Betriebsfeiern werden kleiner Bonner Wirte leiden unter fehlenden Weihnachtsfeiern

Bonn · Die großen Betriebsfeste zum Jahresausklang fallen aus. Wenn gefeiert wird, dann im kleinen Kreis. Für die Gastronomie in Bonn ist das ein Nachteil.

Viele Bonner Restaurants haben die Weihnachtsgans wegen der hohen Einkaufspreise von der Karte genommen.

Viele Bonner Restaurants haben die Weihnachtsgans wegen der hohen Einkaufspreise von der Karte genommen.

Foto: dpa/Jan Woitas

Gemütliches Abendessen statt großer Party: Nach zwei Jahren Corona-Pause laden viele Unternehmen ihre Mitarbeiter jetzt wieder zu Weihnachtsfeiern ein – allerdings oft nur noch in deutlich kleinerem Rahmen. Aus Angst vor einer möglichen Ansteckung verzichten immer mehr Betriebe auf große Jahresabschlussevents. Einzelne Abteilungen, Arbeitsgruppen oder Teams treffen sich vielmehr in kleiner Runde. Das beobachten auch die Wirte in Bonn.

„Die Situation ist immer noch sehr schwierig“, sagt Anna Nadenau vom Restaurant Alexander an der Duisdorfer Rochusstraße. Mittags sei das Restaurant zwar derzeit gut ausgebucht, „aber abends gibt es immer noch Plätze“, erzählt sie. Allerdings würden viele Gäste auf die Preise achten. „Es wird längst nicht mehr so üppig bestellt wie vor der Coronakrise. Die Leute haben viel zu viel Angst vor der Zukunft und halten ihr Geld zusammen“, beobachtet die Gastronomin.

Ein großes Problem sei in ihrem Gewerbe nach wie vor der Fachkräftemangel. „Wir suchen seit Monaten einen geeigneten Koch und finden keinen. Ich frage mich, wo sind die Leute, die früher im Dienstleistungsgewerbe gearbeitet haben, hin?“, schüttelt sie den Kopf. Unterkriegen lässt sich das Alexander-Team jedoch nicht. „Wir freuen uns einfach darauf, im kommenden Jahr wieder viele Gäste in unserem Restaurant zu begrüßen“, blickt sie zuversichtlich in die Zukunft.

Die ganz großen Betriebsfeiern mit bis zu 100 Personen fallen zwar größtenteils aus, „dafür haben wir viele Reservierungen für kleinere Gruppen, beispielsweise für Abteilungsfeiern mit 15 bis 20 Personen“, antwortet Martin Stützer von der Bastei in Bad Godesberg auf GA-Anfrage. Allerdings haben die enormen Preissteigerungen bei Lebensmittel längst auch die Karte in der Bastei erreicht. „Gänse bieten wir in diesem Jahr nicht an. Die Preise sind einfach zu hoch“, so der Chef.

Dafür serviert das Team auf Wunsch eine größere Auswahl an Wild- sowie Entengerichten. Im Gegensatz zu vielen Kollegen in der Branche hat Stützer kein Personalproblem. „Wir sind wirklich sehr gut bestückt“, sagt er. Das liege sicher auch daran, dass man immer ausgebildet habe. Lediglich bei einigen Einzelpositionen würde man sich noch über neue Mitarbeiter freuen. „Einen guten Koch können wir immer gebrauchen“, sagt er.

Der Einkaufspreis hat sich zwar verdoppelt, dennoch brutzeln im Backrohr im Haus am Rhein in Beuel derzeit wieder die Gänse. „Rund 200 Gänse haben wir bisher schon verkauft“, überschlägt Geschäftsführer Sinisa Slavicek. Dennoch spürt auch sein Team, dass die Gäste derzeit mit Bedacht wählen. „Alles ist eben teurer geworden“, so der Gastronom. Dennoch läuft das Vorweihnachtsgeschäft bisher „ganz gut“.

„Wir haben aktuell viele Reservierungen für kleinere Gruppen. Nur die ganz großen Weihnachtsfeiern wie früher gibt es nicht mehr“, bestätigt auch er. Fehlendes Personal ist derzeit im Haus am Rhein kein Thema. „Wir sind ganz gut ausgestattet, können aber immer noch Mitarbeiter gebrauchen“, sagt er.

Fehlende Fachkräfte sind nicht das einzige Problem

Auch im Gasthaus Nolden in Endenich geht der Trend eher hin zu kleineren Feiern. „Die großen Treffen gibt es seit Jahren nicht mehr. Diese Tendenz gab es bereits vor Corona“, sagt Sabine Nehrkorn. Bei Nolden werden trotz der Preisentwicklung auch wieder Gänse ins Rohr geschoben. „Die werden nach wie vor gerne bestellt“, beobachtet Nehrkorn. Die Preissteigerungen habe man „moderat“ an die Kunden weitergegeben. An den kommenden Festtagen ist das Gasthaus traditionell geschlossen. „Darauf konnten sich unsere Angestellten immer verlassen“, sagt die Chefin. Wahrscheinlich hätten deshalb so viele Mitarbeiter über Jahrzehnte hinweg gerne in dem Haus gearbeitet. Da alters- oder krankheitsbedingt jedoch einige Angestellte ausgeschieden sind, sucht auch sie derzeit Fachpersonal. In der Küche des Nolden hat sie derzeit eine Ukrainerin beschäftigt. „Darüber sind wir sehr froh“, so Sabine Nehrkorn.

Fehlende Fachkräfte sind jedoch nicht das einzige Problem in der Gastronomie in Bonn und der Region. „Die aktuelle Wirtschaftslage, die enormen Preissteigerung, Energiekosten sowie die Auswirkungen des Ukrainekrieges spüren die Wirte ganz besonders“, beobachtet Thomas Hindelang von der IHK Bonn/Rhein-Sieg. „Das betrifft zudem viele weitere Branchen. Dabei machen die meisten Unternehmen gerade in der Weihnachtszeit einen großen Teil ihres Umsatzes. Viele Wirte reagieren auf die enormen Preissteigerungen und offerieren bestimmte Angebote nicht mehr. „Beispielsweise Gänse“, erklärt er. Zudem sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt immer noch angespannt. „Nicht nur Fachkräfte fehlen, sondern auch Arbeitskräfte mit geringer Qualifikation“, sagt der IHK-Sprecher.

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