Gedenktag der Bücherverbrennung Gymnasiasten zitieren aus Werken verfolgter Autoren

BONN · Es kamen nicht ganz so viele wie im vorigen Jahr, als das Erinnerungsmal anlässlich des 80. Jahrestags der Bücherverbrennung 1933 auf dem Bonner Marktplatz eingeweiht wurde.

 Die Bücher verfolgter Autoren lagen ein Jahr lang in der wasserdichten Kiste unter dem Pflaster. Die Schüler verschenken sie nach der Gedenkveranstaltung ans Publikum.

Die Bücher verfolgter Autoren lagen ein Jahr lang in der wasserdichten Kiste unter dem Pflaster. Die Schüler verschenken sie nach der Gedenkveranstaltung ans Publikum.

Foto: Barbara Frommann

Aber einige hundert Zuhörer hatten die Schüler des Clara-Schumann-Gymnasiums dann doch, als sie bei der Gedenkveranstaltung gestern vor dem Rathaus aus Werken verfolgter Autoren zitierten.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Astrid Memel von der Gedenkstätte Bonn begrüßten die Zuhörer und Schüler, die mit ihren Lehrern Sabine Schmidt, Benedikt Gilich und Dirk Schneider über mehrere Wochen ein umfangreiches Programm vorbereitet hatten. "Ich bin richtig stolz auf meine Schüler, dass sie neben ihrer teilweise bis zu 48-Stunden-Woche bereit waren, den Gedenktag mitzugestalten", sagte Schmidt.

Überrascht zeigte sie sich auch, dass die Jugendlichen der 10. und 11. Jahrgangsstufe beinahe alle Texte auswendig rezitieren konnten. "Das war bei der Generalprobe noch gar nicht sicher", sagte die Lehrerin. Nach einem Beitrag von Julian Moreira Steffens am Klavier trugen seine Mitschüler Janek Meyer, Lars Kreuzberg, Niklas van Detten, Verena Thal, Alexander Borgart, Aurora Hamm, Hanna Abady Melanie Fendt und Janina Meyer Texte von Autoren vor, deren Bücher damals auf Initiative von Professoren und Studenten der Bonner Universität verbrannt worden waren.

Darunter Kurt Tucholskys "Träumerei auf einem Havelsee" und "Deutsche Richter von 1940", "Wenn Haifische Menschen wären" von Bertolt Brecht und "Über das Verbrennen von Büchern" von Erich Kästner. Anschließend öffneten sie gemeinsam mit Nimptsch und Memel eine im Pflaster versenkte wasserdichte Kiste mit Werken verfolgter Autoren.

Sie verschenkten die Bücher ans Publikum und füllten den Behälter umgehend wieder mit Werken anderer Autoren, deren Bücher damals ebenfalls auf dem Scheiterhaufen vor dem Rathaus gelandet waren. Sie sollen beim nächsten Gedenktag im Mai 2015 wieder hervorgeholt und verschenkt werden.

Die Idee zu dieser Bücherkiste hatten die beiden Konzeptkünstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz. Nachdem genügend Geld unter anderem über Sponsoren zusammengekommen war, verwirklichten sie ihre Pläne für das Erinnerungsmal, zu dem auch die im Pflaster eingelassenen bronzenen Buchrücken der zahlreichen Autoren und deren Werke gehören, die in die Flammen geworfen worden waren.

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