Forest Finance: Ein Unternehmen, das in Wälder investiert Für Geld pflanzt er weltweit Bäume

BONN · Harry Assenmacher betreibt mit Forest Finance ein Unternehmen, das in Wälder investiert. Umweltorganisationen aber sehen solche Investments kritisch.

 Mit 2000 Mark fing Harry Assenmacher 1995 an. Damals legte er das Geld für die Altersvorsorge in Bäumen an. Später machte er daraus ein Geschäftsmodell. FOTO:

Mit 2000 Mark fing Harry Assenmacher 1995 an. Damals legte er das Geld für die Altersvorsorge in Bäumen an. Später machte er daraus ein Geschäftsmodell. FOTO:

Foto: Barbara Frommann

Bonn ist nicht erst heute, sondern schon länger ein gutes Pflaster für grüne Ideen. Hier ist 1986 der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gegründet worden; der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatten hier lange ihren Hauptsitz.

Und mittendrin fand sich 1987 Harry Assenmacher und machte bis 1993 das VCD-Magazin "fairkehr". In der Zwischenzeit bis heute hat er viele gute Ideen gehabt und verwirklicht, die meisten von ihnen sind grün.

Eine der wichtigsten Ideen - zumindest das derzeitige Leben Harry Assenmachers bestimmend - war die, 2000 Mark, an die er 1995 gelangt war, als Altersvorsorge anzulegen. Er hat das nicht mit Bundesschatzbriefen getan, sondern in Panama auf drei Hektar Bäume gepflanzt. "Damit waren erst keine unternehmerischen Ambitionen verbunden", erzählt er. Als immer mehr Freunde das auch probieren wollten, war klar, dass größere Flächen nötig sind. Erst gründete Assenmacher COOL, einen Verein zur Verminderung von Kohlendioxid in der Atmosphäre, der Wald gegen Geld als Kompensation für CO2-Ausstoß aufforstet.

1997 folgte Forest Finance, das Waldinvestments anbietet. Das Unternehmen beschäftigt heute in Bonn 30 und in den Projektländern Panama, Kolumbien, Peru und Vietnam 250 Mitarbeiter. 2013 machte das Unternehmen zehn Millionen Euro Umsatz und bewirtschaftete 17 000 Hektar Wald. Harry Assenmacher ist es wichtig, dass alle Forest-Finance-Flächen nach den Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert sind, also nachhaltig bewirtschaftet werden.

"Wir wollen Wald machen, standortgerechten Mischwald. Unser Produkt ist nicht Holz, sondern Wald", sagt Assenmacher. Der liefere nicht nur Baumstämme, sondern er fungiere ja vor allem als "natürliche Müllabfuhr" für Kohlenstoffdioxid in der Luft. Daher gebe es auf den Forest-Finance- Flächen keine Monokulturen und keinen Kahlschlag. Wenn die Bäume reif seien, würden sie nach und nach aus dem Wald geholt.

So bleibe der Wald erhalten, könne sich kontinuierlich weiterentwickeln und werfe trotzdem Erträge ab, erklärt Assenmacher. Mit diesem Anspruch trifft er den Nerv der Zeit. Viele Menschen, die ihr Geld ökologisch und sozialverträglich anlegen wollen, zählen zu seinen Kunden. Eine ordentliche Palette an Auszeichnungen auf der Webseite zeigt, dass das Konzept auch andere schon überzeugt hat.

Dass Assenmacher seine selbstgesteckten Ziele an Umwelt- und Sozialverträglichkeit erreicht, bezweifeln dagegen Verbraucherschützer und Umweltorganisationen. Oro Verde und der Global Nature Fund etwa haben 2013 in einer Studie sechs Waldinvestment-Anbieter auf dem deutschen Markt auf Kriterien wie Mischwald, Artenvielfalt, die faire Behandlung der lokalen Bevölkerung und den Erhalt von Schutzzonen überprüft. "Leider hat kein Anbieter alle unsere Kriterien erfüllt", sagt Elke Mannigel, Teamleiterin internationale Projekte bei Oro Verde in Bonn.

