Umstrittene Statue am Aloisiuskolleg Gymnasium lässt Heiligenstatue entfernen

Bonn · Die Skulptur vor der Kirche sieht dem ehemaligen Schulleiter und 2010 verstorbenen Missbrauchstäter, Pater Stüper, täuschend ähnlich. Nun wurde sie entfernt.

 Die Statue des Heiligen Jeremias, die inoffiziell auch „Stüper-Denkmal“ genannt wird.

Die Statue des Heiligen Jeremias, die inoffiziell auch „Stüper-Denkmal“ genannt wird.

Foto: Ronald Friese

Das Aloisiuskolleg (Ako) hat eine seit Jahren heiß umstrittene Statue vor dem Eingang seiner Kirche entfernt. Offiziell war sie als Statue des Heiligen Jeremias ausgewiesen, inoffiziell wurde sie als „Stüper-Denkmal“ gehandelt. „Der Respekt vor den zahlreichen Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch und ihr Schutz haben mich nach langem Abwägen zu dieser Entscheidung kommen lassen“, schreibt Rektor Pater Johannes Siebner an die Mitarbeiter, Eltern und Jesuitenbrüder.

Die verbliebene Säule solle vorerst „eine Leerstelle in unserem Prozess der Aufarbeitung markieren.“ Die Ähnlichkeit der Figur mit dem 2010 verstorbenen Internats- und Schulleiter sei „offensichtlich und unbestritten“, so Siebner. Es sei bekannt, dass Pater Ludger Stüper mit dieser Ähnlichkeit kokettiert hat“.

Stüper lebte und arbeitete von 1968 bis 2009 im Kolleg, als Lehrer, Internatsleiter, dann als Schulleiter, zuletzt als Internatserzieher und -helfer. Die Ako-Aufklärungskommission von Julia Zinsmeister ordnete 2011 seine von 35 Berichterstattern geschilderte Handlungen als vielfachen sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen ein.

Bis heute melden sich weitere Opfer. Gegen Stüper wurde bis zum Tod von der Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt. In den 1980er Jahren hatte er die Kollegskirche bauen und davor die Statue aufstellen lassen. Während Jeremias ikonografisch wie bei Michelangelo meist mit Wallebart und vollem Haar ausgeführt wird, hatte sich hier offensichtlich nach alter Tradition der Stifter selbst verewigt.

Er habe Stüper auf die „auffällig ähnlichen Züge“ angesprochen, schrieb 2012 Jesuitenpater Georg Roers, heute Erzbischöflicher Kunstbeauftragter in Berlin. „Die Antwort war ein zufriedenes Grinsen. Er galt als unumschränkter Herrscher. Niemand hatte den Mut, ihm jemals die Maske vom Gesicht zu reißen.“

Siebner konstatiert heute: Ausschlaggebend sei die Aussage auch von Fachleuten gewesen, die Statue sei ein Trigger, ein Schlüsselreiz, der bei nicht wenigen Altschülern erhebliche Gefühle und Erinnerungen bis zur Retraumatisierung auslöse.

Nach dem Zinsmeister-Bericht und dem Buch „Unheiliger Berg“ 2013 sei klar: „Diese Statue repräsentiert Pater Stüper in einer Weise, die nicht angemessen beziehungsweise erträglich ist.“

Das sieht auch der Vorstand des Eckigen Tischs Bonn so. „Dass der Stein des Anstoßes nun entfernt wurde, ist ein erstes sichtbares Zeichen, dass das Ako bereit ist, unser Anliegen anzunehmen“, schreibt der Verein Geschädigter. Man sehe es „als Bestätigung des von uns eingeschlagenen Weges des Dialogs mit Eltern, Schülern, Lehrern, Erziehern und der Kollegsleitung“. Man bedaure jedoch, dass man sich am Ako sechs Jahre lang mit dem „Abbild eines Serientäters als Heiligenbild in der Kollegsmitte nicht ausreichend unwohl gefühlt“ habe. „Stüper wäre auch nach den Gesetzen seiner Zeit ein Straftäter gewesen“, so Heiko Schnitzler. Noch heute litten Menschen unter den Taten. „Es ist noch viel Dialog nötig.“

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