"women&work" Größter Messe-Kongress für Frauen zum vierten Mal in Bonn

BONN · Wer am Samstag im früheren Regierungsviertel unterwegs gewesen ist, der wähnte sich in einer anderen Welt: Wo sonst die Schlipsträger die Überhand haben, wimmelte es von Frauen in Anzügen und Kostümen. Bereits zum vierten Mal fand am Samstag im World Conference Center Bonn (WCCB) "women&work" statt, Deutschlands größter Messe-Kongress für Frauen.

 An den Informationsständen kamen die Messe-Besucherinnen mit den Firmenmitarbeiterinnen ins Gespräch, rund 100 Firmen präsentierten sich.

An den Informationsständen kamen die Messe-Besucherinnen mit den Firmenmitarbeiterinnen ins Gespräch, rund 100 Firmen präsentierten sich.

Foto: Barbara Frommann

Rund 100 Arbeitgeber standen den 6000 Messebesucherinnen an den Informationsständen Rede und Antwort, gaben bei Podiumsdiskussionen und Vorträgen Einblicke in ihre Unternehmen. Die Besucherinnen der Messe konnten vorab Vier-Augen-Gespräche verabreden.

"Wir haben im Vorfeld 958 Bewerbungen für Vorstellungsgespräche bei den Ausstellern erhalten. Es gab noch nie so viele Anfragen", freute sich Melanie Vogel, Initiatorin von women&work. Auf der Messe finde tatsächlich Recruiting statt, oftmals gebe es nach dem Kongress Vertragsunterzeichnungen. Zur Eröffnung präsentierten 20 Firmenvertreter auf dem Podium in maximal 60 Sekunden den Teilnehmerinnen Witziges und Interessantes über ihr Unternehmen. Schwerpunkt in diesem Jahr war das Thema "Ethik im Business".

In Veranstaltungen wurde hinterfragt, ob weibliche Führungskräfte im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen andere moralische Maßstäbe ansetzten oder möglicherweise durch mehr Frauen-Präsens im Top-Management künftige Krisen vermieden werden könnten. "Wir wollten dies hier heute platzieren. Die Ergebnisse zeigen, dass am Rollenverständnis und an der Unternehmenskultur weiter gearbeitet werden muss", so Vogel weiter.

Zwei neue Programmpunkte ergänzten das Veranstaltungsprogramm. In "Karriere-Talks" präsentierten sich erfolgreiche Frauen und berichteten über ihre persönlichen Erfahrungen. Erstmalig wurde zudem die "Women Power-SLAM" veranstaltet. Dort konnten acht Frauen ihre Unternehmensidee oder ein Projekt in einer vorgegebenen Zeit vor einem Experten-Gremium vorstellen.

"Und dies in maximal 90 Sekunden. Wir wollen die Frauen nicht schonen, denn die Geschäftswelt ist ja männlich geprägt. Wir können uns durchsetzen, aber müssen dies lernen", so die Veranstalterin. Doch was zeichnet Frauen als Unternehmerinnen eigentlich aus? "Frauen denken in vieler Hinsicht quer. Sie sind nicht positionsorientiert, verfügen dennoch über wichtige Sozialisationskreise. Frauen bringen der Wirtschaft neue Geschäftsideen", meinte Vogel.

Die Bonner Wirtschaftsförderung war ebenfalls beteiligt. "Bereits seit 2011 unterstützen wir die Organisatoren der Messe, weil wir überzeugt sind, dass Bonn genau der richtige Standort für diese Messe ist", sagte Victoria Appelbe, Leiterin der Bonner Wirtschaftsförderung.

Die Messe zeige einerseits die Kompetenzen von Frauen, die hohe Unternehmensbeteiligung sei ein Beleg dafür, dass die Unternehmen diese Kompetenzen erkennen und nutzen würden. Die Region Bonn/Rhein-Sieg verzeichne mit 44,3 Prozent einen vergleichsweise hohen Anteil von Frauen an der Gesamtbeschäftigung.

Nach Angaben der Wirtschaftsförderung liegt Bonn an der Spitze, wenn es um die Qualifikation der Beschäftigen geht: So verfügten 26,5 Prozent der Frauen über einen Hochschulabschluss. In der abschließenden Podiumsdiskussion mit der Moderatorin und Chefin vom Dienst beim General-Anzeiger, Sylvia Binner, berichteten vier Unternehmerinnen über ihre teils ungewöhnlichen Karriere- und Lebenswege.

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