Warntag 2020 Großer Probealarm in Bonn

Bonn · Beim „Warntag2020“ heulen am Donnerstag nicht nur die Sirenen. Katastrophenschützer nutzen bundesweit auch die App Nina, Radio und TV. Wichtig: Es besteht keine Gefahr. Es handelt sich nur um einen Probealarm.

 Die Feuerwehr zeigt auf dem Münsterplatz mit der Sirene ein klassisches Warnsystem.

Die Feuerwehr zeigt auf dem Münsterplatz mit der Sirene ein klassisches Warnsystem.

Foto: Meike Böschemeyer

Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung sollen im gesamten Bundesgebiet am kommenden Donnerstag um Punkt 11.00 Uhr sämtliche Sirenen heulen und sonstige Warnmittel Alarm schlagen. Digitale Werbetafeln werden am „Warntag2020“ zugunsten von Warnungen eine Werbepause einlegen und Radio- sowie Fernsehsender werden ihr laufendes Programm unterbrechen und Informationen senden. Kurz gesagt: Am 10. September werden bundesweit alle vorhandenen Warnmittel getestet, um möglichst viele Menschen probeweise zu erreichen.

Im Bundesministerium für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erklärte dessen Präsdient Christoph Unger, was alles geplant ist. Was zunächst wie ein behördlicher Schabernack erscheint, hat – wie Unger wiederholt betonte – einen ernsten Hintergrund. „Die Warnung ist ein enorm wichtiger Aspekt des gesamten Zivil- und Bevölkerungsschutzes“, sagte er „Mit dem Warntag wollen wir einerseits die zugrundeliegenden Warnverfahren auf Herz und Nieren testen und gleichzeitig  die Menschen über ihren Sinn und Bedeutung informieren“. Eine immanente Rolle kommt der mit dem unerwartet humorvoll gestalteten Warn-Spot beworbene App Nina zuteil, die bereits seit 2015 zur Verfügung steht.

Bekanntlich haben sich die Möglichkeiten, komplexere Inhalte weiträumig zu verschicken, seit Ende des Kalten Krieges radikal erweitert. Auch das BBK machte sich die Digitalisierung zunutze, um die in weiten Teilen chronisch arglose deutsche Bevölkerung zu erreichen. Die Bedeutung von Sirenensignalen, die früher auf dem Buchrücken von Telefonbüchern erläutert wurden, würden im Ernstfall heute die wenigsten nachvollziehen können. „Warnungen sind dann effektiv, wenn der Empfänger die Signale richtig einordnen und empfehlungsgemäß handeln kann“, definierte es der Behördenpräsident. Nina soll mittels Push-Meldungen und ständig aktualisierter Inhalte im Falle von Naturkatastrophen, Anschlägen oder sonstiger Gefährdungslagen die Empfänger mit Informationen und koordinierten Handlungsempfehlungen versorgen. Die App ist angeschlossen an das satellitengestützte Modulare Warnsystem (MoWas), das es dem BBK erlaubt, Warnungen an Behörden sowie Rundfunkanstalten und andere Warnmultiplikatoren möglichst schnell und koordiniert zu versenden.

Um Missverständnisse zu vermeiden, stellte Unger klar, dass es am Warntag nicht darum gehe, „Angst oder Hysterie zu schüren“. „Wir wollen das Thema Warnung in den Alltag der Menschen integrieren und uns objektiv und transparent mit den Herausforderungen einer bundesweiten, alle Behörden- und Kommunalebenen betreffenden Übung auseinandersetzen“. Auch Referatsleiter Hendrik Roggendorf schob möglichen Verschwörungstheorien den Riegel vor. „Durch den jährlichen Warntag wollen wir eine Routine und Gewöhnung der Bevölkerung erreichen. Die Menschen sollen sich mit dem Thema auseinandersetzen. Dann werden die vereinzelten kritischen Stimmen in den sozialen Netzwerken auch verebben“, so Roggendorf. Der Referatsleiter lobte die gute Zusammenarbeit der Behörde mit der Stadt und der Feuerwehr, die frühzeitig vollumfängliche Kooperation zugesagt hätten. Die Beamten des BBK baten darum, die Pointe des Warn-Spots bis zum Donnerstag allerdings nicht zu verraten, so bliebe der „größtmögliche A-ha-Effekt“ für den Zuschauer gewahrt.

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