Projekt des Beethovenfestes Hängender Konzertflügel im WCCB kostete 62.000 Euro

Bonn · Der Bürger Bund Bonn kritisiert ein Projekt des Beethovenfestes im vorigen Jahr. Ein hängender Konzertflügel hing im Foyer des WCCB. Wie sich jetzt herausstellte, hat die ungewöhnliche Installation 62.000 Euro gekostet.

Der Überraschungseffekt war garantiert: Die Beethovenfest-Gäste, die im Herbst 2018 die Veranstaltungen im World Conference Center Bonn besuchten, sahen beim Hereinkommen als Erstes einen rosafarbenen, rund 400 Kilogramm schweren Konzertflügel – der an der Decke des Foyers aufgehängt war. Die ungewöhnliche Installation namens „Zukunftsschrei(b)maschine“ sollte dem eher nüchtern-funktionalen Kongresszentrum eine künstlerische Aura verleihen.

Die Kosten dafür haben am Dienstagabend den Finanzausschuss im nichtöffentlichen Teil seiner Sitzung beschäftigt. Der Bürger Bund Bonn (BBB) hatte eine kleine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt. Die Antwort: Die Installation des österreichischen Künstlers Georg Nussbaumer hat Ausgaben von rund 62.000 Euro verursacht. Das Projekt, schreibt die Verwaltung, sei in voller Höhe aus Mitteln der Internationalen Beethovenfeste Bonn GmbH finanziert worden. Eigentümer der gemeinnützigen Gesellschaft mit ihrer Intendantin Nike Wagner sind die Stadt und die Deutsche Welle.

Aus Sicht des Bürger Bunds war das Klavier-Projekt allerdings viel zu teuer. „Das sprengt für uns den Rahmen des Vertretbaren“, erklärte Fraktionschef Marcel Schmitt am Mittwoch. „Der Vorgang zeigt exemplarisch, wie verschwenderisch ein Teil der Bonner Kulturverantwortlichen mit dem Geld des Steuerzahlers umgeht. Dass die Beethovenfest GmbH 2018 ein beachtliches Defizit zu verzeichnen hatte, kann bei derartigen Mätzchen niemanden wundern.“

Das Beethovenfest leidet seit einigen Jahren unter rückläufigen Zuschauerzahlen und schwindenden Erlösen. Im Dezember 2018 musste der Stadtrat den städtischen Zuschuss für das abgelaufene Jahr um 163.000 auf 2,16 Millionen Euro erhöhen, nachdem das Festival tief in die roten Zahlen gerutscht war. Danach blieb noch ein Defizit von rund 500.000 Euro übrig, das laut Beethovenfest mit einem Griff in die Rücklagen ausgeglichen werden konnte. Nike Wagner hatte den Besucherrückgang unter anderem damit begründet, dass das WCCB als Ersatzspielstätte für die Beethovenhalle vom Publikum nicht angenommen werde.

Wagner und Nussbaumer kennen sich schon länger. Als damalige Leiterin des Kunstfestes holte sie den Österreicher im Jahr 2013 nach Weimar, wo er seine Installation „Lohengrin-Gelände“ präsentierte.

Die Entscheidung für das Konzertflügel-Projekt in Bonn war vom Aufsichtsrat des Beethovenfestes abgesegnet, wie die Bonner Stadtverwaltung mitteilt. Die Sprecherin des Beethovenfestes ließ eine GA-Anfrage zu diesem Thema bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.

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