Fotokampagne in Bussen und Bahnen Gegen Rassismus und Diskriminierung

Bonn · Ein Jahr lang sind in SWB-Bussen und Bahnen Fotomotive von Bonnern zu sehen, die Diskriminierung im Alltag erfahren haben. Sie stehen stellvertretend für viele tausend Menschen, denen es ähnlich geht.

 Luisa Wagener ist eines der Gesichter der Fotokampagne gegen Rassismus und Diskriminierung.

Luisa Wagener ist eines der Gesichter der Fotokampagne gegen Rassismus und Diskriminierung.

Foto: Sebastian Flick

Ein Leben ohne Diskriminierung – das wünschen sich alle betroffenen Menschen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Ausgrenzungen aufgrund des Glaubens, der Hautfarbe oder der sexuellen Orientierung sind noch immer allgegenwärtig.

Diskriminierung hat viele Facetten und trifft auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen, wenn sie sich in der Stadt fortbewegen möchten und barrierefreie Wege und Zugänge missen.

Um auf die allgemeine Benachteiligung oder Herabwürdigung von Personengruppen aufmerksam zu machen, haben das Kommunale Integrationszentrum (KI) Bonn und das Netzwerk Antidiskriminierungsarbeit Bonn eine Fotokampagne gestartet. Betroffene gewähren Einblicke in ihren herausfordernden Alltag: „Wir wollen respektiert werden, wie jede Familie“, sagt ein gleichgeschlechtliches Ehepaar. Es hat ein Kind zusammen.

Fünf verschiedene Fotomotive, mit denen Fahrgäste auf alltägliche Ausgrenzungen aufmerksam gemacht werden sollen, sind ab sofort ein Jahr lang auf Anzeigetafeln in den Bussen und Bahnen der Bonner Stadtwerke zu sehen. Zum Startschuss der Aktion stellten das Kommunale Integrationszentrum Bonn und das Netzwerk Antidiskriminierung Bonn die Fotokampagne gemeinsam mit der Stadt und den Stadtwerken vor.

„Leider ist Diskriminierung auch in Bonn überall ein Thema. Das wollen wir so nicht hinnehmen. Es ist uns ein großes Anliegen, dass wir sämtliche Möglichkeiten nutzen, dagegen vorzugehen“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner bei der Vorstellung der Kampagne am Montagabend.

Für Betroffene mitdenken

Zum Ortstermin war auch Luisa Wagener gekommen, die auf einem der fünf Fotomotive zu sehen ist. Ihr war es ein wichtiges Anliegen, bei der Aktion mitzuwirken: „Ich finde es gut, wenn man für betroffene Menschen mitdenkt und Aktionen wie diese ins Leben ruft, die zum Nachdenken anregen“, sagte Wagener.

An vielen Orten in der Stadt stoße die Rollstuhlfahrerin immer wieder an ihre Grenzen. „Besonders am Hauptbahnhof ist die Barrierefreiheit ausbaufähig. Von der U-Bahn hoch zum Bonner Loch ist es besonders schwer. Da kommt man als Rollstuhlfahrer nicht hoch. Das ist nicht zeitgemäß“, kritisiert sie.

Mit ihrer Antidiskriminierungskampagne wollen das Kommunale Integrationszentrum und das Netzwerk Antidiskriminierungsarbeit Bonn sowohl Bürger sensibilisieren, stärker auf Diskriminierung und Ausgrenzung zu achten, als auch Betroffene stärken, in dem sie ihren Alltag in den Fokus rücken. „Oft sind es kleine Aktionen oder unüberlegte Bemerkungen im Alltag, die verletzend wirken. Die Betroffenen leiden sehr darunter, denn Diskriminierung tut weh“, betonte Marlies Wehner von der Fachstelle Interkulturelle Bildung und Beratung.

Mit der Fotokampagne wolle man auf alle Facetten von Ausgrenzung hinweisen, aber auch diejenigen, die von Diskriminierung betroffen sind, stärken und ermutigen, in dem man ihren Alltag in den Fokus rückt. „Uns ist es wichtig, die Bonner Bürger wachzurütteln“, so Wehner.

Mit Diskriminierung auseinander setzen

Busse und Bahnen habe man gewählt, um möglichst viele Personen anzuregen, sich mit Rassismus und Diskriminierung im Alltag auseinanderzusetzen und sich mit Fragen von gesellschaftlichen Barrieren und Vorurteilen zu beschäftigen.

Auch die Stadtwerke seien froh, die Kampagne unterstützen zu können: „Die Vielfalt der Bonner Bevölkerung zeigt sich täglich in unseren Bussen und Bahnen – ob unter den Fahrgästen oder in unserer Belegschaft, der Mitarbeiter aus 40 Nationen angehören. Diskriminierung, egal in welcher Form, hat bei uns keinen Platz“, betonte Anja Wenmakers, Geschäftsführerin SWB Bus und Bahn.

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