Beobachtung in der Hatschiergasse Streiten in Bonn Sittiche und Krähen um ihr Revier?

Bonn · Konkurrenzkämpf in der Hatschiergasse in Bonn? Anwohner meinen Revierkämpfe zwischen Schwärmen von Halsbandsittichen und Rabenkrähen beobachtet zu haben. Experten ordnen das Geschehen ein.

 Ein Halsbandsittichpaar hat sich in einer Hausfassade eine Bruthöhle eingerichtet, für die ein Buntspecht die Vorarbeit geleistet hatte.

Ein Halsbandsittichpaar hat sich in einer Hausfassade eine Bruthöhle eingerichtet, für die ein Buntspecht die Vorarbeit geleistet hatte.

Foto: Matthias Overmann

Der scheinbare Kampf zwischen Schwärmen von Halsbandsittichen und Rabenkrähen in der Nähe des Rheinufers beschäftigt die beobachtenden Anwohner. Mehrfach waren die so unterschiedlichen Vogelschwärme in den frühen Abendstunden im Bereich der Hatschiergase, die Erzbergerufer und Sandkaule miteinander verbindet, gesichtet worden.

„Es liegt ja auch nahe“, sagt Esther Koch von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bonn (OAG), „dass man annehmen könnte, die in unserer Fauna eher fremde Papageienart verdränge die einheimischen Vögel.“ Doch dieser Rückschluss sei wissenschaftlich nicht haltbar. Es handele sich bei dem vermeintlichen Angriff um einen ganz normalen Konkurrenzkampf. Zur Verdeutlichung fügt sie hinzu, man möge sich das eher so vorstellen, wie sich Menschen um einen Parkplatz stritten.

„Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass die Rabenkrähen, die auch als Räuber gelten, tendenziell von den meisten anderen Vogelarten vertrieben werden“, bestätigt ihr Biologen-Kollege Matthias Overmann bei einem Ortstermin. Da die Halsbandsittiche Höhlenbrüter sind, so Overmann, der sich bereits in seiner Masterarbeit mit den Halsbandsittichen beschäftigte, hätten die Rabenkrähen keine Chance, an sie heranzukommen. Er kommt am Ende zu dem Schluss, dass die Papageienart die Rabenvögel vertreibt, „weil die sich – schlicht und einfach – nicht mögen.“

 Er konnte in der Altstadt die Beobachtung machen, dass die in Fassadenlöchern nistenden Sittiche Rabatz gemacht hätten, wenn Elstern versucht hätten, Äste aus ihren Nestern abzuknipsen. „Das finden die auch nicht cool“, so der Vogelexperte. Grundsätzlich könne man sagen, dass nahezu alle Vögel versuchten, die Rabenkrähen zu vertreiben. Konkret für den beobachteten Luftkampf in der Hatschiergasse heißt das für Overmann, dass es sich um ein normales Verhalten der Vögel handelt. „Sehr unwahrscheinlich, dass ein Schwarm von Halsbandsittichen gezielt auf einen Krähenschwarm losgeht.“ Schließlich seien die Vogelarten auch keine direkten Fressfeinde. „Eine Rabenkrähe würde nicht auf die Idee kommen, sich einen Halsbandsittich zu holen.“ Selbst in dem seltenen Fall, dass ein Halsbandsittich in der Höhle eines Baumes niste, in dem auch eine Rabenkrähe ihr Nest gebaut hätte, könne man einen direkten Angriff letztlich ausschließen.

Ursprünglich in Afrika und Indien zu Hause, kamen die Halsbandsittiche als beliebte Volierenvögel nach Europa, wo sie in Zoos und bei Privatleuten in Käfigen gehalten wurden. 1967 wurden die ersten Vögel am Rheinufer in Köln gesichtet. Vermutlich waren sie dem Zoo entflogen. Aus den Einwanderern hat sich inzwischen alleine in Bonn eine Population entwickelt, die noch im vergangenen Sommer mit knapp 2600 Exemplaren gezählt wurde. Im Winter konnten dagegen nur noch 823 Halsbandsittiche an den bekannten Schlafplätzen ermittelt werden, sagt Koch.

Auch wenn es immer wieder dazu käme, dass einige Vögel den Winter nicht überlebten, müsse man bei dem großen Unterschied jedoch eher davon ausgehen, dass die Sittiche neue Schlafplätze gefunden hätten. Bisher hatte man sie vor allem im Bereich der LVR-Klinik, dem Nord- oder auch dem Alten Friedhof gezählt, wo es große alte Platanen gibt, in denen die Vögel ihre Höhlen finden.

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