GA-Bilderrätsel Friedrich August Kekulé: Professor mit eigenem Ballsaal

BONN · Gestatten: Friedrich August Kekulé von Stradonitz (1829-1896), Chemiker und Entdecker des Benzolrings, auf den Sockel gestellt vor der "Alten Chemie" an der Meckenheimer Allee. Diese Lösung haben in dieser Woche viele Rätselteilnehmer gewusst. Und noch viel mehr. Die Füller der Erinnerungen und Anekdoten liest sich wie ein Leser-Wikipedia. Zuerst ist da die im Zusammenhang mit dem Denkmal immer wieder scherzhaft gestellte Frage zu nennen: "Was stellt der vor?" Richtige Antwort: "Den rechten Fuß!"

Auch sonst geht man in Bonn nicht allzu ernst mit dem berühmten Wissenschaftler um. Ähnlich wie Manneken Pis in Brüssel ist Kekulé immer wieder Ziel dekorativer Veränderungen. Als das Foto für das Bilderrätsel entstand, hielt er gerade einen Begrenzungspfosten in der Hand, aber er wurde laut Rate-Team auch schon mit Duschhaube, Schal, roter Pappnase, Deutschlandfahne, Ski und umgehängtem Fahrrad gesichtet. "Er trägt es mit Gelassenheit", findet ein Leser.

Ein anderer weist zurecht darauf hin, dass das Institut im Hintergrund "inhaltlich" nicht mehr zu Kekulé passt, da es heute von Geografen und Mikrobiologen genutzt wird. "Vor über 40 Jahren habe ich in dem gleichen Gebäude noch chemische Analysen 'gekocht' - den Geruch der Praktikumssäle habe ich heute noch in der Nase." Ob der Geruch sich verflüchtigt hat, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass die Alte Chemie nicht mehr das größte Universitätsgebäude der Welt ist wie zur Zeit ihrer Eröffnung 1868.

Zur Professorenwohnung gehörte sogar ein eigener, zweigeschossiger Ballsaal. Dass Friedrich August Kekulé in diesen "Tempel der Wissenschaft" einzog, lag daran, dass sein Vorgänger August Wilhelm Hofmann einen Ruf nach Berlin erhielt, als der Rohbau gerade fertig war. Kekulé hat Arbeitstische, Schränke und weitere Teile der Innenausstattung für das Institut entworfen. Viel erhalten ist davon heute nicht mehr, das Gebäude war nach dem Auszug der Chemiker verfallen, stand kurz vor dem Abriss, wurde 1982 unter Denkmalschutz gestellt und somit gerettet.

Kekulé selbst steht seit 1903 auf seinem Sockel. Bei der Enthüllung der von Hans Everding geschaffenen Statue war auch Prinz Eitel Friedrich von Preußen anwesend. Josef Niesen, der bald ein neues Buch über Bonner Denkmäler und ihre Erbauer veröffentlicht, schreibt uns zur Bronzetafel im Sockel: "Eine junge, antikisierend aufgefasste Frauengestalt als personifizierte Wissenschaft der Chemie, vor einer Herme der Göttin Athena sitzend, überreicht zwei von links herantretenden Arbeitern in zeitgenössischer Kleidung ein Kohlenstoffmodell." Dann wäre auch das geklärt.

Die Glücksfee hat gezogen: Das Marzipanschwein von Kessko gewinnt Heinz Müller, den Schirm Marlies Gabbert, die Brotdose Barbara Honerlagen. Willkürliche Sonderpreise in Form einer Beethoven-Tasche gehen an Wolfgang Ochterbeck für seine kreative "Dalli-klick-Präsentation" der Lösung, Ulrike Fabricius und Gudrun Kuckelmann (Lyrik) und Arnulf Marquardt-Kuron (Aufsatz).

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