Kein Wasser, kein Bier In Bonner Getränkemärkten gibt es Lieferengpässe

Bonn · In vielen Bonner Getränkemärkten gibt es derzeit Lücken in den Reihen der Getränkekisten. Die Händler berichten davon, dass es derzeit Lieferengpässe gibt. Die haben verschiedene Gründe.

 Fabian Pauk zeigt die großen Lücken. Wo sich vor Kurzem noch in drei Reihen mannshoch die Kisten stapelten, stehen jetzt noch wenige einsame Wasserkästen.

Fabian Pauk zeigt die großen Lücken. Wo sich vor Kurzem noch in drei Reihen mannshoch die Kisten stapelten, stehen jetzt noch wenige einsame Wasserkästen.

Foto: Sabine Robels

In vielen Getränkemärkten scheinen sich die Regale zu leeren. Wo sich noch vor wenigen Wochen die Kisten bis zur Augenhöhe stapelten, sind heute Lücken. „Die Lieferengpässe dauern nun schon elf Wochen an“, sagt Fabian Pauk aus der Bonner Filiale von Getränke Hoffmann. In den vergangenen drei Wochen sei es richtig schlimm geworden, da seien auch Bier und Wasser dazu gekommen. Erst seien es nur ein paar Marken gewesen, aber inzwischen betreffe es fast alle, mal mehr, mal weniger. Manche Kunden geben ihr Pfand ab und gehen dann enttäuscht wieder, wenn die Lieblingsmarke fehlt.

Bei „Daniels Getränke“ in Beuel ist auch die eine oder andere Marke nicht sofort lieferbar, die kämen dann schon einmal ein oder zwei Wochen verspätet in den Markt, sagt Marc Boos. Er weiß von einem Abfüllproblem, aber meist seien es Lieferprobleme, glaubt er. „Noch sind die Kunden verständnisvoll“, und er denkt optimistisch.

Dass es zu einem echten Mangel an Wasser kommen könnte, kann er sich nicht vorstellen. „Aber vor zwei Jahren konnte ich mir vieles noch nicht vorstellen“, sagt er. Wer konnte das schon? Ein Problem, das dieser Getränkemarkt und wohl auch viele andere in der Stadt haben, ist, dass Platz für größere Vorratshaltung fehlt.

Händler rät seinen Kunden, Vorräte anzulegen

Das Problem hat Ingo Grober vom Zisch Getränke Center in Bad Godesberg nicht. „Ich sag den Leuten immer, sie sollen genug Vorräte anlegen, die Läden voll halten“, sagt er. Außerdem habe er zwei große Lieferanten, die sehr zuverlässig seien. Wenn es einen Lieferengpass gibt, merken das seine Kunden nicht so schnell.

Ernste Sorgen machen sich auch die meisten Kunden nicht. „Solange das Wasser aus der Leitung kommt, können wir nicht verdursten“, sagt Silvia Beske und nimmt es mit Humor. Martin Gruber fährt einfach zu einem anderen Getränkemarkt, wenn seine Lieblingsbiermarke fehlt und kauft dann gleich ein paar Kästen. Doch ans hamstern, wie damals von Klopapier zu Beginn der Pandemie oder von Mehl und Sonnenblumenöl im März zu Beginn des Krieges in der Ukraine, denkt keiner. Dass sich das nicht lohnt und nur alles teurer macht, hat sich herumgesprochen.

Andreas Vogel vom Vorstand des „Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels e.V.“ sieht drei Gründe für die Lieferengpässe im Getränkehandel.

Krieg in der Ukraine trägt zu Lieferengpässen bei

Erstens, den Krieg in der Ukraine. So sei zum Beispiel gleich zu Beginn des Krieges eine Glasfabrik vor Kiew zerstört worden. Diese große Fabrik habe unter anderem Coca Cola beliefert. Natürlich findet ein großer Konzern einen anderen Lieferanten, doch bis alles wieder reibungslos klappt, das dauert halt. Neben Glas fallen auch viele Lieferungen von Inhaltsstoffen weg.

Zweitens, der Wegfall von vielen ukrainischen und polnischen LKW-Fahrern, was Lieferketten unterbreche. Es wird geschätzt, dass europaweit über eine halbe Millionen Kraftfahrer allein durch den Krieg fehlen.

Drittens, kommen laut Andreas Vogel die Marketingstrategien der Produzenten hinzu. Da werden schicke Glasflaschen kreiert, die zwar kurzfristig die Verkaufszahlen steigern, die aber auch zur Folge haben, dass unser eigentlich doch vorbildliches Mehrweg-Flaschen-System schlechter funktioniere. Gerade im Sommer stapele sich oft das unsortierte Leergut, Flaschen können nicht schnell genug neu befüllt werden. Würde es wie früher nur ein oder zwei Sorten Flaschen geben, die alle Brauereien nutzen, könnte das Mehrwegsystem deutlich besser und auch nachhaltiger funktionieren.

Und was Preissteigerungen angeht, sieht sich Andreas Vogel gelassen die Zahlen an. Im Jahr 2000 habe eine Kiste führender Bierfabrikanten 19,90 DM gekostet. Noch heute, also 22 Jahre später, gebe es ab und zu das gleiche Bier für 9,90 Euro im Angebot. Er sei gerade in Frankreich und da kosten solche Getränke das Vierfache.

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