Situation der Bonner Hotels Galerie Design Hotel wird zum Studentenwohnheim

Bonn · In vielen Bonner Hotels bleiben Geschäftsreisende aus. Das sorgt im Lockdown für eine Null-Belegung. Das Galerie Design Hotel an der Kölnstraße macht für immer dicht und wird zum Studentenwohnheim.

 Das Galerie Design Hotel in Bonn schließt offenbar für immer. Andere Häuser fahren den Betrieb im November herunter.

Das Galerie Design Hotel in Bonn schließt offenbar für immer. Andere Häuser fahren den Betrieb im November herunter.

Foto: Benjamin Westhoff

Der erneute Lockdown setzt die Bonner Hotels unter Druck. Viele von ihnen haben ihren Betrieb im November heruntergefahren, nachdem es in den Sommermonaten besser geworden war. Das Geschäft hat sich jedoch stark verändert, Dienstreisende gibt es kaum noch. Ein Haus wird aufgrund der schlechten Auslastung langfristig schließen: das Galerie Design Hotel im Stadtteil Auerberg.

Für Mahmoud Karim wird der November ein harter Monat. Der Direktor der beiden Bonner Centro Hotels Günnewig Residence und Bristol hat den Großteil seiner Mitarbeiber in Kurzarbeit geschickt, an den Rezeptionen gibt es nur eine Notbesetzung. „Wir haben seit Juni fast ausschließlich Privatreisende als Gäste. Das Geschäft hat sich vollkommen gedreht“, erzählt er. Beherbergte er sonst rund 80 Prozent Geschäftsreisende, waren es im Sommer vor allem Besucher aus Deutschland und den Anrainerstaaten. „Aber die bleiben durch das Beherbungsverbot nun weg. Faktisch haben wir momentan eine Null-Belegung.“

Aber auch für den kommenden Monat – der Lockdown soll bis zum 30. November gelten – sieht es nicht viel besser aus. „Viele Gäste stornieren derzeit ihre Reisen nach Bonn, weil sie unsicher sind“, sagt Karim. Von der Bundesregierung wünscht er sich deshalb eine mittelfristige Aussicht, die drei Monate weit reicht. Und fixe Zusagen, denn allzu lange halten die Betriebe diese Belastung nicht mehr aus. „Es ist extrem schwierig zu sagen, wann es an die Substanz geht. Das liegt auch daran, weil man noch nicht überblicken kann, welche finanziellen Hilfen es gibt.“

Ein Bonner Hotel scheint die Pandemie jedenfalls schon in den Ruin getrieben zu haben. Das Galerie Design Hotel an der Kölnstraße hat seit Monatsanfang geschlossen und wird nach GA-Informationen auch nicht mehr eröffnen. Ein Großteil der Angestellten ist entlassen worden. Geführt wurde das Haus seit 2009 von der Maritim-Gruppe, die auch in Bad Godesberg ein großes Hotel betreibt. Weder die Unternehmenszentrale noch die Bonner Geschäftsführung wollte sich am Mittwoch zu den Vorgängen äußern.

Die Maritim-Gruppe ist aber auch nicht der Eigentümer der Räume: Gebaut wurde das Hotel 2006 von Scheich Rashid Al Khalifa aus Bahrain, der es als Fünf-Sterne-Hotel konzipiert hatte. Unter der Leitung des Maritims wurde es zu einem Vier-Sterne-Hotel umgewidmet. Leerstehen sollen die 53 Zimmer auf acht Stockwerken, verschiedenen Tagungsräume und der Wellnessbereich samt Gartenanlage nicht lange. In den kommenden Wochen wird das Hotel offenbar zu einem Studentenwohnheim umgebaut.

Einen guten Überblick, wie es den Bonner Hotels derzeit geht, hat die Tourismus & Congress GmbH (T&C). Nach mehreren Wachstumsjahren in der Region habe es in der Corona-Krise einen starken Einbruch gegeben. „Dieser hatte in den Monaten März, April und Mai die stärksten Einbußen mit bis zu 91 Prozent Reduktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, sagt T&C-Chef Udo Schäfer. Ab dann ging es von Monat zu Monat bis einschließlich August etwas bergauf, die Einbußen lagen aber noch bei rund 49 Prozent. Für die Folgemonate liegen noch keine Zahlen vor, „jedoch wissen wir aus Gesprächen mit Branchenvertretern, dass mit Einsetzen der zweiten Welle dieser Trend unterbrach und mit dem zweiten Lockdown es erneut zu massiven Einschnitten mit Bezug auf die Buchungslage kam“. Klassische Urlaubsregionen wie die Alpen seien weniger betroffen als Städte.

Das bleibt nicht ohne Folgen. „Es gibt Hotels, die coronabedingt in dieser Zeit temporär geschlossen hatten und haben“, sagt Schäfer. Man versuche den Folgen des Lockdowns entgegenzuwirken. „Diese Maßnahmen gehen von der Kurzarbeit über Überbrückungshilfen, betriebliche Anpassungen bis hin zu vorübergehenden Schließungen.“ Als regionale Anlaufstelle versuche man Vermarktungsansätze zu entwickeln, die in der Krise helfen und auch danach Wirkung zeigen. In regelmäßigen Treffen, wie erst am Mittwoch per Videokonferenz, tausche man Erfahrungen aus und bespreche aktuelle Corona-Themen.

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