GIZ-Akademie Frösche ziehen an neuen Teich in Röttgen

Röttgen · Eine gute Nachricht für den Artenschutz: Der neue Teich hinter dem Grundstück der GIZ-Akademie in Röttgen wird von selten gewordenen Amphibien offenbar als Laichgewässer akzeptiert.

 Der falllaub-farbene Springfrosch hat schon im neuen Teich vorbeigeschaut

Der falllaub-farbene Springfrosch hat schon im neuen Teich vorbeigeschaut

Foto: Markus Hanft

Zu diesem Zwischenergebnis kommt die mit dem Frühjahrs-Monitoring beauftragte Landschaftspflegerin Ingrid Rietmann aus Königswinter. „Wir konnten zumindest einen Laichballen nachweisen, den Springfrösche in diesem Frühjahr dort hinterlassen haben“, resümierte Rietmann gegenüber dem GA.

Der Teich, der sich auf dem Waldstreifen zwischen dem befestigten Waldweg und dem GIZ-Gelände befindet, war vor zwei Jahren als Ausgleichsbiotop für streng geschützte Amphibien wie den Gras- und Springfrosch sowie für Berg-, Teich- und Kammmolche angelegt worden. Biologen hatten die Tiere auf dem Grundstück der ehemaligen Andreas-Hermes-Akademie entdeckt. Naturschutzrechtlich durften ihre Laichgewässer nur weichen, wenn adäquater Ersatzlebensraum geschaffen wurde.

„Wir konnten mit Rücksicht auf die vielen Kinder unserer Teilnehmer den großen Teich nicht so belassen, wie er war“, sagt Liegenschaftsmanager Markus Weiher. Auch ästhetisch sei die kraterartige Anlage – vor Jahrzehnten durch Erdaushub entstanden – kein Gewinn gewesen. 60 000 Euro hat die Entwicklungshilfe-Organisation deshalb für die Ausgleichsmaßnahme ausgegeben, die in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Stadtförster umgesetzt wurde. „Das ist viel Geld“, sagt Weiher, „aber es war aus heutiger Sicht den Einsatz unbedingt wert“.

Frösche und Lurche lassen sich nicht einfach versetzen

Anders etwa als Kois lassen sich Frösche und Lurche nicht einfach in neue Tümpel versetzen. Erstens kehren sie als erwachsene Tiere stets in das Gewässer zurück, in dem sie selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Zum anderen müsse ein neues Gewässer erst die nötigen Voraussetzungen an die Wasserqualität, den Pflanzenbesatz und die Umgebung erfüllen, erklärt Rietmann.

Um den Vorgang zu beschleunigen wurde der 28 Meter lange und fünf Meter breite neue Teich, der mit einem Kiesbett über der Teichfolie gestaltet ist, von der Feuerwehr mit dem Wasser des alten großen Tümpels und weiterer Gewässer im Kottenforst befüllt. Auf eine Bepflanzung verzichteten die Landschaftsplaner dagegen. „Da soll die Natur sich in den nächsten Jahren selbst einrichten“, sagt Rietmann. Sie hofft, Enten oder Blesshühner könnten bei einem Zwischenstopp beispielsweise Pflanzensamen und kleine Wasserorganismen im Gefieder mitbringen.

Weil die GIZ seinerzeit frühzeitig mit den Um- und Neubauarbeiten beginnen wollte, bevor das neue Biotop bezugsfertig war, hatte der Biologe Markus Hanft die gefundenen Frösche und Lurche zunächst in den Abendstunden mit Reusen und Keschern eingesammelt und dann in die übrigen kleinen Tümpel auf dem GIZ-Gelände zwischengesiedelt. Ein Amphibienzaun sollte ihre Rückkehr in den alten Teich verhindern.

Später wurden die Tiere dann in den Teichen im Kottenforst eingesetzt. „Wir hoffen, dass sie dort überleben konnten“, sagt Rietmann. Die Hoffnung sei nun, dass die neue Teichanlage aus dem Wald heraus von neuen Individuen besiedelt werde. „Nachdem sich der erste Frosch dort eingefunden hat, werden weitere folgen“, schätzt Rietmann. Allerdings könnte der gefundene Laichballen auch dem späten Frost im April zum Opfer gefallen sein. Springfrösche laichen nämlich besonders früh im Jahr.

50 Individuen und 5000 Larven

Weiher, der als Auflage der Stadt auch die Pflege des Gewässers übernommen hat, ist zuversichtlicher. Er spricht von mindestens 50 Individuen und 5000 Larven, die sich mittlerweile dort tummelten.

Die betroffenen Arten sind sowohl nach der EU-weiten Flora-Fauna-Habitat-Richtline (FFH) als auch nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und stehen teilweise auf der Roten Liste bedrohter Arten. Die Verarmung der Landschaft, insbesondere die Austrocknung von Feuchtwiesen und Kleingewässern, macht ihnen stark zu schaffen und hat vielfach getrennte Inselpopulationen entstehen lassen, denen genetischer Austausch fehlt.

Ein großer Teich wie das neue Biotop könne dabei nur einigen Arten wirklich helfen, sagt Rietmann. Viele Amphibien bevorzugten kleinere Gewässer oder temporäre Pfützen. Dort fänden sich weniger Fressfeinde ein. Wird etwa ein Gartenteich mit Fischen besetzt, ist er für Frösche und Lurche verloren.

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