fall zu halten sein, zumal Bonn in Sachen Spielplatz- und Friedhofsflächen landesweit einen Spitzenplatz einnimmt.

Das städtische Grün und die Friedhöfe stellen auch einen beträchtlichen Vermögenswert dar: etwa 614 Millionen Euro. Das sind Werte, die erhalten werden müssen. Das kostet. Doch bei einem Schuldenberg von rund 1,6 Milliarden Euro kann die Stadt schon längst ihren Aufgaben kaum noch gerecht werden. Sie muss sparen. Deshalb kommt jetzt alles auf den Prüfstand, auch die Grün- und Friedhofsflächen.

Friedhöfe

Mit einer Friedhofsfläche von vier Quadratmetern pro Einwohner liegt die Stadt Bonn 60 bis 100 Prozent über den interkommunalen Richtwerten (2 bis 2,5 Quadratmeter). Dabei werden die Friedhöfe immer weniger genutzt. Mehr als die Hälfte aller Grabstellen sind dem Presseamt zufolge inzwischen nicht belegt (52 Prozent). Tendenz steigend.

Wie in den meisten anderen Kommunen auch, wählen Angehörige für ihre Verstorbenen nicht zuletzt auch mit Blick auf die drastisch gestiegenen Friedhofsgebühren zunehmend eine Urnenbestattung oder verlängern nach Ablauf der Ruhefristen ihre Nutzungsrechte nicht mehr.

Bonn hält mit 4306 Euro für eine Sargbestattung gegenüber dem Landesdurchschnitt von 2.683 Euro den Gebührenrekord. Insgesamt betragen die Kosten für die Friedhöfe 6, 4 Millionen Euro. Den Vorschlag aus dem Jahr 2012, die kaum genutzten Friedhöfe in Dottendorf und Kessenich zu schließen und umzuwidmen, hat die Politik vertagt und bis heute nicht mehr aufgegriffen.

Friedhofskapellen

Auf 33 der 40 städtischen Friedhöfe müssen zusätzlich Kapellen oder Trauerhallen unterhalten werden. Sie werden, so das Ergebnis der Untersuchung, teilweise jedoch nur einmal im Jahr genutzt. Als ein Beispiel nennt Stadtsprecherin Monika Hörig die Kapelle auf dem Friedhof in Niederholtorf.

Die Unterhaltung der Kapellen kostet im Jahr rund 450.000 Euro. Demgegenüber stehen Einnahmen von 275.000 Euro. Vor Jahren stand die Privatisierung zur Diskussion, um Kosten zu sparen. Doch das scheiterte am Widerstand der Politik.

Grünflächen

Die Untersuchung hat laut Stadt ergeben, dass das gesamte öffentliche Grün jetzt schon nicht ausreichend gepflegt werden kann. Die Kosten für Parks und Grünflächen betragen 5,1 Millionen Euro, die für Spielplätze 1,2 Millionen. Für die Zukunft soll eine Prioritätenliste her, an der Politik, Öffentlichkeit und städtische Fachleute mitarbeiten sollen.

Tabus gibt es nicht: Man könnte Grünflächen nicht mehr so oft mähen, weniger saisonale Blumen pflanzen, Flächen pflegeleichter gestalten oder ganz aufgeben. Andere Kommunen haben das bereits umgesetzt. In Solingen wurden Picknickplätze und Parks zu Waldflächen umgewidmet, in Lünen Grünstreifen gerodet und Spielplätze aufgegeben.

Dass ein nachhaltiges Grünkonzept die Stadt positiv verändern kann, zeigt Andernach. Vorzeigeprojekt ist die "Essbare Stadt", wo die Bürger auf öffentlichen Flächen ernten dürfen. Staudenbeete statt Saisonbepflanzung sparen außerdem langfristig 90 Prozent Pflegekosten.

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