Verfahrensauftakt in Bonn Großer Betrug mit falschen Immobilieninvestitionen

Bonn · In Bonn stehen derzeit vier Männer wegen des Verdachts des gemeinsamen Bandenbetrugs vor Gericht. Es geht um mehr als anderthalb Millionen Euro.

 Am Landgericht Bonn hat ein Verfahren wegen Immobilienbetrugs begonnen.

Am Landgericht Bonn hat ein Verfahren wegen Immobilienbetrugs begonnen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Vor der 7. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht hat am Donnerstagvormittag das Verfahren gegen vier Angeklagte begonnen, die mit falschen Immobiliengeschäften gut 1,5 Millionen Euro ergaunert haben sollen.

Angeklagt sind ein 63-jähriger Bonner mit seinem 28-jährigen Sohn und ein italienischer Gastwirt aus dem Bergischen Land. Ein 44-jähriger Kosovare steht nur wegen Beihilfe zu den Betrügereien vor Gericht.

Zu den Opfern gehörten neben dem Hauptgeschädigten – einem 56-Jährigen Geschäftsführer aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis – ein altes Ehepaar aus dem Oberbergischen und die Nachbarin des ältesten Angeklagten. Die Masche bestand darin, den ahnungslosen Investoren Geld für eine nicht existierende international aufgestellte Immobilienfirma mit Sitz in Slowenien aus der Tasche zu ziehen.

Laut Anklage soll sich das Quartett mit einem noch gesuchten fünften Beteiligten bereits im Sommer 2016 zusammengefunden und das kriminelle Vorgehen geplant haben. Die Betrugsserie begann laut Anklage mit einem Darlehen: Im Dezember 2016 soll sich der älteste Angeklagte von dem befreundeten 56-jährigen Geschäftsführer zunächst 150.000 und dann einige Wochen später noch einmal weitere 250.000 Euro geliehen haben. Mit der Rückzahlung gab es allerdings Probleme, und so informierte der Schuldner seinen Gläubiger laut Anklage darüber, dass er das Geld in einer Immobilienfirma mit Sitz in Slowenien investiert habe.

Weil das Opfer seinem Schuldner offenbar sehr vertraute, ließ es sich schnell überzeugen, auch selbst in das Unternehmen zu investieren. Man fuhr gemeinsam in das kleine Land zwischen Alpen und Adria, wo bei einer professionell organisierten Geschäftsbesprechung dann weitere Zahlungen vereinbart wurden.

Mit den beiden Darlehen war der vermeintliche Investor schließlich um 1,15 Millionen Euro ärmer. Bei dem laut Anklage ebenfalls betrogenen Ehepaar handelte es sich um zwei Stammgäste der Pizzeria, die der italienische Angeklagte im Bergischen Wiehl betrieb. Die Vorgehensweise war ähnlich wie im ersten Fall. Das Paar hatte aber offenbar nicht so viel Geld flüssig und verpfändete zur Beteiligung an dem 350.000-Euro-Investment eine Eigentumswohnung in Amsterdam. Bei dem letzten Opfer soll es sich um die Nachbarin des angeklagten Vaters handeln, für die der 63-Jährige nach dem Tode ihres Mannes 38.000 Euro zur erhofften Altersvorsorge in das slowenische Investment fließen ließ.

Angeklagter bezeichnet sich selbst als Opfer

Direkt nach der Verlesung der Anklage trug der Anwalt des 63-Jährigen ein Statement seines Mandanten vor: Demzufolge gehöre der Familienvater selber zu den Opfern. Mit dem Italiener sei er seit 15 Jahren befreundet, und eines Abends habe er ihn mit einem Landsmann bekannt gemacht. Beide hätten ihm von der Immobilienfirma erzählt und die Hoffnung als Bauleiter der angeblich international aufgestellten Gesellschaft endlich beruflichen Erfolg zu haben, habe ihn blind für die offensichtlichen Unstimmigkeiten gemacht.

Außer den von ihm eingeworbenen Geldern habe er auch selbst investiert: Und zwar den Erlös aus dem Verkauf des Hauses seiner Schwiegermutter in Höhe von 350.000 Euro. Warum das Geld seinerzeit den Umweg über das Konto seines mitangeklagten Sohnes genommen habe, wisse er nicht mehr. Der angeklagte Italiener mochte sich zum Auftakt des Verfahrens noch nicht äußern.

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