Aufnahmestopp an LVR-Klinik Grippewelle breitet sich in Bonn aus

Bonn · Seit Jahresbeginn hat das Gesundheitsamt in Bonn mehr als 200 Fälle von Influenza-Infektionen registriert. Die LVR-Klinik kann seit Sonntag keine Patienten mehr aufnehmen, weil Patienten und Mitarbeiter erkrankt sind.

Die alljährliche Welle von Grippe und Erkältungen breitet sich auch in Bonn aus. Auf der aktuellen Karte des Robert-Koch-Instituts ist der Großraum Köln/Bonn in rot-orange eingefärbt – ein Warnhinweis für ein erhöhtes Influenza-Aufkommen. Seit Anfang des Jahres hat das Gesundheitsamt 201 Grippefälle in Bonn registriert.

Am Wochenende verhängte die LVR-Klinik sogar einen Aufnahmestopp für Patienten. Bis Montag waren in der Klinik am Kaiser-Karl-Ring 20 Influenzafälle (15 Fälle der Influenza Typ A und fünf Fälle des Typs B) nachgewiesen worden, auch Mitarbeiter seien mittlerweile erkrankt, wie Professor Markus Banger, Ärztlicher Direktor der Klinik, mitteilte. In Absprache mit dem Gesundheitsamt hatte sich das Klinikteam für die Schutzmaßnahme entschieden und den Aufnahmestopp auf fünf bis sieben Tage angesetzt.

Um Mitarbeiter, Patienten und Besucher zu schützen, wurden intern weitere Vorkehrungen getroffen: Erkrankte Patienten sowie Patienten, bei denen der Verdacht einer möglichen Infektion mit dem Grippevirus besteht, wurden in ihren Zimmern isoliert. Patienten sollen möglichst in ihren Zimmern bleiben, auch Gruppensitzungen finden zurzeit nicht statt – eine Maßnahme, die vor allem in einer psychiatrischen Klinik nicht so leicht umsetzbar sei.

Isolation schwieriger durchzuführen

„Hier ist die Isolation schwieriger durchzuführen als in einem chirurgischen Krankenhaus“, erklärte Professor Christian Dohmen, hygieneverantwortlicher Arzt und Chefarzt der Neurologie. „Alle Patienten, die entlassen werden können, werden im Moment entlassen“, so Dohmen. Die betroffenen Stationen werden zusätzlich zur regulären Reinigung zweimal täglich desinfiziert. Pflegepersonal schützt sich mit speziellem Mundschutz, Kitteln und Hauben. Schwangere oder Mitarbeiter mit einer chronischen Erkrankung seien freigestellt worden. Besuchern werde derzeit von einem Besuch abgeraten.

Zusammen mit den Unikliniken in Bonn und Köln, dem Marienhospital in Euskirchen sowie den LVR-Kliniken in Köln und Düren hat die LVR-Klinik einen Notfallplan erstellt, um eine psychiatrische Versorgung zu gewährleisten. Vorsorglich nehmen auch die LVR-Außenstellen in Eitorf und Meckenheim keine Patienten mehr auf. Wann der Aufnahmestopp wieder aufgehoben wird, werde in den kommenden Tagen entschieden, so Banger.

Keine außergewöhnliche Entwicklung

„Wir vom Universitätsklinikum Bonn stellen eine geringfügige Steigerung der Influenzafälle fest, sehen darin aber keine außergewöhnliche Entwicklung“, sagt Jan-Christian Wasmuth, Oberarzt am Uniklinikum Bonn (UKB). Bislang wurden am UKB insgesamt 100 Fälle von Influenza diagnostiziert. Anlass für einen Aufnahmestopp bestehe laut Wasmuth derzeit allerdings nicht. Über außergewöhnliche Erkrankungszahlen an anderen Bonner Kliniken sei auch dem Gesundheitsamt aktuell nichts bekannt. Auch einen „wesentlichen Unterschied zu den Vorjahreszahlen“ gebe es nicht.

Die Praxen verzeichnen hingegen vermehrt Fälle von Grippe und grippeähnlichen Erkrankungen. „So viele Patienten kamen in meiner Zeit noch nie“, erzählt Sina Schneider, Mitarbeiterin in der Praxis Pieper/Cersani-Pieper. Aufgrund der Vielzahl werden Patienten sogar in der Mittagspause behandelt. Auch in der Praxis von Shiva Pourvahidi haben 90 Prozent der Patienten grippeähnliche Symptome. „Es sind mehr berufstätige Patienten, Studenten und Schüler, eher weniger Rentner“, sagt sie.

Auch die Stadtwerke Bus und Bahn (SWB), die täglich Zehntausende Pendler befördern, bleiben von den Viren nicht verschont. Die in der vergangenen Woche auch aufgrund des hohen Krankenstandes ausgefallenen Bahnen der Linie 61 fahren zwar wieder planmäßig. „Aber wir merken weiterhin, dass die Grippewelle unterwegs ist“, sagte SWB-Sprecher Werner Schui auf Nachfrage.

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