Frühchen in Bonn Kleiner Emil kämpfte sich mit nur 390 Gramm ins Leben

Bonn · Der kleine Emil ist nach gerade einmal 22 Wochen im St.-Marien-Hospital in Bonn zur Welt gekommen. Bei der Geburt wog er nur 390 Gramm. Heute ist er fünf Monate alt und wiegt etwa zehnmal soviel. Der Weg dorthin war ein Drahtseilakt.

 Emil Dörsam musste anfangs mit einer Maske beatmet und über eine Magensonde ernährt werden.

Emil Dörsam musste anfangs mit einer Maske beatmet und über eine Magensonde ernährt werden.

Foto: Privat

Als Emil zur Welt kam, standen seine Chancen schlecht. Gerade mal 22 Wochen war er alt, 20 Zentimeter groß und wog 390 Gramm. Für gewöhnlich dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen. Aber Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte des St.-Marien-Hospitals halfen dem Jungen bei seinem schwierigen Start ins Leben. „Dass Emil sich so gut entwickelt hat, ist eine Teamleistung“, sagt Rokya Camara, Oberärztin der Intensivstation für Säuglinge.

In Deutschland ist es eigentlich erst vorgesehen, dass Kinder intensivmedizinisch versorgt werden, wenn sie älter als 24 Wochen sind. Doch Emil zeigte, dass solche Werte letztendlich nur Theorie sind. Vier Monate verbrachte er von der Einlieferung der Mutter bis zu seiner Entlassung im Krankenhaus.

Für Emils Eltern, Istabrak und Timo Dörsam, war es nach mehreren Fehlgeburten die erste Schwangerschaft, die die kritischen drei Monate überstand. „Als meine Frau mit 21 Wochen wegen eines Blasensprungs ins St.-Marien-Hospital eingeliefert wurde, waren wir auf das Schlimmste gefasst“, sagt Timo Dörsam. Kurze Zeit später setzten die Wehen ein und die Geburt war nicht mehr aufzuhalten. „Wir haben im Vorfeld mit dem Ehepaar sehr genau über Möglichkeiten und Risiken einer solch frühen Geburt gesprochen“, sagt Camara. „Wir kamen mit den Eltern überein, den Weg des Kindes zu gehen und es nicht um jeden Preis mit intensivmedizinischen Maßnahmen am Leben zu halten.“

Als sich Emil nach der Geburt bewegte, leise quäkte und mit Unterstützung atmete, sei es für sie wie ein Wunder gewesen, berichten die Eltern. In den ersten Wochen seines Lebens mussten die Mediziner Emil über eine Infusion durch den Nabel und über eine Magensonde ernähren. Beim Atmen half ihm eine Maske. „Ein Drahtseilakt“, wie Camara sagt.

 Heute ist Emil gut vier Kilogramm schwer.

Heute ist Emil gut vier Kilogramm schwer.

Foto: Privat

Bei der Versorgung von Frühgeborenen spielen auch die Eltern eine zentrale Rolle: Muttermilch, regelmäßiges Kuscheln – sogenanntes Känguruhen – mit den Eltern und Vorlesen helfen dem Frühchen dabei, sich zu entwickeln. Timo Dörsam erinnert sich noch gut an eine dieser Kuschel­einheiten: „Einmal bin ich mit Emil beim Känguruhen eingeschlafen. Es war so ein schöner Moment. Die Schwester hat mir dann gezeigt, dass Emils Herzschlag ganz ruhig wurde und wir im Gleichklang geatmet haben.“ Heute ist Emil fünf Monate alt und wiegt gut vier Kilogramm, ist fröhlich und strampelt wild – wie jeder andere Säugling.

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