Fairtrade in Bonn Gegen den Wegwerftrend

BONN · Für Gisela Burckhardt gibt es ein wichtiges Credo, das da lautet: „Raus aus der Nische.“ Für Samstag hatten zehn Organisationen zum fairen Frühstück auf den Münsterplatz eingeladen, um diesem Wunsch ein Stück näher zu kommen.

 Haya Aba-Hatem (v.l.), Ahmad Al Halaby, Dorothea Trabesius (alle Weltladen) und Paolo Bustillos (Stadt Bonn) helfen beim fairen Frühstück.

Haya Aba-Hatem (v.l.), Ahmad Al Halaby, Dorothea Trabesius (alle Weltladen) und Paolo Bustillos (Stadt Bonn) helfen beim fairen Frühstück.

Foto: Horst Müller

Darunter auch der Verein Femnet, dessen Vorsitzende Burckhardt ist. Neben Kaffee, Brötchen und Mangomarmelade rührten die Anbieter von fair gehandelten Produkten ordentlich die Werbetrommel für ihre Sache. Zwischen den reich gedeckten Tischen verlief zur Mittagszeit ein Catwalk. Herren im modernen Parka, Damen mit raffiniert geschnittenen Mänteln.

„Faire Mode ist schön, alles andere als langweilig und nicht so teuer, wie viele denken“, erklärte Katharina Partyka, die seit 2014 das Geschäft „kiss the inuit“ in der Friedrichstraße betreibt. Von einfachen Schnitten reicht die Auswahl bis zur Haute Couture. Ein T-Shirt kostet ab 20 Euro aufwärts, Chinohosen gibt es bei ihr ab 80 Euro.

Eine Menge Idealismus

Ob sie davon leben kann? „Da ist eine Menge Idealismus dabei. Und auch der Wunsch, die Welt ein Stück weit besser zu machen.“ Die meisten Helfer an diesem Tag waren ehrenamtlich unterwegs. Wie Burckhardt zum Beispiel, die Femnet gründete, um politisch Einfluss zu nehmen und aufzuklären. Im Verein arbeiten mittlerweile Festangestellte und Aushilfen.

Burckhardt hat in Bangladesch gesehen, unter welchen Bedingungen die Menschen dort arbeiten müssen, und ein Buch darüber geschrieben. „Was die Entwicklungshilfe leisten kann, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen selbst aktiv werden“, meinte sie. Femnets Bonner Einkaufsführer für faire Kleidung ist im vergangenen Jahr in dritter Auflage erschienen und in Köln kürzlich zum ersten Mal vorgestellt worden. Viele Geschäfte wüssten gar nicht, dass sie faire Produkte im Portfolio haben. Femnet berät auch die Stadt Bonn bei der Wahl von Berufskleidung.

Die Frühstücksauswahl auf den Tischen, die den Gästen kostenlos kredenzt wurde, hatten eine Reihe von Geschäften und ein Teil der Veranstalter gespendet. Darunter das katholische Stadtdekanat und der Weltladen in der Maxstraße. In diesem Jahr feiert er sein 25-jähriges Bestehen. Seit Ann-Kathrin Voge vor fünf Jahren zum mittlerweile abgeschlossenen Studium nach Bonn kam, steht sie dort in ehrenamtlichen Diensten.

Gegen Billigketten

In wechselnder Besetzung halten Freiwillige wie sie den Laden an sechs Tagen die Woche ohne Bezahlung offen. „Mir ist recht früh in meinem Leben wichtig gewesen, dass die Arbeitsbedingungen für ein Produkt gut sein müssen“, erklärte sie. Der Weltladen hat ein breites Angebot von Lebensmitteln über Geschirr und Kleidung. „Die Qualität ist hochwertig. Die Kunden beschäftigen sich schließlich mit den Produkten“, sagte Voge. Eine fair gehandelte Schokolade koste etwa so viel wie eine hochwertige Schokolade im Supermarkt. Gewürze seien meist sogar günstiger.

Wenn es nach Gesa Maschkowski geht, braucht die Stadt viel mehr Läden, die fair gehandelte Waren verkaufen. Als Mitglied des Vereins „Bonn im Wandel“ hat sie versucht, den Ratsbeschluss für den Bau der Südüberbauung zu verhindern. „Wir werden dieses Projekt weiter kritisch beobachten.“ Bonn würde es als internationaler Stadt gut zu Gesicht stehen, nicht Billigketten anzulocken – Primark soll in den Neubau am Hauptbahnhof –, sondern bezahlbare Flächen für nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten, Schuster oder ausbessernde Handwerksbetriebe zu schaffen. Kleidung dürfe kein Wegwerfprodukt sein.

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