Zuschuss unter Vorbehalt Hängepartie ums Deutsche Museum

Bonn · Rettungsanker oder Todesstoß für das Deutsche Museum: So könnte man die Diskussion um den Erhalt des Deutschen Museums an der Ahrstraße im Finanzausschuss in aller Kürze beschreiben. Die Bonner Kommunalpolitik will dem Museum nur einen Zuschuss unter Vorbehalt gewähren.

„Wenn wir das so im Stadtrat Ende des Jahres beschließen, macht das Mutterhaus in München die Bonner Dependance zu“, sagte SPD-Ausschussmitglied Peter Kox im Plenum. Am Dienstagabend hat die Koalition aus CDU, Grünen und FDP beschlossen, das Wissenschaftsmuseum ab 2019 mit 300.000 Euro zu unterstützen. Das sind zwar 50.000 Euro mehr als zuvor, aber deutlich weniger als das Deutsche Museum und sein Förderverein „Wissen schaf(f)t Spaß“ sich von der Stadt erhoffen. Im neuen Finanzplan sind jährlich 400.000 Euro städtische Gelder einkalkuliert worden, um dauerhaft überleben zu können. Diese Summe steht im Doppelhaushalt 2017/18 noch zur Verfügung.

Für einen Änderungsvorschlag der SPD, den Zuschuss ab 2019 auf 400.000 Euro zu erhöhen, fand sich keine Mehrheit. Der Haushaltsposten ist außerdem mit einem Vorbehalt versehen: Im Frühjahr will man sich noch einmal anschauen, ob die restliche Finanzierung steht. Das hat vor allem den Hintersinn, dass man abwarten möchte, ob und wie viele Gelder die umliegenden Kommunen und Kreise für den Erhalt in ihre jeweiligen Haushalte einstellen. Sämtliche Haushaltsberatungen laufen derzeit, der Rhein-Sieg-Kreis hat signalisiert, zwischen 75.000 und 100.000 Euro beitragen zu wollen.

„Wir brauchen eine belastbare Grundlage für das Museum“, begründete Grünen-Fraktionssprecher Peter Finger die Wiedervorlage. Die Koalition verfolge mit ihrem Vorschlag „das Ziel, das Deutsche Museum in eine gesicherte Zukunft zu überführen.“ Und Klaus-Peter Gilles von der CDU meinte: „Mit unserem Konzept kommen wir den Vorstellungen des Museums entgegen und setzen ein erstes Signal.“ Dem Vernehmen nach sind Teile der Koalition durchaus bereit, eine bleibende Finanzierungslücke zu schließen und den Zuschuss möglicherweise nach oben anzupassen.

Großer Zuspruch aus der Bevölkerung

Auch wenn der Betrag von 300.000 Euro nicht den Vorstellungen des Fördervereins und des Museums entspricht, äußerte sich Antonio Casellas von „Wissen schaf(f)t Spaß“ verhalten positiv: „Ich erkenne in dem Beschluss eine Kehrtwende und habe nun das Gefühl, wir ziehen alle an einem Strang.“ Aus dem Mutterhaus in München hieß es am Mittwoch auf Anfrage: „Wir sehen einen positiven Prozess in Gang gesetzt, den wir jetzt nicht abschneiden wollen“, sagte Museumssprecher Gerrit Faust. Ursprünglich wollten die Münchner einen fixen Finanzplan bis Ende dieses Jahres vorliegen haben. Andernfalls müsste das Haus abgewickelt werden.

Dazu erklärte Faust, München werde die Entwicklung bis zum Frühjahr kommenden Jahres beobachten und erwarte dann einen tragfähigen Finanzplan, wie es weitergehen kann. „Der Beschluss hat uns etwas Luft verschafft“, so Museumsleiterin Andrea Niehaus, „aber es bleibt ein mühsamer Prozess, der manchmal auch frustrierend ist.“ Angesichts großen Zuspruchs aus der Bevölkerung „sieht die Belegschaft die Zukunft nicht ganz so düster.“ Neben dem Museumsbetrieb sei die Expertise als außerschulischer Lernort für die technischen MINT-Fächer ein wichtiges Zukunftsthema.

Aktuell sieht ein Ratsbeschluss von 2015 die Schließung des Museums vor, das die Stadt bisher mit 830.000 Euro pro Jahr finanziert hat. Zum 31. Januar 2018 ist der Vertrag zwischen Stadt und Deutschem Museums gekündigt worden. Förderverein und Museum haben einen Rettungsplan erarbeitet: 600.000 Euro müssten Stadt und umliegende Kommunen jährlich für den Betrieb beisteuern. Weitere 600.000 Euro kämen aus Projektmitteln, unter anderem vom Förderverein.

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