In der Bonner Innenstadt Gedenken und Mahnen drei Jahre nach Hanau

Bonn · Vor drei Jahren wurden neun Menschen mit Migrationshintergrund in Hanau Opfer eines rassistischen Anschlags. Am Mittwoch gedachten Bonner in der Innenstadt der Opfer. Dazwischen mischten sich auch mahnende Worte.

 Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Saboor Dehgan und Binnaz Öztoprak bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer von Hanau vor dem Alten Rathaus.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Saboor Dehgan und Binnaz Öztoprak bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer von Hanau vor dem Alten Rathaus.

Foto: Michael Reinhard

Gut drei Jahre ist es her, dass am 19. Februar 2020 ein rechtsextremistischer Attentäter in Hanau innerhalb weniger Minuten neun Männer und Frauen mit Migrationshintergrund erschoss. Ferhat Unvar, Vili Viorel Paun, Hamza Kurtovic, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Kaloyan Velkov, Fatih Saracoglu, Sedat Gürbüz und Fatih Saracoglu kamen damals ums Leben. Im Anschluss tötete der 43-jährige Attentäter seine Mutter und sich selbst.

Um an die Opfer zu erinnern und auf die Problematik des rechtsextremistischen Terrorismus in Deutschland aufmerksam zu machen, versammeln sich ungefähr vierzig Menschen am Mittwoch vor dem Alten Rathaus am Marktplatz. Unter ihnen war auch Ulrich Thomas, der ehemalige Pfarrer der Lukaskirche. Zur Kundgebung sei Thomas gekommen, weil er sich um die zunehmende Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft sorge, sagt er. In ähnliche Richtung bewegt sich der Vortrag der ersten Rednerin. „Hanau ist leider kein Einzelfall. Deutschland ist wieder Schauplatz rassitischer und antisemitischer Anschläge geworden", sagte Binnaz Öztoprak, die Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt. Es sei wichtig und richtig zusammenzustehen und um die Opfer gemeinsam zu trauern, so wurde Öztoprak im Beitrag der Oberbürgermeisterin Katja Dörner ergänzt. Gefordert sei „ein klares Bekenntnis zu unserer Einwanderungsgesellschaft in all ihrer Vielfalt von Hautfarbe, Herkunft, Begabungen und Religionen“.

Dank für die Integrationsarbeit

Saboor Dehgan, der vor acht Jahren aus Afghanistan als Flüchtling nach Deutschland kam, war der nächste Redner. Dehgan bedankte sich bei dem Verein „Ausbildung statt Abschiebung“ (Asa) für die wertvolle Integrationsarbeit und betonte, wie wichtig diese Arbeit für die Zukunft der Gesellschaft sei. „Ich bin der Asa sehr dankbar, was sie mir ermöglicht hat", sagte der Auszubildende. Gleichzeitigt thematisierte Deghan den in seinen Augen bestehenden institutionellen Rassismus und die Alltagsdiskriminierung.

Aktiven Widerstand gegen jede Form der Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz forderte auch der aus Bulgarien stammende Jurist Georgi Stoimenov. Im Anschluss trug Naziye Ertürk ein Gedicht vor, wollte damit die Stimmungslage um das Attentat in Hanau einfangen.

Nicht nur die entsetzliche Tat in Hanau sorgte vor drei Jahren für Aufsehen, sondern auch das Vorgehen der Polizei. Die Angehörigen der Opfer warfen insbesondere der Frankfurter Polizei ein fragwürdiges und diskriminierendes Verhalten vor.

Wie sich später herausstellte, waren dreizehn der eingesetzten Angehörigen des Sondereinsatzkommandos über eine Chatgruppe vernetzt, in der rechtsradikale Inhalte ausgetauscht wurden. Im Zuge dieser Vorfälle hatte Hessens damaliger Innenminister Peter Beuth (CDU) die Auflösung des SEK Frankfurt bekannt gegeben.

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