Verwahrloste Anlage in Graurheindorf Viele Müllhalden im Landschaftsschutzgebiet auf dem Lausacker

Graurheindorf · Das Landschaftsschutzgebiet auf dem Lausacker verwahrlost seit Jahren. Betroffene wissen oft nicht, dass sie dort ein Grundstück besitzen. Aber nun soll sich etwas ändern.

 Michael Moser zeigt einen völlig verwahrlosten Garten in Privatbesitz auf dem Lausacker.

Michael Moser zeigt einen völlig verwahrlosten Garten in Privatbesitz auf dem Lausacker.

Foto: Silke Meny

„Der Lausacker wird zugemüllt und verwildert. Die Schrebergärten werden nicht landwirtschaftlich genutzt, sondern zugebaut und sogar zum Dauerwohnen genutzt“, sagt Michael Moser. Der Anwohner beobachtet die Entwicklung des kleinen Landschaftsschutzgebiets mit den rund 100 Parzellen zwischen Estermannstraße, Rheindorfer Bach, An der Rheindorfer Burg und der Birkheuserstraße nun schon seit Jahrzehnten. Sie ist ihm, wie vielen Bürgern, ein Dorn im Auge. Das Gleiche gilt für die Entwicklung des Landschaftsschutzgebiets Klosteracker/Paulusacker zwischen Auerberger Heiligenhäuschen und Graurheindorfer Friedhof.

Deshalb setzt sich der Ortsausschuss Graurheindorf, dessen Mitglied Moser ist, seit drei Jahren intensiv dafür ein, dass sich die Situation zum Besseren wandelt. Mit beachtlicher Beharrlichkeit hat er nun erreicht, dass Vertreter verschiedener städtischer Ämter, die hier involviert sind – Untere Naturschutzbehörde, Amt für Stadtgrün, Bürgerdienste/Verkehrslenkung sowie die Abteilung Liegenschaften – Anfang Juli zum Ortstermin gekommen sind. Bei der Begehung stellte die Gruppe viele Verstöße fest gegen das, was in einem Landschaftsschutzgebiet dieser Art erlaubt ist.

Maßnahmen zur kurzfristigen Verbesserung

Sie besprachen Maßnahmen, die die Situation kurzfristig verbessern sollen. So werden unter anderem nach Angaben des städtischen Presseamts die Pächter oder auch unrechtmäßigen Nutzer städtischer Grundstücke längs des Baches zum Rückbau der Bebauung aufgefordert. Was unrechtmäßige Nutzer angeht, können auch Privatbesitzer Kurioses berichten. „Ein Bekannter hat seinen Acker auf dem Lausacker umgegraben – wenige Tage später standen darauf 50 Bohnenstangen, und das waren nicht seine. So geht das hier“, erzählt Moser.

Aufforderungen zum Rückbau gab es auch in der Vergangenheit, zuletzt im August 2019. Allerdings sind daraufhin nur einige wenige Flächen gemäß den Vorgaben hergerichtet worden. Künftig werden sich Mitarbeiter der Liegenschaftsabteilung, die hier als Vermieter der städtischen Flächen agiert, regelmäßig die verpachteten Grundstücke anschauen, um einen Rückfall in alte Zustände zu vermeiden.

Des Weiteren soll der Absperrpfosten an der Birkheuserstraße, der einzigen Zufahrt zum Lausacker für Autofahrer, durch einen Pfosten mit Zahlenschloss ersetzt und ein weiterer, neuer Absperrpfosten mit Zahlenschloss vor der Bachbrücke Müllestumpe aufgestellt werden, von wo aus man – verbotenerweise – wenige Meter ins Gelände fahren könnte. Weitere Stellen, an denen einbetonierte Pfosten aufgestellt werden können, soll der Ortsausschuss vorschlagen.

Plakate sollen Hinweise zur Nutzung geben

Schon umgesetzt ist die Maßnahme des Ortsauschusses, Plakate mit Nutzungshinweisen in Deutsch und Türkisch aufzuhängen. „Wir haben etwas in Bewegung gesetzt. Wir merken, dass die Verwaltung großes Interesse hat, die Missstände zu beheben, und freuen uns, dass sich endlich etwas tut. Wäre die Stadt aber seit ihrem letzten Eingreifen vor Jahren drangeblieben und hätte damals nicht so lapidar mit ,Wir können das Gebiet nicht ständig beobachten’ reagiert, hätten wir diese Situation heute nicht und hätten viel Steuergeld – zum Beispiel für das Abtransportieren von Müll in unwegsamem Gelände – gespart“, sagt Moser.

„Wichtig ist jetzt, dass auch private Gartenbesitzer ihre Pächter ebenso angehen, wie es die Stadt aktuell tut“, sagt er. Aber da liegt die Krux, wie er festgestellt hat. „Viele wissen gar nicht, dass sie eine Fläche auf dem Lausacker besitzen, habe ich festgestellt, als ich sie angesprochen habe. Die Fläche nutzt aber längst irgendwer anders“, sagt Moser. Er hat schon vor Jahren in akribischer Kleinarbeit begonnen, herauszufinden, wer die Besitzer und Pächter der diversen kleinflächigen Grundstücke sind.

Auf der von ihm erarbeiteten Basis kann die Untere Naturschutzbehörde nun einen – in mehreren Sprachen verfassten – Bürgerbrief zum Thema Landschaftsschutzgebiet, der bereits großteils an Eigentümer und Pächter der städtischen Flächen verteilt wurde, nun auch an Privatbesitzer versenden. Greifen die geplanten Maßnahmen, landet Müll dort, wo er hingehört und bleiben Autos außer­halb des Geländes stehen, dann könnte der Lausacker mit seinem Bachlauf ein idyllisches Fleckchen Grün werden.

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