Zaungäste als Ersatzpublikum Gospelchor probt im Rheinauen-Labyrinth

Bonn · In Innenräumen ist die Ansteckungsgefahr höher, und beim Singen ohnehin. Der Gospelchor Wave of Joy hat sich deshalb einen Freiluft-Probenraum gesucht - im Rheinauen-Labyrinth. Das bietet Irrgartenbetreiber Rolf Rau nun auch anderen an.

 Der Gospelchor Wave of Joy porbt unter freiem Himmel am Rheinauen-Labyrinth.

Der Gospelchor Wave of Joy porbt unter freiem Himmel am Rheinauen-Labyrinth.

Foto: Stefan Knopp

Aerosole, fliegt dahin: Chöre hatten es bis zuletzt schwer, Proberäume zu finden, denn im Inneren ist die Ansteckungsgefahr immer höher, und beim Singen ohnehin. Der Gospelchor Wave of Joy hatte deshalb den Umstand genutzt, dass einer der Sänger zugleich der Betreiber des Rheinauen-Labyrinths ist. Rolf Rau hatte vorgeschlagen, man könne doch abends auch vor dem Irrgarten innerhalb der Umzäunung üben. Er bietet diese Möglichkeit nun auch anderen Chören an.

Die Idee fand großen Anklang bei den Mitgliedern des Gospelchores, der seit 25 Jahren besteht. Sonja, die ein Jahr nach der Gründung dazustieß, wünschte sich Open-air-Proben den ganzen Sommer über. Es sei anspruchsvoller, draußen zu singen, meinte Bernd, seit fünf Jahren dabei. „Im Raum schallt es ja immer zurück. Aber wenn ich hier singe, ist die Stimme sofort weg.“ Das nahm er gerne in Kauf, nachdem er sich die probenfreie Zeit mit Online-Singen daheim vertrieben hatte. „Das ist eine künstliche Situation. Das allererste Mal wieder mit anderen Menschen zusammen zu singen, war grandios. Da habe ich erstmals gemerkt, was mir gefehlt hat“, erzählte er.

Für Christiane Wehle, Mitglied im Chorvorstand, hatte es einen besonderen Reiz, wenn Passanten bei der Probe am Zaun stehen blieben, um ein wenig zuzuhören. Das sei ein Stück weit wie vor Publikum singen – und den Aspekt habe man in einem Probensaal nicht. Man kam auch immer wieder in einen Austausch mit den Leuten, sagte sie. Über die Möglichkeit, am Labyrinth zu singen, sei sie „ziemlich glücklich, weil ich von anderen Chören höre, dass sie da Schwierigkeiten haben“. Die fänden keinen Ort zum Proben, könnten oft die Mitglieder nicht halten.

Waves of Joy hatte in den vergangenen 15 Monaten immer wieder Projekte für die Mitglieder gemacht, um zusammenzukommen. Die Fluktuation sei aber generell niedrig, sagte Rau. Er singt seit 16 Jahren mit und hat zwei der drei USA-Fahrten des Vereins mitgemacht, wo man unter anderem als weißer Chor eine schwarze Gemeinde beim Gottesdienst begeistert hat. „Es ist bemerkenswert: die tanzen“, schwärmte Sonja. Sie schätzt an dem Chor den Zusammenhalt, die familiäre Atmosphäre, die vielen Aktivitäten und Ausflüge, ebenso das „Contemporary Black Gospel“-Repertoire, das neben klassischen auch viele moderne Gospels umfasst. Und natürlich singt sie gerne.

Auch im vergangenen Jahr hatte man, sobald es erlaubt war, in den Rheinauen geübt, „inklusive Sommergewitter“, erinnerte sich Rau. Nach drei Proben unter freiem Himmel ist Wave of Joy wieder in den gewohnten Saal in Poppelsdorf umgezogen – die Corona-Inzidenz gibt es her. Chöre, die weiterhin keine Räume zur Verfügung haben, haben derzeit also die freie Auswahl von Montag bis Freitag. Rau ist da nicht wählerisch. „Wir haben einen Nerv für gute Musik.“ Beim Labyrinth gibt es Tische, genügend Platz – Wave of Joy hatte immer mit etwa 40 der 65 aktiven Mitglieder dort geprobt –, Strom und eine Toilette. Natürlich muss man für die Outdoor-Treffen den Wetterbericht im Blick behalten.

Bei Interesse Rolf Rau anrufen: ☎ 0163/7653728.

Mehr Infos zum Chor auf www.wave-of-joy.de, zum Labyrinth auf www.verlaufen.com.

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