EM-Spiele gucken Public Viewing läuft in Bonner Gaststätten nur langsam an

Bonn · Erste Gaststätten in Bonn bieten anlässlich der Fußball-EM Public Viewing im Außenbereich an. Ruhestörungen in diesem Zusammenhang vermeldete das Ordnungsamt bislang nicht.

 Im Spago schauten sich die Gäste das Spiel nebenbei an.

Im Spago schauten sich die Gäste das Spiel nebenbei an.

Die Entscheidung der Bonner Stadtverwaltung, Live-Übertragungen der EM-Spiele in der Außengastronomie ohne Ton stattfinden zu lassen, stieß vergangene Woche bei Fußballfans auf Unverständnis. Nachdem der einberufene Krisenstab am Mittwoch eine Übertragung mit Ton doch zuließ, waren am Sonntag beim Spiel England gegen Kroatien allerdings weniger Zuschauer als erwartet in der Gastro-Meile.

In der Clemens-August-Straße, wo das Restaurant Spago als bislang einziges Lokal Fernseher im Außenbereich aufgestellt hat, waren einige Zuschauer zusammengekommen. „Ohne Ton wäre ich nicht hierhin gekommen, das wäre doch kompletter Quatsch“, erklärte Peter Heinen. Bereits kurz nach 14 Uhr hatte er sich einen der Plätze vor einem der beiden Fernseher gesichert. „Ich schaue die Turniere immer gern im Freien in geselliger Stimmung und freue mich, dass es jetzt möglich ist, aber natürlich muss man aufpassen“, sagte Heinen.

Badminton statt Fußballschauen

Auch Markus Schäfer war mit seinem Sohn zu Gast im Spago. „Mich wundert es überhaupt nicht, dass noch keine EM-Euphorie ausgebrochen ist“, sagte er. „Die Testpflicht oder das Hin und Her mit der Tonübertragung hat sicher viele Menschen hier verunsichert, und die bleiben dann zu Hause.“ Zwischenzeitlich waren mehr Menschen in der Warteschlange an der benachbarten Eisdiele zu beobachten. Und im wenige Meter entfernten Botanischen Garten wunderte sich Studentin Marina Keller, die dort mit einer Freundin Badminton spielte: „Heute ist ein Spiel? Das habe ich nicht mitbekommen. Aber das Deutschlandspiel werde ich mir wohl auch beim Public Viewing anschauen.“

Als das Spiel England gegen Kroatien angepfiffen wurde, waren die Tische im Außenbereich des Spago etwa bis zur Hälfte belegt. Einige der Besucher schauten lediglich kurz auf, als Englands Spieler Phil Foden in der 6. Minute den kroatischen Pfosten traf, und aßen weiter Pizza. Zwei Bonner Studenten, die während der britischen Nationalhymne mitsangen, verließen kurz darauf das Lokal. „Die EM interessiert mich gerade nicht so sehr. Vielleicht schau ich die zweite Hälfte noch zu Hause“, sagte einer von ihnen.

Unterdessen blickt Schäfer auf das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen Frankreich am Dienstag. Das wollte er sich eigentlich mit seiner Familie im Römerbad bei BonnLive anschauen. „Wir hatten Karten dafür, aber es wurde ja leider abgesagt“, sagte er. Mit Blick auf die Gastro-Meile könne er das nicht nachvollziehen: „Hier sitzt man doch viel enger beieinander als auf den zehn Meter langen Bierbänken dort.“

Keine Ruhestörungen

Vorbeifahrende Wagen des Ordnungsamtes beobachtete Pejman Afshari, seit einem Jahr Inhaber des Spago, das früher Monte Cristo hieß. „Die fahren hier oft vorbei und schauen, dass wir uns an die Auflagen halten“, sagte er. „Wir führen die Tradition des Public Viewing hier fort. Die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes kommen uns dabei sehr entgegen und sind nicht ganz so streng, was die Tonübertragung angeht. Da dürfen wir auch mal fünf Minuten nach Mitternacht die Lautstärke noch moderat anhaben“, sagte Afshari. „Ich finde das gut, denn nach Monaten der Pandemie kann man im gewissen Rahmen auch mal ein Auge zudrücken, solange sich keiner gestört fühlt. Die Gäste verhalten sich auch absolut gewissenhaft. Ansonsten halten wir auch die Augen offen“, sagte Afshari. Monika Hörig, Sprecherin der Stadt Bonn, bestätigte am Sonntagnachmittag, dass keine Ruhestörungen im Zusammenhang mit Fußball-Übertragungen bekannt seien.

Nebenan im Havanna will man mit der Live-Übertragung noch bis Mittwoch warten. „Ab da dürfen wir – Stand jetzt – auch den Innenbereich wieder öffnen und werden die Spiele auf unserer Leinwand zeigen, wie immer“, sagte Mitarbeiter Andrean Pantoya. Bis dahin, so ist sich Schäfer sicher, werde die EM-Euphorie wieder Einzug halten. „Am Dienstag spielt unserer Mannschaft. Wenn sie gut spielen, dann führt das auch wieder zu mehr Begeisterung.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort