Neues Gotteslob vorgestellt Für jedes neue Lied musste ein altes weichen
BONN · Das katholische Gesangbuch Gotteslob wurde überarbeitet. Das neue Gotteslob ist ein "Kompromissbuch". So nennt es Wolfgang Bretschneider. Der Bonner Theologe und Musikwissenschaftler hat maßgeblich an der Entstehung des neuen katholischen Gesangbuches mitgewirkt.
Man habe Bewährtes und Innovatives gleichermaßen untergebracht. Er und Münster-Kantor Markus Karas stellten gestern im Münster-Carrée das Werk vor.
Das Buch, das das alte Gotteslob von 1975 ersetzt, besteht zu drei Vierteln aus dem "Stammteil", der in allen Ausgaben in Deutschland und Österreich gleich ist, das letzte Viertel ist der Eigenanteil, der sich regional stark unterscheidet. Es beinhaltet auch Lieder, die für das alte Buch nicht berücksichtigt wurden, sowie solche aus Taizé, modernes und ökumenisches Liedgut. Einige Lieder wurden ergänzt oder gekürzt, manchmal eine andere Melodie verwendet oder die Tonlage korrigiert.
Für jedes neue Lied und jede Erweiterung mussten laut Bretschneider andere weichen, solche, die nicht gerne gesungen wurden, veraltet sind oder unelegante Kehrverse beinhalten. Ermittelt wurde das über Akzeptanzanalysen in Deutschland und Österreich: Ein wissenschaftliches In-stitut trug mittels Umfragen eine Liste der beliebtesten Lieder zusammen.
Die Bischofskonferenzen beider Länder hatten Bretschneider 2011 beauftragt, Defizite am alten Werk aufzuarbeiten. "Dabei haben wir schnell gemerkt: Es läuft auf ein neues Buch hinaus." Elf Arbeitsgruppen sollten verschiedene Bereiche ausarbeiten - zum Beispiel die Gruppe "Strophische Lieder". 44 Mal hätten sich die ehrenamtlichen Mitglieder in zehn Jahren getroffen, mehr als 3000 Lieder ausgewertet und mehr als 60 Liedersammlungen durchgeschaut. "Wenn man ein Lied wirklich bewerten will, muss man es gemeinsam durchsingen", so der Professor. Bei der Menge gab es da viel zu tun.
Zwischendurch wurde ein Probe-Gotteslob gedruckt, das in Gemeinden in ganz Deutschland getestet wurde - in Bonn in Sankt Marien. Schließlich ging es im Herbst 2013 in den Druck. Da das neue Gotteslob viele neue Lieder zur Fasten- und Osterzeit beinhalte, so Karas, werde es erstmals am Sonntag, 9. März, im Münster eingesetzt. Das Gotteslob sei aber auch "geistliches Hausbuch", so Reinhard Sentis, vom Stadtdekanat Bonn: Es beinhalte auch viele Gebete und grundsätzliche Glaubensinformationen.
Info
Das neue Gotteslob wurde in einer Stückzahl von 3,6 Millionen Büchern gedruckt. Es ist mit 1250 Seiten etwa so dick wie das alte. Im Münster-Laden ist die einfache Ausführung für 19,95 Euro erhältlich, die Version mit Goldschnitt kostet 39,95 Euro. Auch Versionen für Organisten, ein Band- und Chorbuch mit den neuen Liedern aus dem Gotteslob und eine CD mit ausgewählten Liedern gibt es.
