Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums Fürs Konzert Ton für Ton auswendig gelernt

Bonn · Beim bombastischen Konzert des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums kann nicht jeder Noten lesen. Doch das tut der „Große Messe in c-Moll“ von Wolfgang Amadeus Mozart keinen Abbruch. Im Gegenteil.

 Mit der „Großen Messe in c-Moll“ von Wolfgang Amadeus Mozart begeistern Orchester, Chor und Solisten in der Kirche St.Michael.

Mit der „Großen Messe in c-Moll“ von Wolfgang Amadeus Mozart begeistern Orchester, Chor und Solisten in der Kirche St.Michael.

Foto: Horst Müller

„Herr, erbarme dich“: Das Kyrie zu Beginn einer klassischen Messe richtet sich natürlich an Gott. Die „Große Messe in c-Moll“ von Wolfgang Amadeus Mozart hat aber noch einen anderen Adressaten: „Es ist auch die Bitte um Erbarmen an seinen eigenen Vater“, erklärte Andreas Herkenrath, musikalischer Leiter des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (EMA). Denn Mozart hatte sich gegen seines Vaters Willen nach Wien abgesetzt und die Sopranistin Constanze Weber geheiratet.

Ein Jahr lang hatten die Mitglieder des EMA-Schulchores geprobt, um dieses schwere Stück aufführen zu können. Einige der Schüler könnten keine Noten lesen, sagte Herkenrath. „Sie haben das Werk teils Ton für Ton auswendig gelernt.“

Achtstimmiger Gesang im „Gloria“ und im „Benedictus“, anspruchsvolle Fugen – Herkenrath war beeindruckt, dass die Schüler das hinbekommen hatten.

Das bewiesen der Chor und das Symphonieorchester des Gymnasiums am Samstagabend und Sonntagnachmittag bei den beiden Aufführungen in der Kirche Sankt Michael, die mit ihrer Holzdecke eine besondere Akustik für dieses teils bombastische Werk mitbrachte.

Beide Konzerte waren sehr gut besucht. Als Solisten traten drei Sänger aus dem Dunstkreis der Schule auf: Sopranistin Theresa Klose hat vor zwei Jahren ihr Abitur gemacht, auch ihr Vater Thomas Klose, Tenor, hatte die Schule in der Weststadt besucht, und Bass Nayeb Behbahani ist dort noch Schüler. Außerdem sang Profi-Sopranistin Annika Boos.

Die Messe hatten die Beteiligten um Herkenrath bewusst ausgesucht: „Sie wurde zuletzt vor genau 20 Jahren am EMA aufgeführt.“ Damals unter musikalischer Leitung von Peter Henn. Der spielte jetzt auch mit und war an der Einstudierung beteiligt.

Insgesamt sangen bei den Konzerten gut 110 Chormitglieder, dazu spielten rund 80 Musiker des Orchesters, das laut Leiter Herkenrath derzeit eine Rekordstärke erreicht hat. Mit den Solisten waren an die 200 Personen an der Aufführung beteiligt, eine würdige Anzahl für dieses Werk.

Dieses war unvollendet geblieben – nicht, weil Mozart darüber verstorben wäre, wie es bei seinem Requiem der Fall war. „Die Messe hätte, wenn sie vervollständigt gewesen wäre, annähernd Spielfilmlänge gehabt“, sagte Herkenrath. Eine Länge von annähernd 90 Minuten sei aber für die damalige Zeit etwa dreimal so lang gewesen wie die anderer Messen, und Mozart hätte sie womöglich nicht verkaufen können.

Also blieb das „Credo“ ein Fragment, das „Agnus Dei“ fehlt komplett. Andere Komponisten versuchten sich an Vervollständigungen. Herkenrath entschied sich, das Werk so aufzuführen, wie Mozart es geschrieben hat.

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