Interaktive Karte Grüne Welle für Bonner Feuerwehr

BONN · Brennt es irgendwo, kommt es auf Sekunden an. Insbesondere dann, wenn Menschenleben in Gefahr sind. So feilt die Bonner Feuerwehr daran, so schnell es geht auch in die entlegensten Ecken der Stadt zu kommen. Die Vorgabe sind acht Minuten für eine Einheit - zehn Helfer, eine Drehleiter und zwei Löschfahrzeuge.

 30. März 2012: Die Bonner Feuerwehr rückt zum Brand im Sanitätsraum des Hardtberg-Gymnasiums aus. Durch die Zusammenarbeit mit Alfter sollen die Helfer künftig noch schneller zur Stelle sein.

30. März 2012: Die Bonner Feuerwehr rückt zum Brand im Sanitätsraum des Hardtberg-Gymnasiums aus. Durch die Zusammenarbeit mit Alfter sollen die Helfer künftig noch schneller zur Stelle sein.

Foto: Axel Vogel (Archiv)

Das klappt in Bonn bei drei von vier Einsätzen. Damit sich diese Quote von 75 Prozent noch verbessert, wird es in wenigen Tagen eine Zusammenarbeit mit Alfter geben, von der zum Beispiel die Medinghovener profitieren. Längerfristig geplant ist während der Anfahrt zum Einsatzort auch eine grüne Welle für die Feuerwehr.

"Die Modalitäten sind geklärt", sagt Carsten Schneider, stellvertretender Leiter von Feuerwehr und Rettungsdienst in Bonn. Jetzt müsse noch alles in die Software der Leitstelle programmiert werden, damit etwa bei einem Brand die Wehr aus der Nachbargemeinde direkt mitalarmiert wird.

Der Engpass im Stadtbezirk Hardtberg sieht so aus: Die Berufsfeuerwehr hat dort keine eigene Wache, es gibt laut Schneider aber viele leistungsfähige Freiwillige Wehren. "Die sind meist zuerst am Einsatzort." Während die Löscheinheit von der Wache 1 am Lievelingsweg bis nach Medinghoven über Autobahn und Konrad-Adenauer-Damm rund acht bis neun Minuten benötigt, könnten die Helfer aus Duisdorf und Hardtberg schon früher da sein.

Das sogenannte Schutzziel - zehn Mann in acht Minuten vor Ort - soll in Bonn zu 80 Prozent erfüllt werden. Das ist die Vorgabe des Stadtrats von 2008 über den sogenannten Brandschutzbedarfsplan. Um sie bald zu erfüllen, gibt es schon seit einigen Jahren Kooperationen. In Mehlem rücken im Ernstfall etwa Helfer aus Wachtberg oder Remagen an.

Die acht Minuten schafft die Berufswehr von der Wache Godesberg aus nicht immer, so Schneider. In Oberkassel rücken auch Freiwillige aus Königswinter an. Solche Zusammenarbeit habe sich bisher als sehr reibungslos und gewinnbringend herausgestellt. Den Leuten sei es sowieso egal, wer das Feuer löscht. Die Kommunen würden gegenseitig profitieren, bei dieser Sonderform der Amtshilfe werde auch kein Geld hin- und hergeschoben. "Man könnte sie sowieso nur begrenzt abrechnen", sagt Schneider.

Etabliert hat sich laut Feuerwehr auch die gemeinsame Hilfe bei der Wasserrettung auf dem Rhein. Daran beteiligen sich neben Bonn je nach Bedarf Bad Honnef, Königswinter, Niederkassel und Bornheim.

Wie berichtet, braucht die Feuerwehr auf den Venusberg zwischen elf und 13 Minuten. Deshalb soll es auf dem Gelände der Unikliniken eine neue, von ihr bezahlte Wache geben. Schon allein um dort den Brandschutz zu gewährleisten. Wenn alles klappt, "ist mit der Inbetriebnahme 2017 zu rechnen", sagt Schneider.

"Die Vertragsverhandlungen mit der Uni beginnen gerade." Von dem neuen Standort aus könnten Löschfahrzeuge in besonders dringenden Fällen auch bis Ückesdorf und Röttgen fahren. Letzterer Ort ist für Einsatzfahrzeuge auch durch den Wald über die Annaberger Straße und den Rheinhöhenweg zu erreichen.

Damit Hilfe noch schneller da ist, sind in den vergangenen Jahren alte Fahrzeuge durch schnellere und leistungsfähigere ersetzt worden. "Auch die Alarmierung wurde optimiert", sagt Schneider. "Da geht's immer um Sekunden." Im Stadtbezirk Hardtberg würden oft auch Ehrenamtliche vom Technischen Hilfswerk und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz in Lengsdorf einspringen. Die fahren dann mit der dortigen Löscheinheit mit.

Das Schutzziel erreicht man laut Schneider nie zu 100 Prozent. Sei man durch einen Paralleleinsatz zum Beispiel zwar in acht Minuten, aber dafür mit weniger als zehn Leuten am Einsatzort, sei das schon negativ für die Statistik. Das gelte auch, wenn man nur ein wenig später da sei.

Interaktive Karte: So lange braucht die Feuerwehr in Bonn

Grafik: Clemens Boisserée

Grüne Welle für die Einsatzwagen

Neuestes Projekt der Feuerwehr ist es, Ampeln auf Einsatzwegen beeinflussen zu können. "Das wird noch ungefähr ein Jahr dauern", sagt Carsten Schneider von der Berufswehr. Bisher gebe es so etwas nur vor den Wachen 1 und 3. So soll es funktionieren: Per GPS, also von Satelliten erfasst, sollen die Positionen der Einsatzwagen bekannt sein.

Damit wird der Verkehrsleitrechner gefüttert. Sobald der eine Route zum Einsatzort festlegt, werden die Ampeln auf der Strecke schon Minuten im Voraus auf Grün geschaltet. Etwa die an der Autobahnausfahrt Poppelsdorf am Jagdweg. So stauen sich dort keine Autos mehr, die Wehr hätte freie Fahrt. Denn laut Schneider kostet es auch Zeit, wenn "dreimal 16 Tonnen abgebremst werden müssen".

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