Unter den untersuchten war auch ein Forest-Finance-Produkt. Der Kritikpunkt: Das Unternehmen arbeite dort auch mit Monokulturen. Harry Assenmacher verteidigt das. In dem speziellen Fall würde es sich um eine bodenverbessernde Zwischenlösung handeln. Auf der Fläche sei der Boden durch vorhergehende Teakplantagen so ausgelaugt, dass heimische Bäume dort keine Chance hätten. Deshalb baue man als Zwischenschritt vor der Aufforstung Acacia-Mangium-Bäume an, denen bodenverbessernde Eigenschaften nachgesagt werden.

Was wohl noch schwerer wiegt, ist, dass Oro Verde als Ergebnis der Studie Waldinvestments generell für keine gute Idee hält. "Wir haben kein Projekt gefunden, dass alle ökologischen und sozialen Kriterien erfüllt und trotzdem noch Rendite abwirft", sagt Elke Mann-igel. Eine Folgestudie wolle nun untersuchen, ob und wie positive Beispiele möglich sind. Auch Verbraucherschützer raten von Investitionen in Wald ab, weil sie zu risikoreich seien.

"Klar gibt es wie bei allen anderen Investitionen ein unternehmerisches Risiko", sagt Harry Assenmacher. Und er räumt auch ein, dass Feuer und die politische Unsicherheit in den Ländern, in denen die Wälder wachsen, die größten Risiken bergen. "Aber wir geben eine mögliche Rendite zwischen null und zehn Prozent an. Da sollte jedem klar sein, dass es auch keine Gewinne geben kann. Was wir machen können, ist zu informieren und unsere Geschäfte transparent zu machen. Das tun wir", sagt der Geschäftsführer.

Der ehemalige Journalist macht das auch gern selbst, wenn er in den Kundenmagazinen Berichte schreibt. Der gebürtige Niedersachse hat in München Jura studiert und auch eine Ausbildung zum Schriftsetzer und Heilpraktiker absolviert. Jetzt ist er voll und ganz Geschäftsführer und Waldanbauer. Am liebsten dann, wenn er auf den Reisen in die Projektländer "eine Woche lang durch den Wald laufen" und im Bonner Büro Honig und Schokolade aus dem unternehmenseigenen Wald anbieten kann.

Kurz gefragt

Die Verbraucherzentrale Bremen hat grüne Geldanlagen unter die Lupe genommen und aus Verbrauchersicht bewertet. Was man bei Waldinvestments unbedingt beachten sollte, erklärt Ulrike Brendel, Referentin im Projekt Finanzmarktwächter.

Welches Risiko besteht bei Waldinvestments?

Ulrike Brendel: Der Totalverlust. Menschen, die in Wald investieren, sollten sich sicher sein, dass sie auf dieses Geld verzichten können. Diese Anlage ist hochspekulativ.

Was macht Wald als Geldanlage so risikoreich?

Brendel: Die prognostizierte Rendite hängt von der Qualität des Holzes und den Holzpreisen ab, das sind Parameter, die man bei Laufzeiten von meist 18 bis 25 Jahren nicht überschauen kann. Überdies sind diese Wälder häufig im entfernten Ausland. Anleger haben so keine Möglichkeit, zu beurteilen, wie dort gearbeitet wird.

Wenn jemand trotz des hohen Risikos investieren will, welche Fragen sollte er dann im Vorfeld klären?

Brendel: Man sollte unbedingt nach der Laufzeit der Anlage fragen und für sich klären, ob man für diesen Zeitraum auf das Geld verzichten kann. Wenn dies unsicher ist, sollte man sich erkundigen, ob und wenn ja unter welchen Umständen und zu welchen Kosten man auch vorzeitig wieder aussteigen könnte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort