Bedrohte Gartenschläfer in Bonn Gartenschläfer in Bonn kämpfen um ihr Leben

Bonn · Der Bestand der Gartenschläfer ist in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. Auch in Bonn sind sie noch heimisch. Wissenschaftler untersuchen die Population.

 Der Gartenschläfer ist der "Zorro" unter den Schlafmäusen.

Der Gartenschläfer ist der "Zorro" unter den Schlafmäusen.

Foto: pa/obs BUND

In einigen Regionen gelten die Tiere mit der markanten Gesichtszeichnung, die an Zorros Maske erinnert, als ausgestorben. In Europa hat sich der Bestand in den vergangenen 30 Jahren halbiert. Weshalb ist völlig unklar.

In Bonn haben sich allerdings wieder einige Gartenschläfer, die wie Haselmaus und Siebenschläfer zur Gattung der Schlafmaus zählen, angesiedelt. „In Endenich, Dransdorf, Dottendorf und in Bad Godesberg wurden sie entdeckt“, berichtet Holger Sticht vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Jetzt soll wissenschaftlich untersucht werden, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit Eliomys quercinus wieder Gärten, Obstwiesen, Weinberge und Feldränder bevölkert. Der BUND startet dafür mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Universität Gießen ein Projekt zum Schutz der Tiere. Gefördert wird die Spurensuche Gartenschläfer vom Bundesumweltministerium.

„Wir untersuchen den Bestand unter anderem in Innenstädten, am Stadtrand von Bonn sowie in den Hochlagen der Mittelgebirge“, erläutert Sticht, der Vorsitzender des NRW-Landesverbands des BUND ist. Bei ihrer Spurensuche sind die Forscher allerdings auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Wer einen Nager in seinem Garten oder andernorts entdeckt kann den Fundort auf www.meldestelle. gartenschlaefer.de markieren.

Quieken, Pfeifen und Murmeln

„Wir sind für jeden Hinweis dankbar“, sagt Sticht. Da der Gartenschläfer wegen seiner auffälligen Fellzeichnung an den Augen schnell zu identifizieren ist, können ihn auch Laien leicht von anderen Nagern unterscheiden. „Bilder sind ebenfalls hilfreich. Mit wenigen Klicks kann man sogar Handyfotos auf unsere Seite laden“, erklärt der Experte für Biodiversität. Hobbygärtner aus Dransdorf und Alfter haben schon entsprechende Dokumente zur Verfügung gestellt.

„Mit diesem Projekt wollen wir nicht nur helfen, den dramatischen Rückgang zu stoppen. Wir wollen zeigen, wie wichtig auch kleine und wenig bekannte Tierarten für die biologische Vielfalt in Deutschland sind“, sagt Sticht. Die Studie ist auf sechs Jahre angelegt. Die Wissenschaftler erhoffen sich Hinweise darauf, welche Ursachen für den Rückgang der Population verantwortlich sind: von einer genetischen Verarmung bis hin zu Krankheiten oder Einflüssen der Klimaveränderung. Aus den Ergebnissen werden dann Schutzmaßnahmen entwickelt.

Jeder Gartenbesitzer kann laut Sticht dazu beitragen, dass sich „Zorro“ wieder wohl fühlt. „Man sollte die Tiere in Ruhe lassen“, lautet die wichtigste Empfehlung. „Der Gartenschläfer nutzt gerne Nistkästen für Vögel. Hat er sich darin eingerichtet, dann sollte man ihn nicht stören oder vertreiben.“ Schließlich würden auch Hobbygärtner von dem Untermieter profitieren, der bis zu 14 Zentimeter lang und mehr als 80 Gramm schwer werden kann. „Obwohl Gartenschläfer sehr klein sind fressen sie die Nacktschnecken in den Beeten“, weiß Sticht. Außerdem sollte auf Pestizide und Rattengift verzichtet werden.

Quieken, Pfeifen und Murmeln: Während der Paarungszeit können Gartenschläfer-Männchen schon mal recht laut werden. Ihre Geräusche sind dann die ganze Nacht hindurch zu hören. Eine Hörprobe gibt hier.

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