Bundeskunsthalle Führung in historischen Kostümen durch die Ausstellung

BONN · Giovanna Tornabuoni hält ihr Fazzoletto, jenes edle Taschentuch der vornehmen Damen, in der Rechten, tupft sich ein wenig die Stirn und schreitet dann würdevoll durch den Raum.

 In edlem Patriziergewand: Giovanna Tornabuoni (Beate Marks-Hanßen) und Dichter Dante Alighieri (Sebastian Schaaps) erzählen in der Bundeskunsthalle Spannendes und Grausames.

In edlem Patriziergewand: Giovanna Tornabuoni (Beate Marks-Hanßen) und Dichter Dante Alighieri (Sebastian Schaaps) erzählen in der Bundeskunsthalle Spannendes und Grausames.

Foto: Barbara Frommann

"In solch einem Kostüm kann man nur elegant schreiten", erklärt sie und ist sich ihres Standes bei jeder Bewegung bewusst. Beate Marks-Hanßen hat sich an diesem Abend als Florentiner Patrizierin gewandet. In Begleitung von Dante Alighieri (Sebastian Schaaps) nahm sie in der Bundeskunsthalle die Teilnehmer der Dialogführung durch die Florenz-Ausstellung mit auf eine Reise durch die wechselvolle Geschichte der toskanischen Stadt.

Doch bevor die schöne Giovanna und der strenge Dichter Spannendes über die Stadt und ihre Bewohner erzählen konnten, musste für die passende Kleidung gesorgt werden. Von der Stange kam dafür natürlich nichts infrage. Die Kostüme sollten vielmehr so authentisch wie möglich sein. Beate Marks-Hanßen orientierte sich an der Garderobe von Giovanna Tornabuoni, so, wie sie auf einem Tafelbild aus dem Jahre 1488 dargestellt ist.

Rund 80 Stunden saß sie an der Nähmaschine, verarbeitete sechs Meter schweren Stoff für das Kleid und noch einmal rund sieben Meter für den Umhang. In Anlehnung an die edlen Stoffe der vornehmen Patrizierinnen nähte sie 300 Meter Satinband und Perlen auf. Noch eine kleine Haube um das hochgesteckte Haar, fertig.

Dantes Kostüm ließ sich schneller herstellen. Für die rote "Gelehrtenrobe" mit Kappe und Ehrenkranz benötigte sie "nur 25 Stunden". Für ihn tat es ein einfacher, unverzierter Stoff, ähnlich dem auf historischen Darstellungen. Kein Wunder also, dass die beiden während ihrer Führung besonders auf die Bedeutung der Textilherstellung sowie der Woll- und Seidenverarbeitung in der Toskana eingingen. "Muster aus dem Orient und Asien konnten in Florenz hergestellt werden", erklärte Giovanna.

Während Dante das Thema mürrisch als "Weibszeug" abtat und lieber auf seinen Disput mit Zeitgenossen und antiken Gelehrten einging. Quasi aus erster Hand und von den Zeitzeugen erfuhren die Besucher der Dialogführung natürlich viel Spannendes und Grausames über den Aufstieg, die Machenschaften und die Tragödien innerhalb der Familie Medici - schließlich kannte Giovanna die Familie persönlich.

Amüsant wurde es immer dann, wenn Dante und Tornabuoni durch die Jahrhunderte sprangen. "Achtung, Dante muss mal durch", rief Sebastian Schaaps, wenn er zum nächsten Ausstellungsstück eilte, um dann sogleich seine Erklärungen in der Sprache des Mittelalters zu geben. Giovanna hob einfach ihr Fazzoletto, um ins 15. Jahrhundert abzutauchen. Zerknüllte sie es in ihren Händen, dann gab sie als moderne Kunstexpertin Erklärungen zu den Exponaten.

"Wunderbar", schwärmte Heinz Brieht, der mit seiner Frau an der Kostümführung teilnahm. "Es war ein ganz besonderes Erlebnis" , lobte er und seine Frau ergänzt: "Die beiden haben uns durch ihre Dialoge eine einzigartige Sicht auf die Dinge gegeben." Meister Dante lässt sich davon nicht beeindrucken. Er ist fasziniert von den "wunderlichen Dingen aus der neuen Welt" wie Federumhang und Signalhorn.

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