Marsch von Poppelsdorf zum Endenischer Ei Verkehrswendebündnis demonstriert gegen Ausbau der A565

Bonn · Am Samstagnachmittag demonstrierte das Bonner Verkehrswendebündnis mit einem Marsch von Poppelsdorf zum Endenicher Ei und zurück gegen den Ausbau der A565.

Das Bonner Verkehrswendebündnis will keine neuen Autobahnen in Deutschland.

Das Bonner Verkehrswendebündnis will keine neuen Autobahnen in Deutschland.

Foto: Stefan Knopp

Proteste gegen den Ausbau der A565 gibt es schon, seit es die Pläne dafür gibt. Inzwischen fährt das Bündnis, das sich dagegen gebildet hat und 30 Organisationen und Initiativen umfasst, große Kaliber auf: Am Montag entrollten die Aktivisten ein großes Banner auf der Hofgartenwiese, die die Dimensionen einer vierspurigen Autobahn hatte und eine solche auch zeigte. Der zweite Streich innerhalb kurzer Zeit war die Demonstration am Samstag von Poppelsdorf zum Endenicher Ei und zurück.

Der spektakuläre Höhepunkt nach einem Marsch durch die Straßen inklusive Verkehrsbeeinträchtigung war, dass der Verteilerkreis auf der Autobahnbrücke in Endenich gesperrt wurde – um Teilnehmern auf Inline-Skates, mit Rollern, Kinder- und Laufrädern, Bobbycars und anderen Gefährten eine Runde zu ermöglichen. Los ging es vor dem Poppelsdorfer Schloss, wo die Teilnehmer – die Polizei schätzte rund 160 Personen – einige kurze Statements zum Thema von verschiedenen Beteiligten hörten. Im Kern geht es darum, dass der Ausbau der A565 ebenso abgelehnt wird wie der Bau der Rheinspange bei Wesseling und diverse andere Autobahn-Neubauprojekte in den kommenden Jahren. Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan müsse auf den Prüfstand, sagte Malte Kleinwort von Parents for Future, einer der Wortführer des Verkehrswendebündnisses. „Der Plan ist aus dem Jahr 2016, da waren die Pariser Klimaschutzziele noch nicht so im Fokus.“ Die Grundlagen, auf denen der Plan beruht, seien aber noch viel älter.

Der Protest richte sich in erster Linie an den Bund. Denn die Autobahn führe zwar durch Bonn, sei aber kein städtisches Projekt. „Auch Oberbürgermeisterin Katja Dörner ist ja gegen den Ausbau“, so Kleinwort. Aber sie könne nichts entscheiden. „Verhindert werden kann es nur auf Bundesebene.“ Dort werde über den Bundesverkehrswegeplan in diesem Jahr neu abgestimmt, und darin liege die Chance. Als Vorbild sehen die Aktivisten Österreich, wo die Regierung etliche frühere Autobahnvorhaben gekippt habe. Ein bundesweiter Mobilitätsplan müsse her, mit mehr Investition in den Schienenverkehr, in den ÖPNV, den Radverkehr. Und Verkehrsminister Volker Wissing solle abdanken.

 Vor dem Poppelsdorfer Schloss versammelten sich die Demonstranten.

Vor dem Poppelsdorfer Schloss versammelten sich die Demonstranten.

Foto: Stefan Knopp

Für Katharina Derkorn von den Scientists for Future war der soziale Aspekt ausschlaggebend: Diese Autobahn sei sozial ungerecht, weil sie für einen kleinen Teil der Bevölkerung gebaut werde, aber alle dafür bezahlen sollen. Darüber hinaus kritisierte sie, „dass Ausbau immer zu mehr Verkehr führt“. Das Geld könne man viel besser für soziale Projekte verwenden.

Oder für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum, sagte eine Frau, die mit ihren Kindern aus Bad Münstereifel-Langenscheid gekommen war. „In meinem Dorf fährt auf dem Papier alle zwei Stunden ein Bus. Aber das ist ein Taxibus.“ Bei drei Kindern, die einen Kindersitz brauchen, und zwei Erwachsenen sei der oft zu klein, und einen größeren müsse man Tage im Voraus bestellen. Deshalb war sie dabei. Und Carsten, der kein Auto besitzt, forderte eine bedarfsgerechtere Infrastruktur der kurzen Wege, was von Schule bis Einkauf alles abdecke. „Wenn man dahin geht, braucht man zumindest keinen Autobahnausbau mehr“, sagte der Familienvater aus Poppelsdorf.

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