Presbyteriumswahl in Bonn Frischer Wind im Presbyterium

Bonn · Wie viele evangelische Bonner wohl am Sonntag zum Ankreuzen in ihren Kirchen aufkreuzten? Die Protestanten im Rheinland, darunter die 230.000 der drei Kirchenkreise in Bonn und Region, waren ja unter dem Motto "Aufkreuzen" aufgefordert, ihre Presbyter zu wählen.

 Presbyteriumswahl in der Lukaskirchengemeinde: Außer Pfarrerin Michaela Schuster (rechts) sowie Michael und Ulrike Hacker gaben knapp 740 Gemeindemitglieder ihre Stimme ab.

Presbyteriumswahl in der Lukaskirchengemeinde: Außer Pfarrerin Michaela Schuster (rechts) sowie Michael und Ulrike Hacker gaben knapp 740 Gemeindemitglieder ihre Stimme ab.

Foto: Horst Müller

"Bei der letzten Wahl haben bei uns 14,8 Prozent ihre Stimme abgegeben. Das war im Vergleich schon ganz gut. Aber dieses Mal wollen wir die 20-Prozent-Hürde überspringen", hatte Pfarrerin Michaela Schuster am Morgen für ihre Lukaskirchengemeinde Hoffnung verbreitet. In zwei von der Kantorei fröhlich begleiteten Gottesdiensten hatte sie allen Teilnehmern noch einmal Mut gemacht, ihre Vertreter zu wählen, die die nächsten vier Jahre neben den Pfarrern Verantwortung für das Leben unter den Kirchtürmen übernehmen sollen.

"14 Stimmen waren zu vergeben, 15 Kandidaten standen bereit", erläuterte Schuster. Immerhin konnte damit eine richtige Wahl stattfinden, was am Sonntag noch in Dreiviertel der 58 Kirchengemeinden in Bonn und Region zutraf. Warum nicht in allen? Es mangelt heutzutage wie in der katholischen Kirche dann doch an Kandidaten, die sich noch verbindlich engagieren wollen. "Wir sind eine offene diakonische Gemeinde mit eigener ambulanter Pflege und sehr aktiver Flüchtlingsarbeit. Deshalb haben wir auch ein paar Kandidaten, die keine regelmäßigen Kirchgänger sind", analysierte Schuster. Und ihre Liste wies denn auch einige jüngere Kandidaten auf, die neue Impulse in die monatlichen Entscheidungsrunden über Personalfragen, Bauangelegenheiten, aber auch die lokale Flüchtlingshilfe zu bringen versprechen. Auf Gemeindeterrain hätten Fluchtunterkünfte "ohne Ende" geöffnet, erläuterte Schuster dem GA. "Wir wollen diese Menschen weiter intensiv begleiten."

Am Abend dann wurden in allen Wahllokalen gewissenhaft die Stimmen ausgezählt. In Hersel lag die Beteiligung bei 21,2 Prozent, in Sechtem sogar bei 23,2 Prozent. "Das sind landeskirchenweit Topwerte, auch im ländlichen Raum", freute sich Pressepfarrer Joachim Gerhardt. "Auch in meiner Luthergemeinde in der Südstadt hatten wir noch nie die heutigen 18 Prozent", fügte er glücklich hinzu. Mit Blick auf die gesamten Ergebnisse sehe man, dass Bonn und Region erneut über dem Landeskirchenwert von bis zu 13 Prozent Wahlbeteiligung lägen. "Ich danke allen Wählern und allen, die sich zur Wahl gestellt haben, ausdrücklich denen, die nun doch nicht in die Presbyterien kamen. Bleiben Sie trotzdem in unseren Kirchen engagiert", sagte Superintendent Eckart Wüster.

Auf den Boden der Tatsachen sah sich Pfarrerin Schuster geholt. "Keine 20, sondern 13,5 Prozent Wahlbeteiligung, sicher auch wegen des unfreundlichen Wetters", erläuterte sie, als im Auerberger Gemeindezentrum eine kleine Wahlparty zu Weißwein und belegten Brötchen startete. An die Wahlurnen oder die Briefwahlunterlagen sei vor allem die Kerngemeinde gegangen, sagte Schuster mit Blick auf die Listen. "Aber der Trend gerade zu jungen weiblichen Presbytern ist auf jeden Fall erkennbar. Wir werden also frischen Wind spüren", meinte die Pfarrerin. Die 742 Wähler hätten clever eine gute Mischung aus treuen erfahrenen und neuen Kräften auf den Schild gehoben.

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