Baby Pauls Mutter ermittelt Haftbefehl wegen versuchten Totschlags für 21-Jährige

BEUEL · Ein Hinweis hat die Ermittler auf die Spur der 21-Jährigen geführt, die ihren Neugeborenen ausgesetzt hat.

Fünf Wochen lang hat die Polizei nach ihr gesucht, nun ist die Mutter von Baby Paul gefunden: Beamte nahmen am Freitag eine 21-Jährige fest, die ihr Neugeborenes am 28. Juni in einem Gebüsch in Ramersdorf ausgesetzt hat. Am Nachmittag erließ ein Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen versuchten Totschlags.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, führte einer der zuletzt eingegangenen Hinweise aus der Bevölkerung zu der 21-Jährigen. Die junge Frau habe die Tat bei der Polizei gestanden und auch ausführlich Angaben zu ihrer Motivlage gemacht. Beim Ermittlungsrichter habe sie jedoch im Beistand einer Anwältin keine Aussage mehr gemacht. Näheres zur Tat und zur Person der Frau wollten die Ermittler nicht bekannt geben. "Wir müssen erst den Wahrheitsgehalt ihrer Geschichte überprüfen", erklärte Oberstaatsanwalt Robin Faßbender dem General-Anzeiger am Freitag.

Auch über die Verbindung der jungen Frau zu der Stelle, an der sie das Baby aussetzte, äußerten sich die Ermittler nicht. In ihrer Erklärung teilen sie lediglich mit: Die 21-Jährige habe "persönliche Bezüge in die Nähe des Aussetzungsortes". Davon waren die Polizisten nach Beratungen mit der Staatsanwaltschaft und einem Profilerteam des Landeskriminalamtes schließlich auch ausgegangen und hatten am 22. Juni in einem Quadratkilometer großen Areal rund um die Aussetzungsstelle in unmittelbarer Nähe des Landgrabenwegs Fahndungsplakate aufgehängt und Flugblätter verteilt. Daraufhin seien eine Reihe weiterer Hinweise eingegangen, teilten die Ermittler am Freitag mit, und einer der Hinweise habe auf die Spur der Mutter geführt.

Drei Jugendliche im Alter von 16 und 19 Jahren hatten den 3300 Gramm schweren Jungen kurz vor Mitternacht in der Nähe des Schießbergwegs am Telekom-Campus gefunden. Die drei jungen Männer waren durch das Wimmern des Neugeborenen aufmerksam geworden, und als sie in dem Gebüsch nachsahen, entdeckten sie den Rucksack mit dem Baby. Noch an Ort und Stelle war der Neugeborene von einem Notarzt versorgt und anschließend in die Kinderklinik gebracht worden. Dort gab man dem Baby den Namen Paul.

"Wir müssen den Wahrheitsgehalt ihrer Geschichte überprüfen"Oberstaatsanwalt Robin Faßbender

Wegen der Umstände des Falles setzte die Polizei eine Mordkommission ein, die nach der Mutter des Kindes fahndete. Was die Ermittler dazu bewog von einem versuchten Tötungsdelikt auszugehen, war der Ort der Aussetzung: Das Gebüsch, in dem die Mutter ihr neugeborenes Baby aussetzte, liegt an einem Weg, der vor allem am Wochenende selten genutzt wird.

Es ist ein schmaler Pfad, der parallel zu den Bahngleisen hinter einem Parkhaus der T-Mobile-Niederlassung am Landgrabenweg verläuft und unmittelbar vor der Bahnunterführung auf den Schießbergweg abknickt. Genau in diesem Knick hatten die drei jungen Männer den Säugling gefunden.

Diese Stelle ist von Passanten nicht unbedingt gut einzusehen, insbesondere nicht im Dunklen. Auch gibt es in der unmittelbaren Umgebung von etwa hundert Metern keine Wohnbebauung, wo Anwohner auf ein Wimmern oder Schreien des ausgesetzten Babys hätten aufmerksam werden können. Wegen der Nähe zu den Gleisen der Eisenbahn soll der enge Weg auch nicht besonders beliebt bei Spaziergängern sein. Also ein Ort, an dem die Mutter wohl nicht davon ausgehen konnte, dass das Baby schnell gefunden wird.

Davon gehen nun auch die Ermittler aus, wie der im Haftbefehl formulierte Tatvorwurf zeigt. Der lautet auf versuchten Totschlag und das bedeutet: Es besteht der Verdacht, dass die 21-Jährige den Tod des Babys billigend in Kauf nahm. Ob die Mutter ihr Kind zu Gesicht bekommen wird, ist ungewiss, das liegt in der Verantwortung des Jugendamtes. Das hat das Sorgerecht für den Findling, der inzwischen bei Pflegeeltern untergebracht ist. Wie das Presseamt der Stadt kürzlich mitteilte, will das Paar den kleinen Jungen adoptieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort