Neue Vorschriften für Neubauprojekte? Gebäude in Bonn sollen grüner werden

BONN · Das Maximiliancenter überrascht mit einer ungewöhnlich begrünten Fassade. Jetzt will der Bonner Stadtrat, dass mehr Fassaden und Dächer mit Pflanzen begrünt werden. Die Verwaltung soll nach einem Beschluss vom Dienstagabend konkrete Vorschläge erarbeiten.

Der Bonner Stadtrat will, dass mehr Fassaden und Dächer mit Pflanzen begrünt werden. Die Verwaltung soll nach einem Mehrheitsbeschluss vom Dienstagabend konkrete Vorschläge erarbeiten, wie Begrünungen „im Einzelfall oder für zusammenhängende Bebauungsplangebiete (dies gilt auch für Gewerbegebiete) als Ausgleichsmaßnahme für die Versiegelung in ihrem kommunalen Satzungsrecht festgesetzt werden könnten“. Sie soll also herausfinden, inwiefern bei Neubauprojekten Vorschriften möglich wären.

Politik will Vor- und Nachteile erfahren

Der Vorschlag geht auf eine Idee der Fraktion Allianz für Bonn (AfB) zurück und fand eine breite Mehrheit. Die CDU-Fraktion stimmte zwar einem Fragenkanon zu, der darauf abzielt, zunächst Zahlen und Fakten vorzulegen. Sie wollte sich als einzige Fraktion aber nicht dem Auftrag an die Verwaltung anschließen, unmittelbar Vorschläge zu erarbeiten. CDU-Ratsherr Christian Gold begründete das Abstimmungsverhalten damit, dass man zunächst den Sachstandsbericht abwarten wolle.

Die Verwaltung soll nun erörtern, bei wie vielen Bauprojekten im Stadtgebiet eine Begrünung bislang vorgenommen worden ist, wo Vor- und Nachteile liegen, welche finanziellen Förderungen Bauherren in Anspruch nehmen könnten und wie andere Städte verfahren.

Isabel Klotz aus dem Bonner Presseamt erklärte auf Anfrage, dass eine direkte Förderung durch die Stadt zwar „wünschenswert“, aber aufgrund der angespannten Haushaltslage aus Sicht der Verwaltung „nicht darstellbar“ sei. Über die Kanalabgabensatzung sei es allerdings indirekt möglich, die Niederschlagswassergebühr bis zu 50 Prozent zu senken, wenn durch Bauherren durch Begrünungen die Abflussmenge nachweislich senken könnten. Ein junges Beispiel für Begrünung im Stadtgebiet ist das Maximilian-Center am Hauptbahnhof. Gegenüber dem Hauptbahnhof hat der Investor senkrecht einen Grünstreifen angelegt. Moritz Tank von Ten Brinke erklärte dem GA, dass es sich erstens durchaus um echte Pflanzen wie beispielsweise Farne handele und dass das Grün überdies recht pflegeleicht sei, weil die Bewässerungsanlage unmittelbar in die Wand integriert sei.

Claudia Schweigele von der BUND Kreisgruppe Bonn würde weitere Anreize für das Bepflanzen auf Dächern und an Wänden begrüßen. „Es hat viele Vorteile, kühlt die Luft im Sommer, produziert Sauerstoff und verschönert manche Betonwüste“, so Schweigele. Neben dem Nutzen für das Mikroklima in der Stadt müsse man allerdings im Blick behalten, dass Kleintiere und Vögel angelockt würden, die zwar durchaus erwünscht seien. „Wenn aber Fenster unglücklich liegen, kann der Vogelschlag zunehmen“, gab Schweigele zu Bedenken.

Eigentümerverein gegen Verpflichtung

Vorgaben für große Investoren hält sie für sinnvoll. Was eine Vorschrift für einfache Häuslebauer angeht, ist Schweigele allerdings zurückhaltend. Denn solche Installationen kosteten Geld. Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen in Kiel hatte in einer Studie vor einigen Jahren die Mehrkosten durchschnittlich mit 41 Euro pro Quadratmeter beziffert.

Steigende Baupreise sind auch der Grund, warum Helmut Hergarten eine verbindliche Vorschrift für Eigentümer oder Hausbauer ablehnt. Der Geschäftsführer des Eigentümerverbands Haus & Grund sagte gegenüber dem GA: „Bauen in Bonn und der Region ist für die Bürger ohnehin teuer geworden, es sollte nicht noch teurer werden.“ Im Grundsatz befürworte er Dach- und Fassadenbegrünungen und habe auch nichts gegen finanzielle Anreize einzuwenden. Er gab allerdings auch zu bedenken, dass beispielsweise Efeu die Bausubstanz angreift. Es käme also auf die Art der Bepflanzung an, die auch gepflegt werden müsse.

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