Kirche sammelt online Für Martinszug in Bonn fehlen 10.000 Euro
BONN · Für den Martinszug in Bonn fehlen 10.000 Euro. Die Bonner Kirchengemeinde ruft zu Spenden auf und setzt dabei erstmals auf Crowdfunding. Knapp die Hälfte des Betrags wurde bereits aufgebracht. Doch was ist, wenn er nicht komplett zusammenkommt?
Um den großen Martinszug durch die Bonner Innenstadt am Montag, 12. November, zu finanzieren, braucht die Münsterpfarrei noch mehr als 10.000 Euro. Und die sollen bei einer Crowdfunding-Aktion eingesammelt werden. Über eine Internetseite sollen Bonner für das traditionelle Martinsfest spenden. Insgesamt kostet der Umzug durch die Innenstadt mit allem Drum und Dran rund 17.000 Euro. rund 7000 Euro steuern der katholische Gemeindeverband Bonn und die Stadt bei.
Bislang wurde der Martinszug durch die Martinslotterie mitfinanziert. Doch die wird in diesem Jahr nicht mehr durchgeführt. „Die Lotterie wurde von den Bürgern nicht mehr angenommen. Wir brauchen aber Spenden. Wir beschreiten daher einen neuen Weg und werben die benötigten gut 10.000 Euro über Crowdfunding ein“, erklärt Sebastian Stiewe, Leiter der Citypastoral Bonn und Projektleiter der Martinsaktion. Eine Hauptverkaufsstelle für die Lose war der Münsterladen, der im Herbst geschlossen wurde.
Gemeinde listet Kosten auf
Zur Finanzierung hätten laut Stiewe in der Vergangenheit immer auch Privatpersonen und Unternehmen beigetragen. Die sollen auch wieder angesprochen werden. 2017 hatten beispielsweise die Stadtwerke zur Finanzierung beigetragen, von denen es dieses Mal aber keine Unterstützung geben wird. „Das liegt daran, dass wir zahlreiche Projekte aus Sport, Bildung und Kultur haben, die wir unterstützen. Wir müssen uns jedes Jahr neu entscheiden“, erläutert Veronika John, Pressesprecherin der Stadtwerke.
Der Bonner Martinszug ist einer der größten Umzüge im Rheinland: Mehr als 1300 Mädchen und Jungen aus neun Kindertagesstätten und Schulen ziehen dabei mit ihren Laternen durch die Innenstadt. Auf der Internetseite listet die Pfarrgemeinde Sankt Martin erstmals die einzelnen Posten und Kosten genau auf. Spender können gezielt auswählen, für was genau ihr Geld verwendet werden soll – etwa für die Musikkapellen (2000 Euro), die Weckmänner (1500 Euro) oder das Preisgeld für den Laternenwettbewerb (250 Euro). Teuerster Posten ist die Beleuchtung des Münsters mit 2618 Euro. „Ich bin optimistisch, dass wir das Geld zusammenbekommen“, sagt Stiewe. Am Donnerstagabend hatten Spender knapp die Hälfte des Betrags aufgebracht, laut Spendenbarometer auf der Internetseite fehlten noch 5354 Euro.
Andere Martinszüge in Bonn und der Region finanzieren sich ebenfalls über Spenden. So wird der große Umzug durch Siegburg von einem eigenen Martinsausschuss in Abstimmung mit Polizei, Ordnungsamt und Feuerwehr organisiert. Im vergangenen Jahr kostete der Umzug rund 8700 Euro und wurde durch Spenden, den Verkauf von Martinslosen und einen Zuschuss der Stadt finanziert.
Das Martinsfest und der große Umzug durch die Bonner Innenstadt stehen dieses Jahr unter dem Motto „Licht zu sein – wie Sankt Martin“. Martin habe vor rund 1700 Jahren Licht in eine dunkle Umgebung gebracht, er sei eine Lichtgestalt gewesen. Mit der Botschaft wolle man zeigen, dass Sankt Martin nicht „nur“ aus einem bunten Laternenumzug bestehe, sondern daran erinnern, dass die Mantelteilung ein Akt der Nächstenliebe gewesen sei und ein Vorbild für die Gesellschaft sein könne.
Vorbereitungen in den Schulen laufen
„Jeder Schritt mit der Laterne ist ein Schritt auf dem Weg dorthin, es Martin gleichzutun. Denn ein Sankt Martin sein, das kann jeder“, ist Stiewe überzeugt. Martin (316-397) ließ sich taufen und trat aus dem römischen Heer aus. Er zog sich in ein Kloster zurück, bis er gegen seinen Wunsch zum Bischof von Tours ernannt wurde. Dies wird in diesem Jahr zum ersten Mal auch auf dem Marktplatz deutlich, wenn Martin am Feuer die 15 Kilogramm schwere Rüstung ablegen und sich ein Bischofsgewand überstreifen wird. Dann wird er von der Rathaustreppe herab zu den Zugteilnehmern sprechen. Die Szene der Mantelteilung werden die Kinder und ihre Begleiter am Sterntor sehen – eine Anspielung auf das Stadttor von Amiens, wo Martin dem Bettler begegnet sein soll.
Zu den teilnehmenden Schulen gehört auch die Münster-Schule. Dort liefen die Vorbereitungen laut Schulleiter Clauspeter Wollenweber schon vor den Herbstferien an. Laternen – in diesem Jahr bunte Sterne – werden klassenübergreifend gebastelt und Martinslieder einstudiert. Da wird der Stundenplan auch mal links liegen gelassen. „Der Martinszug ist ein Höhepunkt des Jahres, das war schon zu meiner Schulzeit an der Münster-Schule so, er ist aufregend und gemeinschaftsbildend“, sagt Wollenweber.
Kein Gedanke an Absage
Für die Veranstalter laufen die Vorbereitungen schon seit dem Sommer. „Alle sollen einen eindrucksvollen, sicheren und reibungslosen Zug erleben können“, so Stiewe. Neben der Organisation des Zuges gibt es Pläne für Martins-Besuche in Seniorenheimen, Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten und die Koordination von rund 50 ehrenamtlichen Helfern. Denn der Martinszug ist „nur“ der Abschluss einer Aktionswoche, in der die Martins-Darsteller Martin Heide und Felix Holtkamp viele Einrichtungen besuchen und an die 2700 Weckmänner verteilen werden. „Sehr bewegend ist vor allem der Besuch in der Uni-Kinderklinik“, so Stiewe.
Sollte der benötigte Betrag nicht zusammenkommen, werde für das kommende Jahr über mögliche Streichungen nachgedacht. „Dann müssten wir an der Atmosphäre sparen. Das würden wir nur ungern machen“, so Stiewe. Gespendet werden kann auch noch nach dem 12. November.
Weitere Informationen zum Martinszug und der Spendenaktion der Kirchengemeinde gibt es im Internet auf www.martinszug-bonn.de.