Große Teile stehen vor dem Abriss Großer Saal der Godesberger Stadthalle ist nicht zu retten

Bad Godesberg · Die Hiobsbotschaften in Sachen Stadthalle reißen nicht ab. Nun sieht es so aus, als müssten große Teile des denkmalgeschützten Ensembles abgerissen und neu gebaut werden.

 Die marode Bad Godesberger Stadthalle ist mit einem Bauzaun eingerüstet.

Die marode Bad Godesberger Stadthalle ist mit einem Bauzaun eingerüstet.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Die Hiobsbotschaften in Sachen Stadthalle reißen nicht ab. Nun sieht es so aus, als müssten große Teile des denkmalgeschützten Ensembles abgerissen und neu gebaut werden. Das stellte Lutz Leide, Chef des Städtischen Gebäudemanagements (SGB), am Mittwochabend in der Sitzung der Bezirksvertretung fest. Zwar könne erst ein zweites Gutachten, das spätestens Anfang Juli vorliegen soll, Gewissheit bringen. Aber: „Die Schäden sind da“, so Leide. Daher gehe man „momentan davon aus, dass der große Saal nicht sanierbar ist“.

Ob vielleicht sogar die komplette Halle abgerissen werden muss, ist noch nicht klar. Zum einen wird derzeit die Substanz der anderen Bereiche unter die Lupe genommen. Zum anderen gibt es noch kein Sanierungskonzept. Denn auch das kann laut Leide erst erstellt werden, wenn das Ergebnis der zweiten Expertise bekannt ist. „Unser Ziel ist es, bis Herbst einen Plan über das weitere Vorgehen vorzulegen“, sagte Leide. Falls ein Komplettabriss verkündet werden kann, wird es Auswirkungen auf die geplante Sanierung der Halle haben. Die nämlich wird – anders als geplant – nicht 2022, sondern wohl erst 2023 starten.

Hoffnung gibt es für die Vereine, die die angrenzenden Gebäude wie Trinkpavillon oder Karajan-Bau nutzen. Laut Leide möchte die Stadt prüfen, ob diese mittelfristig wieder öffnen dürfen. Sie sind nicht gefährdet, bilden aber mit dem Rest des Ensembles eine technische Einheit (etwa für Heizung und Strom). Und die Anlage, die alle Teile der Tagungsstätte versorgt, befindet sich unter dem großen Saal.

Wie berichtet, hatte die Stadt die komplette Tagungsstätte in Bad Godesberg Ende Mai geschlossen, weil der Saal einsturzgefährdet ist. Der Grund: In den 1990er Jahren hatten Installateure beim Anbringen von Motoren, mit denen die Kronleuchter abgesenkt und hochgezogen werden können, Dübel in die Spannbetonglieder getrieben. Dabei wurden diese beschädigt. Darüber hinaus wurde beim Bau der Stadthalle in den 1950er Jahren Pressmörtel falsch eingebracht, sodass die Spannstellen mittlerweile einige Korosionen aufweisen. Die Folge: akute Einsturzgefahr. Seit mehr als 20 Jahren.

Warum dies 2008 bei einer Prüfung der Halle „durch ein nicht kleines Büro“ nicht festgestellt worden sei, konnte sich Leide nur so erklären: In den 1950er Jahren sei es nicht üblich gewesen, Spannbetonbinder zu verbauen. Daher sei der Prüfer von Stahlbetonbindern ausgegangen. „In diesem Fall wäre das Anbohren unkritisch gewesen.“

Zusammenfall könnte nach wie vor geschehen

Ob man Schadensersatz für die in den 1990er Jahren ausgeführten Arbeiten fordern könne, wollten die Politiker wissen. „Der Auftrag ist Mitte der 90er Jahre vergeben worden“, führte Leide aus. „Wir sind gerade dabei, nach den Unterlagen zu suchen.“ Allerdings gehe man mit Blick auf die Zeit, die seitdem vergangen sei, davon aus, „dass es nicht möglich sein wird, Schadensersatzansprüche durchzusetzen“.

Doch was wäre geschehen, wenn die Halle eingestürzt wäre – so wie es bei der Brücke in Genua und der Kongresshalle in Berlin, der Schwangeren Auster, wegen beschädigter Spannbetonbinder geschehen ist? Vermutlich würde das Gebäude zwischen Bühne und Küche in sich zusammenfallen, so Leide. Das allerdings könnte nach wie vor geschehen. Daher wurde ein Sachverständiger befragt, der die Abstände der Absperrungen um das Gebäude herum festgelegt hat. Sollte die Halle einstürzen, besteht also keine Gefahr – auch nicht an den Bus- und U-Bahn-Haltestellen, sagte Leide.

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