Caritas-Projekt für benachteiligte Menschen Führerschein zur Wohnungssuche in Bonn

Bonn · Das Caritas-Projekt "Wohnführerschein" soll benachteiligten Menschen bei der Suche nach einer Bleibe helfen. In einem zwölfstündigen, kostenfreien Seminar lernen die Teilnehmer die Grundlagen.

Die Suche nach geeignetem und bezahlbarem Wohnraum kann mitunter zu einem anstrengenden und langwierigen Prozess werden – vor allem für diejenigen, die nur über ein geringes Einkommen verfügen. Mit einem neuen Projekt will der Bonner Caritasverband daher benachteiligte Menschen bei der Wohnungssuche unterstützen. Die Idee nennt sich „Wohnführerschein“: Innerhalb eines zwölfstündigen, kostenfreien Seminars lernen die Teilnehmer Basiswissen rund um ihre Pflichten als Mieter. Angefangen bei rechtlichen Fragen, Ruhezeiten, Schufa-Auskunft bis hin zur richtigen Mülltrennung. Als Abschlusszertifikat erhalten die Teilnehmer dann den Wohnführerschein.

Mit dem Dokument soll Vermietern signalisiert werden, dass die Bewerber Verantwortungsbewusstsein und Engagement zeigen. Bewerber mit einem Wohnführerschein könnten beispielsweise bei den Wohnungsbaugesellschaften bevorzugt behandelt werden. Als Kooperationspartner hat die Caritas die beiden Bonner Wohnungsbaugesellschaften Vebowag und Vonovia, den Deutschen Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, die NRW-Verbraucherzentrale, Bonnorange sowie das Jobcenter Bonn gewinnen können.

Ehrenamtliche Helfer gesucht

Gleichzeitig sucht die Caritas für das Projekt ehrenamtliche Helfer, die die Teilnehmer im Anschluss bei der Wohnungssuche unterstützen – beispielsweise bei der Kontaktaufnahme mit dem Vermieter oder als Motivationshilfe, die Suche fortzusetzen. Die Helfer werden dementsprechend von der Caritas geschult. „Die Wohnsituation in Bonn ist sehr angespannt“, sagte Caritas-Sprecherin Mechthild Greten bei der Vorstellung des Projekts am Mittwoch. Für die erste Seminarreihe ab 17. Oktober im Haus Mondial hat Projektleiterin Maria Jabari bereits 13 Anmeldungen erhalten, täglich kommen neue hinzu.

Im Januar und März sollen weitere Kurse stattfinden. Die Kooperationspartner unterstützen das Projekt mit ihrem Fachwissen und stellen Dozenten für die Seminare. So lehrt Bonnorange die richtige Mülltrennung, die Verbraucherzentrale gibt Tipps zur Senkung der Strom- und Heizkosten. „Es ist eine Win-win-Situation für Mieter und Vermieter“, sagte Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider. Dennoch sei das Zertifikat keine Garantie für eine Wohnung.

Nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte kennenlernen

In dem Seminar sollen die Teilnehmer aber nicht nur ihre Pflichten, sondern auch ihre eigenen Rechte kennenlernen. Vor allem Menschen mit Migrationshintergrund seien auf dem Wohnungsmarkt nicht nur benachteiligt, sondern würden häufig auch Opfer von Betrugsmaschen. „Rund neun Prozent mehr Geld müssen Migranten an Miete zahlen“, erklärte Jürgen Schönfeld, Geschäftsführer des Mieterbunds Bonn/Rhein-Sieg/Ahr. Auch befristete Mietverträge seien keine Seltenheit.

Eine Infoveranstaltung für ehrenamtliche Helfer findet am Montag, 15. Oktober, 16 Uhr, im Haus Mondial, Fritz-Tillmann-Straße 9, statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort