Dachgarten in Bahnhofsnähe Grüne Oase in Bonns luftiger Höhe

Bonn · Auf dem Dach der Zurich Versicherung an der Rabinstraße befindet sich ein stattlicher Garten. Die Anlagen werden öffentlich gefördert - zumindest theoretisch.

 Gemütliche Wege und Sitzecken auf dem grünen Dach des Zurich-Gebäudes nahe dem Alten Friedhof.

Gemütliche Wege und Sitzecken auf dem grünen Dach des Zurich-Gebäudes nahe dem Alten Friedhof.

Foto: Rainer Schmidt

Eine Überraschung für Besucher der Bonnfinanz Aktiengesellschaft, die zur Zurich Versicherung gehört, bietet das Haus an der Rabinstraße auf dem Dach: eine grüne Oase mitten in der Stadt. In der fünften Etage befindet sich eine Grünanlage, die man schon fast als kleinen Park bezeichnen kann.

Ein kleiner Teich, zahlreiche Bäume, Wege mit Naturpflaster, freie Flächen mit Sitzecken, und viele verschiedene Pflanzen schaffen hier ein Klima, das so gar nicht in eine Innenstadt passen will. Besonders dann, wenn die Temperaturen, wie in den letzten Tagen, hochsommerlich sind und der Straßenbelag die Hitze widerspiegelt. Eine leichte Brise weht hier oben und es sind gefühlt einige Hitzegrade weniger als unten im ‚Dschungel der Großstadt‘.

Zu einer Exkursion aufs Dach hatte Francis Hugenroth vom Projekt „Stadt und Land im Fluss“ des Wissenschaftsladens (Wila) Bonn eingeladen. Dabei ging es um die klimatischen und ökologischen Vorteile von Dachbegrünung, die von der Initiative „AG Grüne Infrastruktur“ der Universität Bonn vorgestellt wurde. Im Projekt „Stadt und Land im Fluss“ werden Ideen gesammelt, wie die Menschen mit den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels wie Hitze- und Trockenperioden, Starkregen und Sturm umgehen können.

Mehr Natur in die Stadt zu bringen und die natürlichen Funktionen von Pflanzen zu nutzen, so eine Erkenntnis, sei einer der einfachsten Wege, um einige Auswirkungen des Klimawandels abzupuffern. „Dachbegrünungen gab es schon im alten Babylon, bei den Römern und in der Renaissance“, berichtet Matthias Deventer von der AG. „Sie gibt es zur Kühlung in heißen Gebieten und zur Wärmedämmung in kalten Klimaregionen.“

Der Aufbau solch einer Dachbegrünung ist nicht schwierig: Dämmschicht, Wurzelschutzfolie, Schutzmatte, Drainageschicht, Substrat, Bepflanzung. 100 kg pro qm muss die Dachbeschaffenheit schon aushalten können, ab 20 Euro pro qm ist man dabei. Die Mehrkosten für ein Gebäude beziffert Deventer auf ein Prozent des Baupreises. „Diese Mehrkosten lassen sich durch geringere Wasserabflussmengen refinanzieren“, berichtet er. Die Stadt Bonn, so Deventers Kollegin Anna Bolte, tue sich schwer, Dachbegrünung zu fördern. Auflagen an Bauwillige zur Begrünung geeigneter Dachflächen seien mehrheitlich bereits 2010 abgelehnt worden. „Eine pauschale Verpflichtung zur Begrünung sei unangemessen und könne nicht städtebaulich begründet werden“, soll in der Begründung gestanden haben. Die Stadt bewertet das differenzierter (siehe Zusatzartikel)

„Indem wir grüne Flächen schaffen, haben wir weniger Flächen, die sich aufheizen können. Dadurch kühlt sich das Umfeld, das Mikroklima, ab“, sagt Matthias Deventer. Man gewinne mehr Luftfeuchtigkeit, was ebenfalls gut für das Klima ist. Mit der Dachbegrünung allein jedoch sei der Klimawandel nicht aufzuhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort