Erlebnistag an der Bonner Universität Geodäsie hilft beim Kampf gegen Verbrechen

Bonn. · Beim Erlebnistag Geodäsie konnten Schülerinnen und Schüler die Wissenschaft der Vermessung interaktiv erleben. Ein Fach, das sich mit den Vermessungen der ganzen Welt beschäftigt und sogar im All zu finden ist.

 Jan Kessenich zeigt Kindern auf der Hofgartenwiese, wie Geodäten arbeiten.

Jan Kessenich zeigt Kindern auf der Hofgartenwiese, wie Geodäten arbeiten.

Foto: Benjamin Westhoff

Bonns Unirektor Michael Hoch schraubte die Erwartungen hoch: „Die Vermessung der Welt, darum wird es gehen. Vom Größten zum Kleinsten.“ Und NRW-Innenminister Herbert Reul wollte dem wohl nicht nachstehen: „Die Welt, in der wir leben, ist die der Geodäten und Geodätinnen“, sagte er in seiner Funktion als Schirmherr des Erlebnistags Geodäsie, der am Dienstag in Bonn seinen Lauf nahm. „Sogar bei der Verbrecherjagd können Vermessungsexperten Tatorte dreidimensional erfassen und Spuren sicherstellen“, erklärte der Minister. Geodäsie solle interessant und verstanden werden.

Schulklassen waren eingeladen

Aus diesem Grund waren Schulklassen aus ganz Nordrhein-Westfalen dazu eingeladen, in die Vielfalt des Faches reinzuschnuppern. Organisiert hatte den Tag die Nachwuchskampagne „geodäsie.nrw“, er findet jährlich an wechselnden Orten statt.

Insa Thiele-Eich, Meteorologin, Klimaforscherin und angehende Astronautin, sprach darüber, wo Geodäsie auch im All zu finden ist. Sei es für das Ausmessen der Flächen von Kontinenten oder um in Erfahrung zu bringen, welche Böden in den vergangenen Jahren besonders stark unter einer Dürre zu leiden hatten. Dabei werden bestimmte Areale in der vierten Dimension abgebildet. Das heißt, in einem zeitlichen Verlauf, der durch neueste Techniken zeigt, wie sich die Trockenheit auf der Erde entwickelt hat.

Ein Staunen ging durch die Hörsaalreihen, als Thiele-Eich erklärte, wie sie der Geodäsie im Astronauten-Training begegnete. Eine Woche lang lebte sie unter der Erde, um eine lang verborgene Höhle auszumessen. In einer weiteren Übung wurde die Arbeit auf dem Mond simuliert. In einem Becken, gefüllt mit Wasser, sollte sie Mondkrater vermessen – auch dort steckte die Wissenschaft der Geodäsie drin.

„Geodäsie ist ein Fach, das uns alle jeden Tag begleitet, ohne dass man es weiß“, sagte die angehende Astronautin. Genau das durften rund 300 Schülerinnen und Schüler in einem Erlebnis-Parcours entdecken. 13 Stationen erstreckten sich über die Hälfte des Hofgartens. Auszubildende und Studierende, unter anderem aus Köln, Bonn und der Tatortvermessung aus Düsseldorf, zeigten den Besuchern, was Geodäsie alles umfasst.

Klassenfoto aus der Luft

In der Mitte des Parcours schoss eine Drohne ein Klassenfoto aus der Luft, die Schüler konnten sich mittels Satelliten selbst vermessen und gleich daneben austesten, wie gut die GPS-Ortungsfunktion ihrer Smartphones eigentlich funktioniert. „Wir haben dafür drei verschiedene Punkte mit Stativen abgesteckt, die jeweils genaue Koordinaten haben“, erklärte die angehende Geomatikerin, Alina Plomann.

Die Schüler verteilten sich auf die Punkte und konnten über den Kartendienst „Timo-online 2.0“ ihren Standort ermitteln lassen. Wie sehr die Koordinaten des Standortes auf ihrem Smartphone mit der tatsächlichen Zahl auf den Stativen übereinstimmte, zeigte, wie genau die GPS-Funktion des Handys funktionierte. Bei den meisten klappte es bis auf einen Meter, bei manchen sogar auf wenige Zentimeter genau. „Die ersten Smartphones waren nur auf zehn Meter genau, da waren wir selbst überrascht, wie genau die heutigen Handys jetzt sind,“ sagte Plomann.

Mit dieser kleinen Station vertraten die Auszubildende und ihr Kollege Tobias Klevenhaus das Feld der Geomatik. „Unsere Branche ist von Fachkräftemangel betroffen, und der Nachwuchs fehlt“, so Plomann. „Deswegen ist es gut, wenn wir hier manche für den Beruf begeistern können“, sagte Klevenhaus.

Für weitere Informationen über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten, haben die Mitarbeiter der Kampagne „geodäsie.nrw“ Zelte neben dem Parcours aufgestellt. Der Erlebnistag solle ab jetzt jährlich in einer anderen Stadt in NRW stattfinden, um Schülerinnen und Schüler von dem Fach zu erzählen. Die nächste Veranstaltung sei in Düsseldorf geplant, sagte Gerald Hölzer, Geschäftsleiter der Kampagne „geodäsie.nrw“.

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