WCCB-Investor Man-Ki Kim Fußfessel, U-Haft, Strafhaft, Erzwingungshaft, Auslieferungshaft

Bonn · Nachdem der WCCB-Investor Man-Ki Kim in Deutschland fast alle Haftgründe erlebt hat, sitzt er nun in Südkorea wieder hinter Gittern. Auch wieder wegen des Bonner Kongresszentrums.

Man-Ki Kim, Ende 2005 vom Bonner Stadtrat zum Investor des (WCCB) gekürt, ist nun endgültig weg. Erst als Heilsbringer gefeiert, dann als Betrüger verurteilt. So könnte man neun Kim-Bonn-Jahre kurz zusammenfassen, doch das wäre nach den Erkenntnissen im Gerichtssaal zu einfach. Auch die vom "Spiegel" kreierte Formel "Kim blendet, Stadt blutet" trifft es schon lange nicht mehr. Es gab damals zu viele, die es besser wussten und sich aus eigenen Motiven gerne von Kim blenden ließen. Kim ist bis dato die einzige Person, die über die U-Haft hinaus für das korrupte WCCB-Treiben im Gefängnis gesessen hat. Kaum einer hat zudem so oft durch das Schlüsselloch in die Freiheit geblickt - und als es so weit war, schnappte das Schloss wieder zu. Wieder ein neuer Haftgrund. Davon gibt es in Deutschland viele.

Für Kim beginnt die WCCB-Aufarbeitung durch Justitia im US-Bundesstaat Virginia. Ende 2010 klingelt es in seinem Haus: FBI-Beamte verpassen ihm aufgrund des Haftbefehls aus Bonn eine Fußfessel. Die muss Kim tragen, bis er an Deutschland ausgeliefert wird. Als er im Januar 2011 in Köln/Bonn landet, kommt Kim in U-Haft. Um sicherzustellen, dass er zu seinem am 30. September 2011 beginnenden Prozess auch erscheint.

Denn das Gericht sieht "Fluchtgefahr": Kim hat einen familiären Nachteil. Sein Lebensmittelpunkt - verheiratet, zwei Kinder - liegt eben in Virginia. Der von Michael Thielbeer, dem städtischen Pro-Kim-SMI-Hyundai-Souffleur, liegt in Düsseldorf, der von Ha-S. C., Kims Rechtsanwalt, im Taunus, der von Young-Ho Hong, dem Bauunternehmer, in Berlin. Sie durften und dürfen bis zu ihrem Prozess in Freiheit leben. Kim empfand das, so hat es sein Strafverteidiger Walther Graf, Kompagnon des Uli-Hoeness-Strafverteidigers Hanns W. Feigen, einmal angemerkt, als "ungerecht".

[kein Linktext vorhanden]Dann am 10. Mai 2013 das Urteil: sechseinhalb Jahre Haft. Mitte 2014, nachdem Kim die Hälfte der Haftstrafe - inklusive Fußfessel-Zeit und U-Haft - abgesessen hat, kann er als Ausländer in ein Land seiner Wahl abgeschoben werden. Seit Mai blinzelt Kim also der Freiheit entgegen. Als es so weit ist, kommt Insolvenzverwalter Christopher Seagon um die Ecke. Der neue "Besitzer" der UN Congress Center Bonn GmbH (UNCC/WCCB-Bauherr), dessen Geschäftsführer Kim war, ist unzufrieden mit dem Auskunftsgebaren des Südkoreaners. Vor Gericht setzt Seagon Erzwingungshaft durch. Kim soll gefälligst Auskunft geben über die tatsächlichen Geschäftsabläufe. War er, der in Bonn stets nur zur Stippvisite war, irgendwann nur noch ein Pro-forma-Geschäftsführer? Wer führte die UNCC-Geschäfte tatsächlich? Möglich, dass Kims Antworten und seine Belege dazu die WCCB-Geschichte eines Tages noch einmal ganz neu erzählen werden.

Als der Insolvenzverwalter die Haftentlassungstaste drückt, naht die Freiheit, die Ausreise in die Türkei - denkt Kim. Stattdessen ein Auslieferungsantrag auf höchster Ebene: Südkorea hat ihn an Deutschland gestellt. Kim soll sich wegen Betrugsverdachts in Seoul verantworten. Daraufhin wird er von Köln-Ossendorf nach Rheinbach verlegt, die Station für Auslieferungshäftlinge.

Fußfessel, U-Haft, Strafverbüßungshaft, Erzwingungshaft, Auslieferungshaft: Kim, der Felix Krull aus Südostasien, der große Bonität vortäuschte, hat das WCCB noch nicht hinter sich - auch eine Folge der Tatsache, dass die Stadt ihn ohne Eigenkapital losbauen ließ und ihm gleichzeitig den Zugriff auf öffentliche Millionen gewährte.

Fortan war Kim ein Getriebener, der sich in allen Erdwinkeln Geld lieh, um es in Bonn vorzuzeigen: mal zu 13 Prozent, mal zu 60 Prozent Zinsen. Darunter auch die Investmentfirma Honua aus Hawaii, die eigens gegründet worden war, um Gelder südkoreanischer Lebensversicherer anzulegen. Aus Südkorea heraus darf, so das Gesetz, ein solches Invest nicht direkt erfolgen. Deshalb der Umweg über Hawaii. Das WCCB erschien Honua als lohnenswertes Investment. 32 Millionen Dollar vom Lebensversicherer Dongbu, bei dem unter anderem die Beiträge südkoreanischer Lehrer zusammenflossen, überwies Honua an Kim. Davon kamen jedoch nur umgerechnet 5,1 Millionen Euro auf der Baustelle an. Zudem hatte Kim eine selbstgebastelte "WCCB-Besitzurkunde" über 94 Prozent der Anteile an Honua überreicht. Die war nichts wert, denn die Anteile hatte er - notariell beglaubigt - zuvor an Arazim (Zypern) übertragen.

Deshalb sitzt Kim jetzt in Seoul in U-Haft. Wegen Betrugsverdachts.

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