Kommentar Gewinn durch Verzicht

Der Streit um die Sinnhaftigkeit von Wegesperrungen im Kottenforst zeigt, wie empfindlich Bürger auf den drohenden Verzicht von Liebgewonnenem reagieren. Für Naturschutz einzutreten fällt leicht, die Natur vor der eigenen Haustür zu schützen hingegen nicht.

Naturschutzgebiete wie der Kottenforst sind Lebensräume, die wegen ihrer ökologischen Bedeutung und ihrer Artenvielfalt unter besonderem Schutz stehen. Die Auflagen für diese Biotope werden streng überprüft - nicht zuletzt durch die Europäische Union, wenn es sich um sogenannte Flora-Fauna-Habitat-Gebiete handelt.

Die Stadt Bonn rühmt sich zu Recht damit, eine der grünsten Städte Europas zu sein. 28 Prozent der Stadtfläche sind bewaldet. Dass die Stadtförsterei nun nach Möglichkeiten sucht, um Wald und Wild eine zusammenhängende Ruhezone in einem beliebten Naherholungsraum zu bieten, ist grundsätzlich lobenswert. Was aber zum wiederholten Mal kritisiert werden muss, ist der Weg zum Ziel.

Zuerst den Rückbau der Wege beschließen und dann erst die Betroffenen über den Beschluss informieren zu wollen, verprellt mündige Bürger. Wer Verständnis für Wegesperrungen gewinnen will, muss Spaziergänger und andere Waldnutzer von dem ökologischen Wert des Verzichts überzeugen. Rund um die Waldau gibt es ein sehr dichtes Wegenetz - zwei weniger sind kein Verlust für die Menschheit, aber ein Gewinn für die Natur.

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