Personaldiskussion bei Bonner Grünen Grüne in Bonn suchen neue Führungskräfte

Bonn · Peter Finger tritt als Fraktionssprecher der Grünen in Bonn ab. Brigitta Poppe will im Vorstand bleiben. Die Frage ist: Wer wird die Grünen künftig im Rat führen?

 Peter Finger gibt den Fraktionsvorstand bei den Bonner Grünen ab.

Peter Finger gibt den Fraktionsvorstand bei den Bonner Grünen ab.

Foto: Privat

Die Ratsfraktion der Bonner Grünen steht vor einer Zäsur: Peter Finger, dienstältestes Mitglied des Bonner Stadtrates und seit vielen Jahren Sprecher seiner Fraktion, steht an diesem Montag nicht mehr als Kandidat für die turnusgemäße Neuwahl des Fraktionsvorstands zur Verfügung. Wie bereits bei seiner Wiederwahl vor drei Jahren angekündigt, will der 62-Jährige seinen Platz einer anderen Person aus der Fraktion überlassen. Er bleibt aber weiterhin Ratsherr. Seine bisherige Sprecherkollegin Brigitta Poppe, gerade erst zur Bonner Bezirksbürgermeisterin gewählt, tritt erneut zur Wahl an. Vor dem Hintergrund, dass bei den Grünen eine Ämterhäufung nicht gern gesehen ist, soll es dem Vernehmen nach einige Kritik an Poppes Kandidatur geben.

Mit Poppe bewerben sich nach bisherigem Stand offiziell zwei weitere Fraktionskollegen um die Sprecherposition: Es handelt sich um den langjährigen Stadtverordneten und Grünen-Planungsexperten Hartwig Lohmeyer und um Annette Standop, die dem Stadtrat seit 2014 angehört. Außerdem, so heißt es, werde voraussichtlich Tim Achtermeyer seinen Hut in den Ring werfen. Der 23-jährige Politikwissenschaftler ist mit Abstand das jüngste Ratsmitglied und Vorsitzender des Schulausschusses. Anders als seine drei Fraktionskollegen Poppe, Standop und Lohmeyer wollte sich Achtermeyer nicht öffentlich zu einer möglichen Kandidatur äußern. „Wir werden in der Sitzung sehen, was passiert“, sagte er dem GA.

Frage nach dem Nachfolger

Für Finger ist vor allem wichtig, dass sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin – die Statuten erlauben neben einem gemischten auch ein weibliches, aber kein rein männliches Führungsduo – sich „proaktiv“ für den Fortbestand der Jamaika-Koalition einsetzt. „Ich plädiere für eine Zusammenarbeit mit Augenmaß, bei der natürlich unser grünes Profil deutlich erkennbar sein muss.“ Mit Blick auf einige koalitionskritische Kollegen in der Fraktion warnte er, „wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass es in der Opposition besser ist“.

Finger ist sich bewusst um die Zerbrechlichkeit des Bündnisses vor allem bei Planungs- und Verkehrsthemen, die in den nächsten Jahren mit Blick unter anderem auf die Neugestaltung des Busbahnhofs sowie des Viktoriakarrees noch einmal eine deutlich höhere Relevanz in der Ratsarbeit haben werden. Schon vor der Sommerpause war es vor allem zwischen CDU und Grünen wegen der Ausweisung verschiedener Baugebiete etwa in Roleber zu einer schweren Krise gekommen. Finger selbst hatte davon gesprochen, dass deswegen die Koalitionsfrage im Raum stehe.

Hinsichtlich der weiteren Zusammenarbeit mit CDU und FDP ist Brigitta Poppe indes guten Mutes. „Es hat zwar in der Vergangenheit immer wieder mal geknirscht, aber wir haben uns zum Beispiel bei der Einführung der 30 Prozent Quote für den geförderten Wohnungsbau durchsetzen können“, sagte sie. Kein Problem hat die 60-Jährige mit dem Thema Ämterhäufung: „Ich weiß, dass das einige bei uns kritisch sehen, aber ich sehe keinen Grund, warum ich nicht erneut antreten soll“. Schließlich habe sie bisher von niemanden gehört, „dass ich meinen Job schlecht gemacht habe“.

Fraktion soll "wieder politischer" werden

Parteifreund Lohmeyer, ebenfalls 60 Jahre alt, bewirbt sich um den Führungsposten, weil er unter anderem glaubt, dass aufgrund der anstehenden Entscheidungen zu wichtigen Planungs- und Verkehrsthemen jemand wie er mit entsprechenden Fachkenntnissen gut geeignet sei. „Außerdem bin ich schon so lange dabei, dass ich gerne auch eine verantwortungsvollere Position übernehmen möchte.“

Für Annette Standop ist vor allem wichtig, dass die Fraktion „wieder politischer wird. Themen wie Luftreinhaltung, Nachhaltigkeit und ein verändertes Mobilitätskonzept brennen uns hier in Bonn auf den Nägeln“, sagte die 49-Jährige. Natürlich seien auch Themen wie Inklusion und Teilhabe für sie von großer Bedeutung, so die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, zumal sie selbst im Rollstuhl sitze.

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